In ihren ersten vier Wochen als neue Generalkonsulin hat Christiana Markert schon einiges erlebt: die erste Reise im Land, Treffen mit kasachstandeutschen Unternehmern, eine pulsierende Metropole mit freundlichen Menschen. Im Gespräch mit der DAZ gibt sie einen Einblick in ihre Pläne für die kommenden Monate.

Sie sind seit vier Wochen Generalkonsulin in Almaty. Wie haben Sie sich eingelebt und was sind Ihre ersten Eindrücke von Kasachstan?

Ich habe mich schneller eingelebt als erwartet. Das hängt zum einen mit dem sehr professionellen Team des Generalkonsulats zusammen, zum anderen bin ich hier überall sehr freundlich aufgenommen worden. Ich habe meine Antrittsbesuche absolviert – zunächst bei den kasachischen Institutionen wie dem Außenministerium und den europäischen Generalkonsuln –, und führe das jetzt fort. Auch konnte ich mir einen ersten Überblick über die deutschen Institutionen vor Ort verschaffen. Jetzt freue ich mich auf ein Treffen mit dem Akim und weiteren kasachischen Institutionen.

Was gefällt Ihnen in Almaty am besten? Die Berge, das reiche Kulturleben, die Gastfreundschaft der Menschen?

Ich bin sehr positiv überrascht von dem vielfältigen urbanen Leben, das es hier gibt –
etwa den vielen Cafés und Restaurants. Ich konnte auch schon die Oper und die Philharmonie besuchen, und das hat mir sehr gefallen. Von den Bergen habe ich leider noch nicht so viel gesehen. Ich hoffe aber, dass sich das ab dem Frühjahr ändern wird.

Hatten Sie schon Gelegenheit zum Reisen?

Vor wenigen Tagen hatte ich meine erste Dienstreise zum „Baikonyr Invest“-Forum in Kyzylorda. Wir waren in diesem Rahmen auch im Kosmodrom. Den geplanten Raketenstart konnten wir leider nicht sehen, weil das Wetter nicht mitgespielt hat. Das Museum war aber auch sehr interessant. Spannend fand ich die Pläne, die Kyzylorda hat. Der Tourismus in Bajkonur soll ausgebaut werden, auch mithilfe von Investoren. Und die Entwicklung der erneuerbaren Energien geht voran, wie dort zwei geplante Solarparks zeigen.

Inwieweit sind Sie schon vor ihrem Einsatz hier mit den postsowjetischen Ländern in Berührung gekommen?

Ich war vor 15 Jahren einmal in Taschkent und Samarkand. Das waren aber Konferenzen im Rahmen einer Dienstreise, so dass ich keinen wirklichen Einblick in das Land gewinnen konnte. Im Gegensatz zu anderen Kollegen hier, die in Moskau, Sankt Petersburg oder den Kaukasus-Ländern im Einsatz waren, habe ich keinen postsowjetischen Hintergrund. Für mich lag der Reiz an der Stelle in Almaty darin, noch einmal etwas ganz Neues kennenzulernen.

Sie waren schon an den unterschiedlichsten Orten der Welt im Einsatz: Washington, Prag, Sarajewo, Singapur. Was war ihre bislang herausforderndste Station?

Das ist schwer zu sagen. Politisch war Bosnien-Herzegowina eine Herausforderung, wegen des politischen Stillstandes, der das Land zurückhält und auch die Arbeit vor Ort erschwert. Mein erster Posten war Prag – das ist immer etwas Besonderes. Man muss sich einarbeiten, eingewöhnen. Außerdem hatten wir damals eine interessante, wenngleich schwierige Phase in den bilateralen Beziehungen. Vergleichsweise einfach war Singapur, weil die Singapurer eine sehr zielgerichtete Politik mit klaren Prioritäten haben und sehr effizient arbeiten. So lassen sich leicht Ergebnisse erzielen.

Die erste Veranstaltung, die Sie in Almaty besucht haben, war die Eröffnung des Büros von DB Schenker. Sie konnten dabei Vertreter der deutschen Wirtschaft und deutscher Unternehmen in Kasachstan kennenlernen. Welchen Eindruck haben Sie von deren Stimmung gewonnen?

Das Bild ist noch nicht abschließend. Ich denke, die Wirtschaftsbeziehungen sind gut, aber es gibt noch Luft nach oben. Auf jeden Fall freuen wir uns, dass jetzt nach zehn Jahren das Problem mit den Hermes-Bürgschaften für deutsche Exporte nach Kasachstan gelöst werden konnte, und hoffen, dass sich dadurch die Investitionsbedingungen verbessern.

Wie wird das Generalkonsulat die deutschen Unternehmen in seinem Konsularbezirk unterstützen?

Wir können u.a. ein Forum sein, um Menschen zusammenzubringen, und den Informationsaustausch fördern. Durch Reisen wie nach Kyzylorda erfahren wir von Plänen, die wir weitergeben können. Ich werde demnächst mit dem neuen Delegierten der Deutschen Wirtschaft, Herrn Voskanyan (Hovsep Voskanyan, Red.), besprechen, wie wir die gemeinsame Zusammenarbeit vertiefen. Eine Möglichkeit wären z.B. gemeinsame Reisen in die Regionen.

Gibt es in Ihren Planungen inhaltliche oder geographische Schwerpunkte?

Die inhaltlichen Schwerpunkte ergeben sich in gewisser Weise aus den Schwerpunkten, die beim Besuch von Staatspräsident Tokajew in Berlin gesetzt und im Gespräch mit der Bundeskanzlerin vertieft wurden, ferner aus der EU-Zentralasienstrategie. Dazu gehören Logistik, Konnektivität und Umwelt. In Kyzylorda habe ich gemerkt, dass von kasachischer Seite ein großes Interesse an dem Thema Erneuerbare Energien besteht. Es gibt bereits eine erfolgreiche bilaterale und regionale Zusammenarbeit im Bereich Wassermanagement, die wir ausbauen wollen. Das Auswärtige Amt hat eine neue Initiative ins Leben gerufen, die „Green Central Asia“ heißt. Am 28. Januar soll es hierzu eine Auftaktkonferenz mit den Außenministern aller zentralasiatischen Staaten geben. Auch im Agrarbereich sehe ich viel Potential.

Sie haben den Besuch des kasachischen Staatspräsidenten Kassym-Schomart Tokajew in Deutschland erwähnt. Es war das erste Mal seit acht Jahren, dass ein Präsident Kasachstans nach Berlin gekommen ist. Welche Bedeutung hat das für die deutsch-kasachischen Beziehungen?

Der Besuch war sehr wichtig, und wir hoffen, dass dadurch neues Momentum generiert wird. Der kasachische Staatspräsident hat davon gesprochen, dass er „goldene Brücken“ bauen möchte und deutschen Investoren besondere Bedingungen gewährt werden. Hier warten wir jetzt auf die Konkretisierungen. Es wurde beim Besuch eine Reihe von Absichtserklärungen mit deutschen Ressorts unterzeichnet, ebenso eine Absichtserklärung über die bilaterale wirtschaftliche Zusammenarbeit, die jetzt mit Leben gefüllt werden müssen.

Zum Aufgabenbereich des Generalkonsulats zählen auch die Förderung der deutschen Minderheit und der deutschen Sprache. Haben Sie in diesen Bereichen schon Pläne für die nächste Zeit?

Ich habe schon viele Menschen getroffen, die aus Kasachstan stammen, als Kinder oder Jugendliche mit ihren Eltern nach Deutschland gegangen sind, und jetzt als Vertreter deutscher Unternehmen wieder hier sind. Das sind nicht nur vorzeigbare Erfolgsgeschichten, das ist auch ein Potential, das man weiter fördern sollte. Ich habe das Gefühl, dass die deutsche Minderheit gut aufgestellt ist. Vor kurzem habe ich das Deutsche Theater in Almaty besucht und eine Aufführung zum Schicksal der Russlanddeutschen gesehen, die sehr gut besucht war (die DAZ berichtete am 22. November 2019, Red.). Der Großteil der deutschen Minderheit lebt nicht in meinem Konsularbezirk, sondern eher im Norden. Ich möchte aber, wenn ich meine Reisen durch die Oblaste unternehme, die regionalen Ableger der „Wiedergeburt“ besuchen und sehen, welche Erfolge, aber auch Sorgen es dort gibt.

Sie waren von 2003 bis 2007 Referatsleiterin Förderung der deutschen Sprache und der deutschen Minderheiten im Ausland beim Auswärtigen Amt in Berlin. Wie helfen Ihnen die Erfahrungen aus dieser Zeit bei Ihrer aktuellen Arbeit?

Was ich aus dieser Zeit sehr gut kenne, sind zum einen die deutschen Mittlerstrukturen. Auch das Konzept der PASCH-Schulen ist damals entwickelt worden, als ich zuständig war. Das fiel in die erste Amtszeit unseres heutigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier als Außenminister. Er hatte die feste Absicht, dass Kultur ein Schwerpunkt seiner Amtszeit sein sollte. Wir haben uns dann in der Kulturabteilung des Auswärtigen Amts mit vielen Mitarbeitern zusammengesetzt und das PASCH-Programm entwickelt. Von daher ist mir das sehr vertraut.

Am Freitag wurde in Berlin die Vereinbarung zum Deutsch-Kasachischen Zentrum in Nur-Sultan unterschrieben. Welche Bedeutung sehen Sie darin für die deutsche Minderheit in Kasachstan und ihr Zusammenleben mit den anderen Bevölkerungsgruppen des Landes?

Es ist wichtig, dass die deutsche Minderheit mit dem Zentrum in der Hauptstadt des Landes vertreten sein wird, wo auch die Regierungsstellen sitzen. Das hilft ihr, sich noch stärker zu konsolidieren, und ihre Sichtbarkeit gegenüber der kasachischen Regierung zu wahren. Außerdem setzt die deutsche Minderheit damit ein weiteres Zeichen, dass sie sich als fester Bestandteil der kasachstanischen Gesellschaft sieht.

Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Wer begleitet und unterstützt sie bei Ihrem Einsatz?

Zurzeit bin ich hier Einzelkämpferin. Aber mein Lebensgefährte, der in Prag lebt, kommt über Weihnachten zu Besuch, so dass ich über die Feiertage und den Jahreswechsel nicht alleine bin. Ansonsten wird mein Lebensgefährte zwar nicht nach Almaty ziehen, aber pendeln.

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Christoph Strauch.

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