Die Jugendstil-Villa der Alten Turnerschaft Palatia ragt hoch über die Dächer Tübingens. Ein junger Herr mit Hemd und Seitenscheitel öffnet die Tür zu einem imposanten Saal. Benjamin lebt bereits seit zwei Jahren in der Studentenverbindung. Als er eine Wohnung suchte, erzählte ihm der Freund seines Vaters von dieser Möglichkeit. Günstige Zimmer und eine enge Gemeinschaft überzeugten den Jura-Studenten schließlich. Hier traf er auf Gleichgesinnte: „Es stimmt schon, dass die Leute in der Verbindung eher konservativ eingestellt sind, aber wir sind keine Neonazis“, betont er angesichts von Vorwürfen linker Studentengruppen. Tradition und Gemeinschaft spielen eine große Rolle: Auf sogenannten Kneipen singt, trinkt und redet man im formellen Rahmen. Auch Konvents finden regelmäßig statt, auf denen basisdemokratisch über die Organisation im Haus und das öffentliche Auftreten entschieden wird. In den Paukstunden wird das akademische Fechten erlernt. Bei den „Pfälzern“, wie die Alte Turnerschaft Palatia genannt wird, ist es einem selbst überlassen, einen richtigen Fechtkampf (Mensur) mit scharfen Waffen zu schlagen oder nicht. Dies kann durchaus blutig enden: Die dadurch entstehenden Narben werden Schmisse genannt. Benjamin hat sich dafür entschieden. Besonders stolz ist er auch auf den hauseigenen Stocherkahn, den in Tübingen typischerweise jede Verbindung besitzt. Benjamin kostet die Vorteile des Verbindungslebens voll aus: „Man wohnt wirklich zusammen und lernt viele Leute – auch aus anderen Verbindungen kennen“, meint er, „es kostet zwar viel Zeit, aber gibt einem auch wahnsinnig viel zurück.“

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