Die Energiemesse „Power Kazakhstan“ beherbergt viele internationale Aussteller der Energiesparte, auch viele deutsche sind dabei. So auch in der letzten Woche vom 27. bis 29. Oktober, als die Messe bereits zum 15. Mal stattfand. An Beweggründen für Kooperationen mit Kasachstan scheint es nicht zu mangeln, es scheinen davon nur immer mehr zu werden.

Es ist das deutsche Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie selbst, das die Möglichkeit eines Gemeinschaftsstands auf der „Power Kazakhstan 2015“ anbietet und den dort teilnehmenden Firmen ein repräsentatives Gesamtpaket liefert. Für manche Teilnehmer ist es das kasachstanische Messedebüt, für andere offenbar eine bewährte Leistung, die sie wiederholt in Anspruch zu nehmen bereit sind.

Bildmitte: DAZ im Gespräch mit (von li.) Torsten Roser (Generalkonsulat Almaty), Susanne Lein und Daniel Lafond (deutsches Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie) | Bild: GK Almaty

„Power Kazakhstan“ ist die führende internationale Messe in Kasachstan für Hersteller und Lieferanten von Produkten sowie Dienstleistern in der Energiebranche. Sie bringt seit 2001 jährlich Fachleute aus dem Themenbereich Energie zusammen und gilt ihrerseits als das größte, meistbesuchte und wichtigste Forum dieses Zweigs in Zentralasien. Power Kazakhstan wird unterstützt von dem Energieministerium der Republik Kasachstan, der Kasachischen Gesellschaft für Verwaltung elektrischer Netze (KEGOC), dem Akimat Almatys, der Kasachstanischen Elektroenergetischen Assoziation (KEA), dem Bund der Energieingenieure, dem Bund der Ingenieur-Gesellschaften und dem „Kasachischen Forschungsinstitut für Energetik Schafik Tschikin“.

Es trifft sich nicht zufällig, dass diese Messe in Almaty stattfindet, nach wie vor ist es der wichtigste Messestandort und auch das Wirtschaftszentrum des Landes. Trotzdem, dass in der Region keine der zwei wichtigen Rohstoffe Öl und Gas gewonnen werden, trägt sie mit bis zu zwanzig Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Diesen Punkt hebt selbstverständlich auch gern das Generalkonsulat hervor und unterstreicht damit die Attraktivität und den weiter wachsenden Energiebedarf der Region: „Almaty ist trotz des Umzugs der Hauptstadt nach Astana das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Landes geblieben“, so der Kommentar von Torsten Roser.

Es ist bereits das dritte Jahr, dass der deutsche Gemeinschaftsstand unter der Mitwirkung des Generalkonsulats in Almaty auf der Messe vertreten ist, und es wird sicherlich nicht das letzte Mal sein. Sprecher des Bundesministeriums sind sichtlich positiv dem größer werdenden kasachstanischen Markt gegenüber eingestellt: „Wir sind sehr froh, in Ländern wie Russland, Ukraine, Kasachstan und anderen GUS-Staaten zu arbeiten, und es gefällt uns ausgesprochen gut hier vor Ort in Kasachstan. Wir hoffen, dass wir in diesen Tagen Erfolge verzeichnen können und uns alle auch im kommenden Jahr wiedersehen“, so die Begrüßungsworte von Susanne Lein, der Leiterin der Geschäftsstelle Export-initiative Energieeffizienz im BMWi.
Auch die Ausstellenden sind allesamt zuversichtlich.

Die Resonanzen sind alle durchweg positiv, man sei sehr zufrieden mit dem Messeverlauf und knüpfe wertvolle Geschäftskontakte. Man muss natürlich immer abwarten, ob, und wenn ja, was sich konkret aus welchen Kontakten entwickelt.

Alex Schmelzer, Produktmanager von Tracto-Technik, einer der vielen deutschen Aussteller bei der „Power Kazakhstan 2015“ Messe. | Bild: Julia Boxler

Viele Unternehmen aus der Energiebranche sind wieder angereist um ihre Technologien zu präsentieren, viele auch im Bereich um erneuerbare Energien. Das alles hat nicht zuletzt mit den gegenwärtigen Bemühungen der Regierung Kasachstans auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien zu tun. Wie die DAZ auch in vorangehenden Ausgaben immer wieder berichtete, wird sehr aufwändig daran gearbeitet das Investitionsklima zu verbessern. Diese Bemühungen umfassen beispielsweise die Investitionsgesetze, oder etwa die Beratungsmaßnahmen auf ministerialen Ebenen. Dabei sieht man in Kasachstan Deutschland gern als den „großen Bruder der grünen Energien“, und auch Deutschland sieht sich gern in diesem Licht. Susanne Lein kann das vor allem für den Bereich Energieeffizienz bestätigen. Seit drei Jahren hat man dort in der Exportinitiative Kasachstan als einen interessanten Zielmarkt, nicht zuletzt wegen der Expo 2017, und das Interesse der deutschen Unternehmen aus dem Industriebereich für Energieeinsparungstechniken ist extrem groß und wächst stetig. Man sei in diesem Bereich auch nicht auf die politischen Rahmenbedingungen angewiesen, wie es bei erneuerbaren Energien der Fall ist. Energieeffizienz rechnet sich meist als wirtschaftliche Investition, solche Maßnahmen werden mit steigenden Energiepreisen nur noch attraktiver, denn mit Energieeinsparungen spart man auch unmittelbar Kosten. Damit ist „Made in Germany“ nicht nur ein Gütesiegel in Produktion und Technologie; auch im Bereich der Innovation schaut man gern auf zum einen der Innovationsführer bei den erneuerbaren Energien in Zentraleuropa. Deutschen Unternehmen läuft derzeit noch ihr hervorragender Ruf voraus, und man genießt dadurch nicht selten Vorteile gegenüber seinen Konkurrenten. Besonders durch den starken deutschen Mittelstand zeichnet sich Deutschland aus; die sogenannten „hidden champions“ sind teilweise Weltmarktführer in speziellen Technologien. Firmen deren Namen nicht unbedingt bekannt sind, die aber weltweit agieren und sich auch zunehmend für Zentralasien interessieren.

So auch die Firma Tracto-Technik aus dem Sauerland. Es ist ein mittelständiges Familienunternehmen mit Sitz in Deutschland und ist nahezu weltweit vertreten, angefangen bei den USA bis hin zu China und Japan. Das Unternehmen entwickelt und baut seit 1962 Maschinen für die unterirdische Verlegung und grabenlose Erneuerung von Rohrleitungen und ist Weltmarktführer auf dem Gebiet der Erdraketen mit Bodenverdrängungsverfahren. Die Kunden für diesen stetig wachsenden Markt kommen aus den Bereichen Versorgung mit Gas, Wasser, Strom, Fernwärme und Telekommunikation sowie der Abwasserentsorgung. Grabenlose Technologie ist besonders in Städten mit Großbaustellen populär, um langfristige Verkehrssperrungen zu umgehen – da scheint sich Kasachstan mit seinem Bauboom durchaus anzubieten.

Die Firma ist auch im Bereich Geothermie tätig, weshalb sie auch bereits das zweite Jahr auf der Energiemesse ausstellt. Mit ihrem kasachischen Neukunden Terra-Energy aus Petropawlowsk („SPMK-4“ GmbH) haben sie vor einem Jahr ihr Geschäftsdebüt in Kasachstan eingeläutet. Nun will sich ihr Partner auf der EXPO-2017 als kasachischer Marktführer in Sachen regenerative Energie aus Geothermie mit seinen bis dahin aufgebauten Projekten vorstellen. Besonders in Petropawlowsk werden viele Schulen, Kindergärten und öffentliche Gebäude noch mit Fernwärme über marode sowjetische Leitungen versorgt, deren Instandhaltung sehr kostspielig ist. Zurzeit laufen vier Projekte mit Schulen, zwei in Astana, zwei in Petropawlowsk, in der Summe mit ca. 5500 Wohnmetern.

Tatiana Sorokopudowa repräsentiert auf der Messe die kasachsiche Tochtergesellschaft von GreenEnergy3000, ihr Ziel hier: „Das Knüpfen vieler Kontakte zu Unternehmen in Aussicht auf mögliche Partnerschaften.“ | Bild: Julia Boxler

Dieser Winter wird als Maßstab für die Heizkosten genommen „Man will im nächsten Jahr sehen was man an Geld gespart hat, um sagen zu können – es lohnt sich in alternative Energien, in diesem Fall Wärmepumpen, zu investieren“, so Produktmanager Alex Schmelzer. Man ist sehr aufgeschlossen für neue Märkte und freut sich auf die Herausforderung Kasachstan, was man als sehr lukrativen zukunftsträchtigen Geschäftsstandort ansieht und an dem man sich gern als Pionier etablieren möchte. Der Schlüssel und Zugang zu diesem Markt sind Vermittler auf sprachlicher, kultureller und geschäftlicher Ebene, für die Firma Tracto ist es ihr regionaler Vertreter Viktor Ganz. Als kasachstandeutscher Spätaussiedler verfügt er über die notwendigen Voraussetzungen, um zwischen den Deutschen und Kasachischen Geschäftspartnern zu vermitteln. Der Elektroingenieur Viktor Ganz liebt Deutschland, ist aber im Herzen noch sehr eng mit seinem Geburtsland Kasachstan und der Heimatstadt Almaty verbunden und lebt zwischen den Welten.

Er ist sehr optimistisch eingestellt, auch was die Einführung neuer Technologien angeht, insbesondere die eigenständige Entwicklung der GUS-Staaten und Zentralasiens. „Es gibt eine sehr starke Entwicklung, auch in Richtung von Eigenproduktion, man hat verstanden, dass man sich von Produktimporten hin zu Exporten entwickeln muss. Und jedes Produkterzeugnis findet seinen Kunden. Man muss dabei von anderen lernen. Wir aus Deutschland helfen gern dabei.“ Er erwähnt dabei auch China, auf das man hier in Zentralasien auch mit großen Augen blickt. Die Grenzen zwischen den Staaten, die Wissen transportieren und die Wissen anwenden, verschwimmen demzufolge nach und nach.

Ein anderes Unternehmen, GreenEnergy3000 Holding, ist eine Deutsche Gesellschaft, die seit 20 Jahren im Bereich der erneuerbaren Energie arbeitet. Seit 2014 hat sie auch eine Niederlassung in Kasachstan gegründet, die GreenEnergy3000 Kasachstan GmbH. Man bietet Projektpakete an und entwickelt, projektiert, plant und baut Solar– und Windanlagen. Man arbeitet in Zusammenarbeit mit kasachischen Partnern, ein Projekt ist bereits in der Etappe des Erhalts der Baugenehmigung, drei weitere Projekte sind im Entwicklungsstadium. Nach Angaben von Mitarbeiterin Tatiana Sorokopudowa will die Gesellschaft auf neue Märkte expandieren und dabei hat man sich ausgerechnet Kasachstan als ersten ausländischen Markt ausgesucht. Als Ziel hat natürlich auch dieses Unternehmen die EXPO-Ausstellung und zeigt das Interesse, Ergebnisse bis dahin vorzeigen zu können.

Nichtsdestotrotz stecken erneuerbare Energien stecken hierzulande ja noch in den Anfängen und bedeuten auch für die Investoren immer eine Herausforderung. Als politisches Ziel ist der Weg zur Energiewende in Kasachstan in aller Munde auf Kongressen, Foren und Messen. Man will von jetzt 0,1 auf 50 Prozent Anteil erneuerbarer Energie im Jahr 2050 gelangen. Frau Lein ist der Meinung, dass insbesondere politische Ziele hoch und ambitioniert angesetzt werden müssen. Wichtig ist oft zunächst die von ihnen ausgehende Signalwirkung; wie realistisch sie sind, kann und muss man nicht immer im Voraus beurteilen. Genau deshalb sei Energieeffizienz so wichtig, weil in Kasachstan auch künftig noch klassische Energieträger überwiegen werden. So kann und muss man im Energieverbrauch effizienter werden – das ist natürlich eine große Chance für Unternehmen aus Deutschland mit ihren Angeboten, aktiv zu werden.

Aber für alle, und auch für das Bundesministerium, steht jetzt schon fest, dass die Messe im kommenden Jahr wieder auf dem Programm sein wird. Dann ist es nur noch ein Jahr bis zur Expo 2017 in Astana mit dem bezeichnenden Motto „Energie der Zukunft: Maßnahmen für weltweite Nachhaltigkeit“. Was nach der Expo sein wird, kann man zumindest an guten Absichten und politischen Zielen ausmachen.

Julia Boxler

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