Geschäftsleute aus Litauen und Lettland suchen nach neuen Horizonten. Immer mehr gerät Kasachstan dabei in ihr Blickfeld. Die Organisation „KazBalt“ in Almaty kümmert sich um die internationalen Kontakte und bietet den Unternehmern Beratungen an. Das Erfolgsrezept: Diplomatie im Umgang mit den kasachischen Behörden.  

In einer malerischen Windung des Flusses Neris, nicht weit entfernt vom Zentrum der litauischen Hauptstadt Vilnius, steht die kasachische Botschaft, ein in goldene Farbe gehüllter, futuristischer Palast. Sie ist die prächtigste Botschaft im Land, das Zeichen einer langen Freundschaft: „Es hat in der Sowjetunion angefangen. Vilnius wurde als Sitz der einzigen kasachischen Botschaft im Baltikum ausgewählt. Das war der Grundstein für die sowjetische Freundschaft zwischen den beiden Republiken“, erzählt Tomas Sevelkovas, Stellvertreter der Organisation „KazBalt“ in Almaty.

Für die postsowjetische Freundschaft zwischen Kasachstan und den baltischen Staaten setzt sich heute „KazBalt“ ein. Die Organisation bemüht sich darum, Kontakte zwischen Unternehmern zu fördern: „Vor allem Firmen aus Litauen und Lettland zeigen großes Interesse an Kasachstan. Wir helfen diesen Leuten bei der Kommunikation mit kasachischen Partnern und Behörden“, so Sevelkovas, der selbst aus der litauischen Hafenstadt Klaipeda stammt. Auch für hiesige Firmen ist „KazBalt“ ein Ansprechpartner: „Wenn Unternehmer aus Kasachstan im Baltikum investieren wollen, bieten wir ihnen unsere Unterstützung an.“

Schwermetalle aus Kasachstan

„KazBalt“ ist eine Assoziation von derzeit 32 Unternehmen, die in der Zusammenarbeit zwischen dem Baltikum und Kasachstan großes wirtschaftliches Potenzial sehen. Sie decken eine breite Palette von Angeboten ab: Chemieunternehmen sind darunter, ebenso wie Finanzdienstleister und Textilhersteller. Die meisten von ihnen sind aus Litauen.  Der Vorsitzende von „KazBalt“ ist zugleich Präsident der litauischen Firma ‚Klasco’ (Klaipeda Stevedoring Company). Dieses Unternehmen kümmert sich um die Verladung und den Transport von Gütern, die den Hafen von Klaipeda passieren. Auch Tomas Sevelkovas arbeitet für ‚Klasco’ in der Almatyer Zweigstelle. „Unser Frachtunternehmen transportiert Metalle für Fabriken aus Russland, der Ukraine und Kasachstan“, erzählt der Litauer. „In Kasachstan haben wir es vor allem mit Schwermetallen zu tun.“ Er fügt hinzu: „Außerdem arbeiten wir hier mit Zuckerfabriken und Baumwollverarbeitungsfirmen zusammen, deren Produkte wir nach Klaipeda transportieren.“

Sevelkovas erkennt „ein großes Wachstumspotenzial in Kasachstan. In diesem Land geht es immer höher und höher hinauf.“ Der Litauer, der bereits seit sieben Jahren in Almaty lebt und arbeitet, begrüßt, „daß sich dieses Land in wirtschaftlicher Hinsicht immer mehr dem Westen öffnet.“ Die eigentliche Stärke Kasachstans, so findet der Manager, liege aber in der strategischen Position zwischen West und Ost: „Auch Russland ist ein wichtiger Markt, den man nicht vergessen sollte.“ Eine Tatsache, die ‚Klasco’ beherzigt: Das Frachtunternehmen ist am Ausbau des Eisenbahnnetzes zwischen Russland und Kasachstan beteiligt.

Wirtschaftliche Gemeinsamkeiten, kulturelle Unterschiede

Einen Aspekt gibt es allerdings, den der Repräsentant von „KazBalt“ bedauert: „In kultureller Hinsicht sind Europa und Kasachstan noch sehr weit auseinander. Die zentralasiatische Mentalität unterscheidet sich stark von unserer europäischen. Kasachstan ist ein Land, das noch sehr von autoritären Strukturen geprägt ist. Die europäischen Staaten dagegen sind längst frei und demokratisch“, findet Sevelkovas. Aus diesem Grund glaubt der „KazBalt“-Vertreter, daß die Freundschaft zwischen Kasachstan und dem Baltikum sich bis auf weiteres auf die finanzielle Ebene beschränken wird: „Wir teilen gemeinsame wirtschaftliche Interessen und wollen zusammen Gewinne erzielen. Ansonsten sind unsere Länder noch verschieden“, sagt der Litauer.

Zeigen sich die kulturellen Differenzen auch im Umgang zwischen Unternehmern und staatlichen Behörden? „Natürlich gibt es hin und wieder Probleme, die auf unterschiedliche Mentalitäten zurückzuführen sind. Aber im Großen und Ganzen ist unser Verhältnis zum kasachischen Staat in Ordnung.“ Dafür, daß das auch so bleibt, macht sich die Assoziation „KazBalt“ stark. „Wir unterstützen die Kommunikation zwischen Behörden und Unternehmern. Wo es Probleme gibt, bieten wir Beratungen an.“ Tomas Sevelkovas sieht die Hauptaufgabe von „KazBalt“ wie folgt: „Es ist unser Ziel, mit diplomatischem Geschick zu vermitteln und zur Verständigung zwischen den Völkern beizutragen.“ Ein bisschen ist „KazBalt“ also wie eine baltische Botschaft in Kasachstan.

Von Christian Lindner

18/08/06

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