Das Saisonfinale verpatzt, den Titel dennoch gewonnen: der neue, alte Fußballmeister Kasachstans heißt Schachtjor Karaganda. Nun hoffen die Fans, dass die „Bergarbeiter“ Kasachstan würdig auf europäischer Ebene vertreten.

Der FK Schachtjor Karaganda, Fußballverein der „Bergarbeiter“ und der Stolz der zentralkasachstanischen Industriestadt Karaganda, gewann Ende Oktober zum zweiten Mal in Folge die Meisterschaft in der höchsten kasachstanischen Spielklasse im Fußball, der Premier-Liga.

Der Titelgewinn wurde diesmal bereits am vorletzten Spieltag der Saison gesichert, als Schachtjor zu Hause gegen den FK Kaisar Kysylorda 3:0 gewann. Damit genügte den „Bergarbeitern“, die heuer erst den zweiten Titelgewinn ihrer Vereinsgeschichte feiern, ein schwaches 0:1 am letzten Spieltag ebenfalls zu Hause gegen den FK Irtysch Pawlodar, der damit seinerseits den FK Aktöbe auf den dritten Platz verwies. Schachtjors Niederlage am letzten Spieltag samt anschließender Tanzeinlage der Profis, Jugendspieler und Cheerleader wurde trotz des überaus attraktiven Gegners Pawlodar, trotz schönsten Sonnenscheins und freien Eintritts nur von rund 2.000 Zuschauern begleitet.

Der wenig überzeugende Saisonabschluss aber soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass Karaganda seinen Titel überlegen verteidigte: Über die Saison gesehen schossen die „Bergleute“ mit Abstand die meisten Tore, kassierten die wenigsten und gewannen 17 ihrer insgesamt 24 Ligapartien. Coach Wiktor Kumykow und sein Team setzten außerdem viel daran, den Titelgewinn bereits vor dem letzten Spieltag im Spiel gegen Kaisar Kysylorda klarzumachen. Der russische Übungsleiter, der im Jahr 2011 zum besten Teamtrainer Kasachstans gekürt wurde, ließ deshalb gegen Kysylorda zwar in Kapitän Andrej Finontschenko, dem Bosnier Nikola Vasiljević und dem Litauer Gediminas Vičius einige seiner Starspieler zunächst auf der Bank Platz nehmen, befahl aber dennoch aggressives Angriffsspiel von Beginn an.

Forscher Spielbeginn

Die „Bergleute“ begannen das Spiel gegen Kaisar dementsprechend forsch. Bereits in der siebten Minute brach Schambyl Kukejew gefaehrlich durch die Abwehrreihe Kysylordas und konnte nur durch eine „Notbremse“ der gegnerischen Verteidiger gestoppt werden. Schachtjors kolumbianischer Mittelfeldspieler Roger Cañas trat darauf zum fälligen Elfmeterstoß an, scheiterte jedoch an Kaisars serbischem Schlussmann Nemanja Džodžo. Davon unbeeindruckt kämpfte Schachtjor weiterhin mit großer Moral und spielte einige sehenswerte Torchancen heraus, von denen jedoch keine einen erfolgreichen Abschluss fand. Auf Seiten der Gäste zog der serbische Mittelfeldspieler Marjan Markovic einmal sehenswert ab, zimmerte den Ball jedoch kraftvoll am linken Pfosten von Alexander Mokins Tor vorbei. So endete die erste Halbzeit torlos 0:0.

Die zweite Halbzeit begann mit Vorteil Karaganda, das bald darauf endlich traf: Maksat Baischanow erhielt den Ball im Mittelfeld und hämmerte ihn aus 25 Metern Torentfernung zum 1:0 ins Netz. Nur zwei Minuten später war es dann wieder Baischanow, der die Anhänger seines früheren Vereins Kaisar Kysylorda mitten ins Herz traf, als er zum 2:0 für Schachtjor Karaganda abschloss. Die folgenden Auswechslungen von Kaisars Trainer Wladimir Nikitenko sorgten danach zwar für zwei gefährliche Szenen vor dem Tor von Schachtjors Torhüter Mokin, aber letztlich behielten die Hausherren die Nerven und die Oberhand. So köpfte Schachtjors Kukejew in den letzten Spielminuten sehenswert um 3:0 ein. Das dritte Gegentor für Kaisars Keeper besiegelte die Niederlage für die Gäste und bedeutete den ausgelassen umjubelten vorzeitigen Titelgewinn für die „Minenarbeiter“.

Schachtjor wird somit im nächsten Jahr in die zweite Qualifikationsrunde der UEFA Champions League einsteigen und Kasachstan in diesem prestigeträchtigen Vereinswettbewerb vertreten. Obwohl sich Schachtjor im letzten Jahr beklagenswert früh aus diesem Wettbewerb verabschieden musste, so hofft man in Karaganda, dass die „Schachtler“ dieses Mal zeigen können, wozu sie fähig sind. Auf geht’s, Schachtjor, ganz Kasachstan steht hinter dir!

Erik Onischenko studiert Deutsch an der Staatlichen Buketov-Universität Karaganda (KarGU). Katharina Buck ist DAAD-Lektorin an der KarGU.

Von Erik Onischenko und Katharina Buck

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