„Berlin, ich liebe dich“ – über diese Aussage lässt sich streiten. Für viele Deutsche ist Berlin die laute, dreckige Großstadt, wo der Einzelne in der Anonymität verschwindet. Für Ausländer ist die deutsche Hauptstadt hingegen oft ein Sehnsuchtsort – nach Freiheit, Individualität und Techno. Am 20. Juni fand in Kasachstan die Premiere des Films „Berlin, I love you“ statt.

„Komm, ich zeige dir meine Stadt“ – das ist die Hauptidee des romantischen Dramas „Berlin, I love you“ aus der Filmreihe „The cities of love“. Neun erstaunliche Geschichten von Menschen unterschiedlichen Alters und Berufs sind darin miteinander verflochten. Doch wie das so ist, ist das wahre Leben oft interessanter und fantastischer als es ein Buch oder Film je sein könnten. Neun Geschichten aus der „Stadt der Freiheit“.

Milana, 19 Jahre, Studentin: Berliner Liebe

Liebe ist das schönste Gefühl der Welt. Die leichte Erregung, der Wunsch, Berge zu versetzen… Das ist alles die Liebe. Liebe ist Freiheit. Liebe ist ein früher Frühlingsmorgen, an dem die Natur aufwacht. Wenn es kühl, aber gut ist.

Das kühle Berliner Wetter hat meine Stimmung exakt beschrieben. Einen Monat zuvor hatte ich die Universität verlassen und mich mit dem Jungen gestritten, in den ich verliebt war. Ich bin nach Berlin geflogen, um ihn „zufällig“ zu treffen. In Berlin wurde mir klar, dass ich wirklich eine ganze Reihe wundervoller Emotionen spüre, die man Liebe nennen kann. Aber ich habe mich nicht in einen Mann verliebt, sondern in die Stadt.

Wenn Sie morgens mit dem Fahrrad vom Berliner Fernsehturm zum Reichstag fahren, können Sie sehen, wie sich die Leute beim Frühstück unterhalten. Tagsüber können Sie eine Menge von Touristen beobachten, die versuchen, so viele Sehenswürdigkeiten wie möglich zu besuchen. Ich habe mich in die faszinierenden Details von Berlin verliebt.

In den zwei Tagen, die ich in der außergewöhnlichen Stadt verbrachte, wurde mir klar, dass Liebe in mir war: in der Spontanität, Jugend, Freude und Sehnsucht. In Berlin fühlte ich mich grenzenlos glücklich, verstand, was Freiheit ist. Ich fühlte mich geliebt, aber nicht vom Menschen, sondern von der Welt, weil es riesig und erstaunlich ist.

Daria, 18 Jahre, Studentin: Kindheitserinnerungen

Es war im Jahr 2011. In der einen Hand hielt ich mein Handy, hinter mir befand sich meine Schulklasse. Ich betrachtete das Stück der Berliner Mauer mit dem Bildnis des berühmten Kusses von Breschnew und Honecker. „Mein Gott, hilf mir…“ – war alles, was ich lesen konnte. Beim Rest war die Farbe schon völlig abgeblättert. Es war im November, der Himmel war grau, aber Berlin stach durch seinen riesigen Fernsehturm hervor. Als Geschenk von meiner Reise habe ich meiner Mutter einen kleinen Keramikbären mitgebracht. Meine Mutter ist nicht mehr bei uns, aber das Berliner Souvenir steht noch im Regal und erinnert an glückliche Momente der Kindheit.

Anton, 37 Jahre, Reiseblogger: Treffen mit Leonardo DiCaprio

„Das ist normal für Berlin. Es würde mich nicht wundern, wenn der Papst plötzlich hereinkommt!“, sagt eine der Heldinnen des Films „Berlin, I love you“. Auch ich hatte schon ein interessantes Treffen in Berlin. Vor ein paar Jahren bin ich an einem Winterabend in den Supermarkt gegangen – und habe Leonardo DiCaprio getroffen. Es war während der Berliner Filmfestspiele. Der Schauspieler lief mit zwei Leibwächtern durch die Stadt. Solche Treffen gibt es in Berlin, wenn man zum Supermarkt geht.

Alexander, 20 Jahre, Student: Rom-Berlin-Moskau

Berlin ist für mich eine wichtige Stadt, nicht nur weil ich ein germanistischer Historiker bin, sondern auch weil meine Liebesgeschichte mit dieser Stadt verbunden ist. Ich kannte meine jetzige Freundin schon lang, aber ich beschloss, sie zu einem Date einzuladen, als wir zufällig zusammen in Rom waren. Da war ein Zauber zwischen uns beiden, aber sie sollte bald nach Berlin fliegen. Ich blieb mit Freunden in Rom. Während sie in Berlin war, erzählte ich ihr viel über diese Stadt und riet ihr, was sie besuchen sollte. Es stellte sich heraus, dass wir uns in Rom getroffen und in Berlin besser kennengelernt haben, dann in Moskau haben wir unsere Beziehung begonnen.

Irina, 28 Jahre, Projektmanagerin: Glaube an Omen

Als ich in der 11. Klasse war, organisierte unsere Schule eine Reise nach Berlin. Am Tag unserer Ankunft gingen wir zum Ale-xanderplatz, wo ich beim Einkaufen meine Brieftasche mit dem ganzen Geld verlor. Meine Klassenkameraden beruhigten mich und sagten, dass es ein gutes Zeichen sei: „Du kommst auf jeden Fall wieder hierher.“ Ich glaube nicht an Omen, aber ich hatte einen großen Wunsch nochmal nach Berlin zu fahren. Nach fünf Jahren habe ich mich in verschiedenen deutschen Städten beworben. Ironischerweise kam ich wieder nach Berlin. Und wieder bin ich auf den Alexanderplatz gegangen. Nach dem Shopping habe ich beschlossen, mich in einem Café auszuruhen, wo ich nicht nur meine Brieftasche, sondern auch alles, was ich gekauft hatte, vergaß. „Du wirst wieder zurückkommen! Das ist ein Zeichen!“, sagten mir Freunde. Einige Zeit später schrieb ich mich an der Universität in Leipzig ein. Ich wollte nicht in Berlin studieren. Aber das Schicksal hat mich in diese Stadt zurückgebracht und seit August 2018 lebe ich nun hier.

Edita, 34 Jahre: Roman mit Berlin

Im Jahr 2012 kam ich durch ein dreimonatiges Stipendienprogramm für Journalisten nach Berlin. Drei Monate sind genug, um die Stadt kennenzulernen. Deshalb wusste ich mit Sicherheit, dass ich wiederkommen würde, um hier zu leben. In den folgenden Jahren kam ich noch mehrmals zu verschiedenen Seminaren oder einfach nur zu meinen Freunden nach Berlin. Und im Oktober 2016 ging mein Traum in Erfüllung. Ich kaufte mir ein One-Way-Ticket für ein Jahrespraktikum für Journalisten in Berlin. Und jetzt lebe und arbeite ich seit drei Jahren in der deutschen Hauptstadt.

Berlin bedeutet für mich Komfort. Alle negativen Eigenschaften einer Metropole sind für Berlin ungewöhnlich: riesige Staus, Stadtlärm und Luftverschmutzung. Diese Stadt bietet alles für einen komfortablen Alltag im Transport- und Infrastrukturbereich.

Berlin bedeutet für mich Freiheit. Es gibt alles und jeder kann das finden, was er will. Sogar auf den Stadtplakaten steht: „In Berlin kannst du alles sein.“ Berlin ist für mich eine zweite Heimat. Oft sage ich den Satz: „Ich liebe Tiflis wie meine Eltern und Berlin wie meine Geliebte.“ Freunde vergleichen mich mit Carrie Bradshaw, der Heldin von „Sex and the City“. Sie ist auch Journalistin und sagt: „Ich habe eine Affäre mit New York.“ Nur ist es in meinem Fall Berlin.

Nach drei Jahren hier bin ich immer noch euphorisch. Selbst wenn ich schlechte Laune habe, gehe ich auf die Straße und sage mir: „Ich bin in einer Stadt, von der ich davon geträumt habe, in ihr zu leben!“ Und die Stimmung steigt sofort.

Kurt, 27 Jahre, Sportmanager: Findige Menschen in Berlin

Es war im Jahr 2013. Ich habe eines der Berliner Einkaufszentren besucht. Meine Aufmerksamkeit wurde von einer Frau mit einem Kind in orientalischer Kleidung auf mich gelenkt. Die Frau begann auf Deutsch über ihr schwieriges Schicksal zu sprechen und zu betteln. Ich sagte ihr, dass ich kein Deutsch verstehe, aber sie war schlauer, sie hatte Zettel in der Hand und gab sie mir. Sie enthielten nicht nur die Sätze in allen Sprachen der EU-Länder, sondern auch in Chinesisch und Japanisch. Dann sagte ich auf Russisch: „Das hast du nicht geschafft“, Als Antwort hörte ich auf Russisch: „Das hab ich schon geschafft!“ Ich gab ihr zwei Euro für die Gewandtheit.

Regina, 21 Jahre, Studentin: Wie Ausländer ins Berghain gehen wollten

Der Traum vieler Techno-Musikliebhaber ist, in den Club „Berghain“ zu gehen. Ich bin kein Fan solcher Musik, aber ich wollte mein Glück bei der härtesten Gesichtskontrolle der Welt versuchen. Nach Berlin kam ich aufgrund eines Projekts, um Medien in der Jugendarbeit zu studieren, wo ich Leute aus verschiedenen europäischen Ländern traf. Wir haben uns lange in unserem engen internationalen Freundeskreis auf diesen Abend vorbereitet. Wir haben nach schwarzen Klamotten gesucht, die den Kriterien der Gesichtskontrolle entsprechen und wir waren bereit, bis zum Morgen zu tanzen.

Deshalb waren wir sehr überrascht, als man am Eingang sagte: „Nein!“. Aber nach ein paar Minuten im Taxi fühlten wir eine starke Müdigkeit und als wir im Hotel ankamen, schliefen wir tief und fest ein. Im Allgemeinen hat alles seine Vorteile. Am nächsten Tag waren wir voller Energie und am Nachmittag konnten wir die Sehenswürdigkeiten besichtigen.

Maria, 24 Jahre, Spezialistin für

Jugendarbeit: Die beste Tour in Berlin

Ich möchte nicht die Jahre bis zur Pensionierung zählen, die Tage bis zum Ende der Woche, die Stunden bis zum Ende des Tages, aber für jede Minute in Berlin kann ich ein weiteres Jahr ohne Urlaub arbeiten. Ich hatte das Glück, im Dezember 2018 zum ersten Mal beim Informationsworkshop „Medien in der Jugendarbeit“ in Berlin zu sein. In Anbetracht der Tatsache, dass das Bildungsprogramm in jedem Fall eine Führung durch die Stadt umfasst, in der das Projekt durchgeführt wird, wählten die Organisatoren über die App einen Exkursion aus. Es war die beste Tour in meinem Leben, wir haben uns nicht an einen Reiseleiter gewandt, der den gespeicherten Text zum tausendsten Mal wiederholt.

Wir haben selbst in Berlin Aufgaben erledigt, nachgedacht, gesucht und geführt. Berlin gab uns die Gelegenheit, für ein paar Tassen Kaffee in ein anderes Land zu fliegen. Deshalb sind wir für 500 Rubel nach Mallorca geflogen.

Anastassiya Krovitskaya

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