Schon seit einem Jahr leben Gerneralkonsul Michael Grau und seine Frau Marie in Almaty. Die beiden schätzen die Offenheit der Kasachstaner gegenüber Gästen. Lesen Sie hier sein Grußwort zum Tag der deutschen Einheit.

Ein Jahr Kasachstan – meine Frau Marie und ich haben in den ersten zwölf Monaten unseres Lebens in der „südlichen Hauptstadt“ viel Neues gelernt und sind dankbar dafür. Für uns war Kasachstan schon früher kein „weißer Fleck“ auf der Landkarte – seit unserer Zeit in Nowosibirsk haben wir uns mit Zentralasien und auch intensiver mit dem Schicksal der Russlanddeutschen beschäftigt. Deutschstämmige aus Kasachstan leben im Hause meiner Eltern und sind aus dem heutigen Deutschland gar nicht wegzudenken.

Seit dem Fall der Mauer und der dadurch ermöglichten deutschen Einigung, deren Jahrestag wir jetzt zum 23. Male feiern, waren die wirtschaftlichen Perspektiven für Deutschland in Mittel- und Osteuropa und im angrenzenden asiatischen Raum eine Herausforderung und Chance. Dies gilt auch für Kasachstan, der viertwichtigste Energielieferant Deutschlands, ein Land mit ehrgeizigen Entwicklungszielen und einer beispielhaften Offenheit gegenüber dem Ausland. Es ist eine Freude, überall im Lande auf die jungen Absolventen des „Bolaschak-Stipendienprogrammes“ zu treffen, von denen viele ihre Ausbildung in Deutschland erfahren haben. Wir sind zu Zeugen geworden, wie für diese junge Generation die europäisch-asiatische Spaltung aus dem Kalten Krieg schon jetzt als überwunden gelten kann. Auch wenn diese Spaltung, aus historischen, persönlichen und geographischen Bezügen heraus immer noch Herausforderungen für das Miteinander der Staatengemeinschaft birgt.

Mit unseren eigenen Stipendienprogrammen durch den DAAD, aber auch mit Einrichtungen wie der Deutsch-Kasachischen Universität und mit der Förderung des deutschen Sprachunterrichts an kasachischen Schulen investiert Deutschland in dauerhafte und persönliche Beziehungen. Ich selbst habe bei verschiedenen Anlässen in Städten des Konsularbezirks von dem guten Willen, der auf diese Weise entstanden ist, profitieren können.
Als Generalkonsul konnte ich eine bewährte Tradition fortsetzen und in Begleitung deutscher Wirtschaftsvertreter die Gebietshauptstädte Atyrau, Aktau, Taras, Schymkent und Taldykorgan besuchen. Kürzlich waren wir in dem internationalen Handelszentrum Chorgos, das derzeit auf der kasachisch-chinesischen Grenze entsteht. Das Drängen seitens der Regierung in Astana, überall im Land ordentliche Rahmenbedingungen für ausländische Investoren zu schaffen, macht sich bei den örtlichen Verwaltungen vielfältig bemerkbar. Aber zugleich konnten wir überall auch die kasachische Gastfreundschaft erleben. In ihr zeigen die Menschen unseres Gastlands unbeschädigt von wirtschaftlichen oder Karriere-Interessen ihre Qualitäten, und so gelingt es, Vertrauen und tragfähige Beziehungen aufzubauen.

Manche Gespräche kreisen um die „asiatische“ oder die „russisch-europäische“ Identität. Unsere kasachischen Freunde zeigen sich dabei selbstbewusst: Bildungs- und Entwicklungsimpulse aus Russland oder dem euro-atlantischen Raum werden aufgenommen, die Besinnung auf die gemeinsame Geschichte der Turkvölker und die von asiatischer Identität geprägte Gegenwart werden zu einer Chance für eine gedeihliche Zukunft.

Almaty ist die südliche Hauptstadt. Sie beherbergt den Großteil der deutschen Mittlerorganisationen, welche alle die bilaterale und regionale Bedeutung Kasachstans für Deutschland unterstreichen. Eine Reihe bedeutender Unternehmen unterhalten hier, häufig mit regionaler Zuständigkeit, Niederlassungen. Einige davon sind zu bedeutenden Investoren geworden.

Die 23. Wiederkehr des Tags der deutschen Einheit im 20. Jahr diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Kasachstan fällt in eine Zeit dynamischer Entwicklung Europas und der euro-asiatischen Partnerschaft. Zugleich entwickelt sich Kasachstan zur Gestaltungsmacht einer neuen Weltordnung. Es ist eine Freude, in solch einer Umgebung leben und arbeiten zu können.

Ich gratuliere allen deutschen Staatsbürgern zu diesem Feiertag und danke unseren kasachischen Partnern für ihr Interesse und häufig wertvolle Unterstützung unserer Projekte.

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