Als praxisnahe Plattform für den Dialog zwischen der deutschen und der kasachischen Wirtschaft veranstaltet die „Deutsch-Kasachstanische Assoziation der Unternehmer“ (DKAU) zum ersten Mal ein „Investitionsforum in Kasachstan“. Über 100 Experten aus beiden Ländern werden zu der Konferenz vom 29. bis 31. Mai in Astana und Almaty erwartet. Die DAZ interviewte dazu DKAU-Geschäftsführer Alexander Schröder.

Warum veranstaltet man gerade jetzt ein solches Wirtschaftsforum?

Die in den letzten Monaten bekannt gegebenen Neuerungen zur Förderung der Diversifizierung der Industrie haben vor allem auch für deutsche Unternehmen die Investitionsbedingungen verbessert. Das Investitionsforum ist auch eine Initiative unserer Mitglieder, die sich eine engere Verzahnung mit der deutschen Wirtschaft wünschen.

An wen richtet sich das Forum?

Prinzipiell möchten wir mit dem Forum Geschäftskontakte zwischen deutschen Unternehmen, unseren Mitgliedern, den schon in Kasachstan tätigen Unternehmen und der kasachischen Regierung vermitteln. Ziel ist es, die Beziehungen zu den kasachischen Entscheidungsträgern weiter auszubauen. Mit den Wirtschaftsministerien der Bundesländer und wichtigen Multiplikatoren wie den Handelskammern und Industrieverbänden haben wir Unternehmen aus Schwerpunktbranchen eingeladen, wie zum Beispiel der Nahrungsmittelindustrie, des Maschinenbaus, der Logistik oder der Abfallwirtschaft. Diese werden während des Forums in fünf thematische Arbeitsgruppen aufgeteilt, in denen Erfahrungen ausgetauscht und Fragen formuliert werden. Dabei schildern unsere Mitglieder ihre Erfahrungen auf dem kasachischen Markt, und deutsche Firmen können ihre Sicht beim Eintritt in diesen darlegen. Wir hoffen, dass daraus ein lebhafter Dialog entsteht. Noch offen gebliebene Fragen werden dann in einem nächsten Schritt den Entscheidungsträgern der kasachischen Regierung präsentiert.

Welche Ziele verfolgt das Investitionsforum?

Im Gegensatz zu anderen Delegationsreisen wollen wir einen größtmöglichen Informationsaustausch zwischen allen Teilnehmern erreichen. Mit dem Investitionsforum möchten wir versuchen, einen realen Überblick über die Investitionsbedingungen in Kasachstan zu geben, konkrete Vorschläge zu Projekten für deutsche Investitionen und Beteiligungen herauszuarbeiten und allgemeine Vortragsreihen zu vermeiden. Das sind vielleicht sehr ideelle Ziele, aber ich denke, dass wir mit dem Programmablauf mehr Informationen für alle Teilnehmer bieten können, als bei bisherigen thematisch vergleichbaren Veranstaltungen.

Was erwartet die Teilnehmer noch?

Neben den bereits erwähnten Arbeitsgruppen werden ganz konkrete Investitionsprojekte und Ausschreibungen in Kasachstan vorgestellt. Weiterhin bieten wir den Teilnehmern Vorträge an, die beispielsweise über Finanzierungsmöglichkeiten durch deutsche und kasachische Banken informieren. Es wird aber auch genügend Möglichkeiten für Gespräche im kleinen Kreis geben.

Wie ist die bisherige Resonanz auf die Veranstaltung?

Nach meinen Informationen ist es das erste Mal, dass eine derartige Veranstaltung für deutsche Unternehmen in Kasachstan stattfindet, und das Interesse daran ist hoch. Wir erwarten zwischen 100 und 150 Teilnehmer, eine genaue Zahl lässt sich jedoch noch nicht abschätzen, da aus Erfahrung die meisten Anmeldungen immer erst kurz vorher eingehen. Auch von kasachischer Seite bekommen wir durchweg Unterstützung, wie die Zusammenarbeit mit der Regierung Kasachstans bei der Planung des Investitionsforums zeigt.

Braucht Kasachstan ein solches Investitionsforum?

Ja, Kasachstan benötigt Direktinvestitionen, und Deutschland hat einen guten Ruf als Wirtschaftsnation. Da ist es ein wenig verwunderlich, dass die Deutschen auf der Rangliste der Direktinvestitionen soweit hinter anderen Industrienationen zurückliegen. Der kasachische Staat möchte Deutschland gern fördern, das zeigt auch das Interesse, welches bei der Organisation dieses Forums gezeigt wurde. Deutsche Unternehmen werden zwar nicht bei Ausschreibungen bevorzugt, jedoch unterstreicht man bei vielen offiziellen Terminen immer wieder die besonderen beiderseitigen Beziehungen, die auf der Existenz der deutschen Minderheit und ihrer Potenziale beruhen. Wir als Assoziation haben die Möglichkeiten und die Aufgabe, diese zu fördern.

Worin sehen Sie die Gründe für die bisherige Zurückhaltung deutscher Firmen auf dem kasachischen Markt?

Zum einen ist es für deutsche Unternehmen schwierig, verlässliche Partner zu finden und wichtige Insider-Informationen zu erhalten. Oftmals kommen Delegationen ins Land, denen allgemeine Vorschläge unterbreitet werden. Jedoch bleiben konkrete Angebote aus. Daher ist es unser langfristiges Ziel, den Dialog zwischen dem Staat und den Unternehmen aufrecht zu erhalten. Unsere Funktion sehen wir darin, als Brücke zwischen Kasachstan und Deutschland zu fungieren. Des Weiteren war in Kasachstan bisher vor allem ein großes Interesse an Technologien für die Erdöl- und Erdgasindustrie vorhanden. Diese ist traditionell in Deutschland nicht so stark vertreten. Und man muss auch sagen, dass man aus deutscher Sicht bisher nicht so richtig an die rasante Entwicklung in Kasachstan geglaubt hat. Derzeit wird eine Diversifizierung der Industrie angestrebt, aus der sich vor allem für deutsche Unternehmen Möglichkeiten ergeben. Auch deshalb ist unser Investitionsforum so aktuell.

Welche Bedeutung hat das Investitionsforum für die zukünftige Entwicklung der deutsch-kasachischen Beziehungen?

Wir möchten erst einmal abwarten, wie erfolgreich das Forum ist. Wenn es von den Teilnehmern gewünscht wird, werden wir weiter planen. Mittelfristig streben wir einen beständigen Dialog zwischen den Unternehmern und den kasachischen Institutionen an. Mögliche Ansätze könnten beispielsweise regelmäßige Arbeitskreise oder auch zukünftige Investitionsforen sein.

Wir danken für das Gespräch.

Von Mathias Fritsche

21/04/06

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