Es war eine lange, quälende und wenig erfreuliche Prozedur, die fast zwei Jahre in Anspruch genommen hat. Nun ist die Restrukturierung des gewaltigen Schuldenberges der BTA-Bank Kasachstans abgeschlossen. In den Boomjahren 2000 bis 2008 hatten nicht nur die BTA-Bank, sondern fast alle Geschäftsbanken Kasachstans elementare Regeln des Bankengeschäftes ignoriert und leichtfertig Kredite ausgegeben. Die Kreditwürdigkeit der Antragsteller wurde dabei immer nachlässiger geprüft. Im Ergebnis verschlechterte sich das Kreditportfolio drastisch. Der Anteil fauler Kredite, die eine niedrige Wahrscheinlichkeit der regelmäßigen Zahlung der Kreditraten oder der Rückzahlung des ausgegebenen Kredits bedeutet, stieg in die astronomische Höhe von über 50 Prozent aller vergebenen Kredite.

Der Rückfluss des ausgegebenen Geldes stockte und ist mit Beginn der heimischen Immobilienkrise weitgehend zum Erliegen gekommen. Auf der anderen Seite hat die Bank und mit ihr der gesamte Sektor selbst gewaltige Kredite in Form von im Ausland verkauften Bankanleihen aufgenommen. Damit sollte das im Ausland niedrige Zinsniveau für die Beschaffung von billigen Finanzressourcen für die forcierte Vergabe teurer Kredite im Inland genutzt werden. Ein paar Jahre ging dieser Spagat auch gut, weil die staatlichen Behörden diese Praxis nicht als allzu problematisch einstuften oder einstufen wollten.

Mit dem Platzen der kasachstanischen Immobilienblase im Jahre 2007, also noch vor Beginn der Weltfinanzkrise im Jahr 2008, brach diese schöne Welt zusammen. Die heimischen Kreditnehmer zahlten die ausgegebenen Kredite immer weniger zurück, an die ausländischen Kreditgeber musste man aber zahlen. Das Ergebnis ist bekannt: Anfang 2008 war die BTA-Bank zahlungsunfähig. In den meisten Fällen führt dieser Zustand zum Bankrott, also dem Einstellen der Tätigkeit des Unternehmens. Das wäre bei den fast 17 Milliarden Dollar von der BTA-Bank nichtbedienbarer Schulden auch der Fall gewesen, wenn nicht der Staat die Bank mit sehr viel Geld kurz vor dem black out aufgefangen hätte. Die staatliche Entwicklungsgesellschaft „Samruk-Kasyna“ hat durch teilweise zwangsweisen Aufkauf alter und die Ausgabe neuer Aktien der maroden Bank frisches Geld zugeführt und sie so vor dem unmittelbar bevorstehenden Zusammenbruch gerettet.

Seither hat der kasachstanische Staat die schwierigen Verhandlungen mit den ausländischen Geldgebern geführt, die natürlich ihr Geld zurückhaben wollen. Der Verhandlungsprozess mit den vielen Gläubigern war nicht nur langwierig, sondern wohl auch nicht immer besonders konstruktiv. Das Ergebnis wird die Gläubiger nur bedingt erfreuen, die kasachstanische Seite wohl etwas mehr. Schließlich ist es aus hiesiger Sicht gelungen, mit den Gläubigern eine Reduzierung der Schulden von 17 Milliarden Dollarn auf vier Milliarden zu vereinbaren. Damit ist die BTA-Bank erst einmal gerettet, muss sich aber nun in einem neuen Umfeld und in einer neuen Struktur am nach wie vor problematischen kasachstanischen Kreditmarkt behaupten.

Die Schulden wurden der Bank nicht einfach erlassen, sondern zu einem Teil in Aktien umgewandelt. Damit hat sich die Eigentümerstruktur deutlich geändert.
18 Prozent der Aktien gehören nun den einstigen Kreditgebern, die natürlich jetzt auf die Geschäftsprozesse Einfluss nehmen wollen und auch werden. Mit 82 Prozent ist der Staat noch Eigentümer, doch auch das soll sich in absehbarer Zeit ändern. Es werden Käufer für den Staatsanteil gesucht.

Die Mitarbeiter der Bank werden erst einmal aufatmen können, doch danach beginnt das große Aufräumen. Das wird ziemlich schwierig werden. Schließlich ist der Ruf der Bank mehr als beschädigt. Ein großer Teil der Einlagen wurde abgezogen, Marktanteile sind verlorengegangen, die Mitarbeiter verunsichert, die besten sind sowieso schon gegangen. Zwar hat sich die wirtschaftliche Lage Kasachstans verbessert, was aber nicht heißt, dass die Kreditnehmer der BTA-Bank schon in der Lage wären, ihre Kredite in annähernd vollem Umfang zu bedienen. Die Finanzlage der Bank bleibt angespannt, der zuletzt ausgewiesene Gewinn reicht vorn und hinten nicht. Bis 2014 will die BTA die Position wieder erreichen, die sie vor der Krise schon mal hatte. Ob das gelingt, steht in den Sternen.

Bodo Lochmann

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