Die diesjährige Computermesse CeBIT bestätigte den Aufwärtstrend der Branche aus dem vergangenen Jahr. Vor allem mobile Internet-Technologien geben den Ton an

 

Telefonieren via Internet, Handys als Zentrale der persönlichen Datenverwaltung und Online-Multimediavergnügen im Wohnzimmer – das sind die Trends der diesjährigen CeBIT. Die weltweit größte Computermesse ging nach einer Woche am 16. März in Hannover zu Ende und war so international wie nie zuvor. Rund die Hälfte der 6.300 Aussteller kam aus dem Ausland.

Egal ob Computertechnik und Unterhaltungselektronik, die Zukunft der Branche wird durch das Internet bestimmt. Waren es vor wenigen Jahren allein Heimcomputer oder Firmennetzwerke, die den Austausch großer Datenmengen zu bewältigen hatten, sind heute Handys, Fernseher und HiFi-Anlagen selbständig in der Lage, Breitbanddatenströme zu senden und zu empfangen.

Voraussetzung dafür ist die immer größere Verbreitung der DSL-Technik. Im vergangenen Jahr verfügten 36 Prozent aller Firmen in Deutschland über einen DSL-Zugang oder eine andere Breitbandverbindung. Mit der besseren Verfügbarkeit von DSL-Anschlüssen geht eine Technologie einher, die als die bahnbrechende Revolution der diesjährigen CeBIT gefeiert wird – das Voipen. Die VoIP-Technologie, von „Voice over internet protocoll», also Sprechen übers Internet, war bisher eher eine Sache für Computer-Freaks. Doch zahlreiche Anbieter von DSL-Zugängen gewähren ihren Kunden mittlerweile kostenlose Hardware und günstiges oder gar kostenloses Telefonieren über den eigenen Internetanschluss.

Wenn mit VoIP immer mehr Telefonate zum Nulltarif möglich sind, müssen sich auch die klassischen Festnetzanbieter neu positionieren. Auch die Telekom-Tochter T-Online will ins Geschäft mit Telefonaten über das Internet einsteigen. Zielgruppe für das neue Angebot sind vor allem die rund 3,2 Millionen eigenen Breitbandkunden. „Wir wollen damit natürlich auch Kunden gewinnen, die momentan bei anderen Anbietern die Möglichkeit der Internettelefonie oder Call-by-Call-Angebote nutzen», so T- Online-Sprecher Michael Schlechtriem. Einen Umsatzschub erwartet sich T-Online aber nicht: „Wir gehen davon aus, dass die direkt durch VoIP erzeugten Umsätze moderat sein werden.» Für die Branche hieße das, es gibt eine Alternative zum Festnetz, mit der aber nur in begrenztem Rahmen Umsätze erzielt werden.

Während in Deutschland DSL-Anbieter wie Web.de, Freenet oder QSC weiter um die Trennung von DSL- und Festnetz-Telefonanschlüssen kämpfen, deren Monopol noch immer die Telekom hält, werden hohe Datenübertragungsraten auch für Verkehrsmittel wie Auto, Bahn und Flugzeug zur Selbstverständlichkeit.

Die UMTS-Nachfolge-Techik HSDPA ist schon fast fertig entwickelt. Netzwerkausrüster Nortel hat einen Testlauf dafür gerade abgeschlossen. So schaffte ein Handy des Herstellers LG aus einem fahrenden Auto eine höhere Datenrate als die meisten heutigen DSL-Anschlüsse per Kabel.

Diese Technik dürfte damit auch für die Deutsche Bahn interessant sein. Ab 2006 will das deutsche Transportunternehmen seinen Fahrgästen in allem ICE-Zügen das drahtlose Surfen im Internet zur Verfügung stellen, wie Bahnchef Hartmut Mehdorn auf der CeBIT verlauten ließ. Laut einer Umfrage bestünde bei etwa der Hälfte der täglich rund 150.000 ICE-Passagiere Interesse an einem Internetzugang im Zug. Derzeit können Fahrgäste in den Zügen der Deutschen Bahn jedoch noch nicht einmal zuverlässig per Handy telefonieren, weil häufige Tunneldurchfahrten den Funkverkehr unterbrechen.

Damit könnte die Bahn einen weiteren Trend der CeBIT verpassen. Denn Handys avancieren in diesem Jahr zu Alleskönnern, die als Schaltzentrale für die Verwaltung persönlicher Daten weitaus mehr können, als nur telefonieren. Moderne Handys dienen als Terminplaner, E-Mail-Zentrale, Fotoapparat und Datenspeicher für Fotos, Musik oder Videos. Mit einer Auflösung von sieben Megapixeln, einem dreifachen optischen Zoom und der Fähigkeit, MP3-Musikstücke und Videos abzuspielen, erreicht beispielsweise das SCH-V770 von Samsung eine Fotoqualität, wie sie von vielen gängigen Digitalkameras noch nicht erreicht wird.

Der Elektronik-Konzern aus Südkorea ist damit ein Beispiel für die harte Konkurrenz, die den europäischen Branchenführern ins Haus steht. Auf dem Handymarkt hat Samsung Motorola mittlerweile vom zweiten Platz hinter Nokia verdrängt. Man wolle jedoch nicht nur kurzfristige Erfolge verzeichnen, sondern vor allem durch Qualität überzeugen, versicherte der für das Telekommunikationsgeschäft verantwortliche Präsident Ki Tae Lee von Samsung.

Auch chinesische Unternehmen zeigten sich in diesem Jahr äußerst selbstbewusst auf der CeBIT. Rund 300 Aussteller waren aus China angereist – etwa zehnmal soviel wie noch im Jahr 2001. Vom UMTS-Handy bis zu Flachbildschirmen reichte die Palette der Asiaten, denen von Branchenkennern ein ähnlicher wirtschaftlicher Aufstieg wie Japan vorhergesagt wird.

Das Resümee nach einer Woche der Neuvorstellungen in Computertechnik und Unterhaltungselektronik ist ausgesprochen positiv. Die Unternehmen sehen die positive Trendwende aus dem vergangenen Jahr bestätigt, wie der Branchenverband BITCOM mitteilte. Nach drei mageren Jahren war die High-Tech-Industrie in Deutschland 2004 wieder auf Wachstumskurs gegangen. Im laufenden Jahr erwartet der BITKOM ein Plus von 3,4 Prozent, 2006 ein Wachstum von 3,1 Prozent auf knapp 140 Milliarden Euro.

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