Der Verein Copernicus Stipendium e.V. ermöglicht einen Kulturaustausch zwischen Deutschland und den postsowjetischen Ländern. Er fördert dutzende Studentinnen und Studenten im Ausland mit Stipendien und erfüllt damit ihre Träume.

Copernicus ist eine studentische Initiative, die 1992 ins Leben gerufen wurde. Seit 24 Jahren unterstützt das Stipendienprogramm qualifizierte Studentinnen und Studenten aus Osteuropa und Zentralasien bei ihrer Ausbildung. Das Programm soll den Austausch zwischen Ost und West festigen, indem das Austauschforum eine Verbindung zwischen deutschen und osteuropäischen Studierenden aufbaut. Ein weiteres Anliegen von Copernicus ist es, den Aufbau von Demokratie zu fördern, das zur Stabilisierung der postsowjetischen Länder beiträgt.

Wer steht hinter dem Programm?

Das Copernicus-Team besteht aus sehr jungen und engagierten Studierenden. Die Vorstände sind Rüdiger Marx und Nana Dogonadse. Marx ist BWL-Student und erfüllt seine Tätigkeit beim Copernicus ehrenamtlich. Er möchte den Studenten helfen, sich beruflich und akademisch zu verwirklichen. Das fällt ihm aber selbst nicht leicht, weil die Arbeit bei Copernicus viel Zeit erfordert, und er nebenher studieren und Geld verdienen muss.

Anastasia Batetschko kommt aus Belarus und war auch Stipendiatin des Copernicus–Programms in Rechtswissenschaften. Momentan studiert Batetschko Erziehungswissenschaften an der Universität Hamburg und möchte künftig als Pädagogin arbeiten. Als Mitglied des Copernicus möchte sie einen eigenen Beitrag leisten. Der Verein sucht immer nach Sponsoren. Das können große Stiftungen wie die „Zeit“, die Edmund Siemers-Stiftung, die Dürr-Stiftung oder auch Privatpersonen sein.

Wie funktioniert das Programm?

Die Stipendiaten aus Osteuropa und Zentralasien studieren im Rahmen des Programms ein Semester lang an der Universität Hamburg und absolvieren ein Praktikum bei deutschen Unternehmen und Institutionen. Das Stipendium hat eine Besonderheit im Vergleich zu anderen: In diesen sechs Monaten wohnen die Stipendiatinnen und Stipendiaten in deutschen Gastfamilien. Letztere nehmen Gaststudierende auf, damit diese die deutsche Kultur und Mentalität vor Ort kennenlernen. Die Studenten sehen das als große Chance und lernen auch in den Gastfamilien viel Neues über Deutschland.

Im Wintersemester 2016/2017 hat Copernicus fünf Stipendiaten aus unterschiedlichen Fachrichtungen und verschiedenen Ländern: aus Tadschikistan (Schachnos in Geisteswissenschaften), Georgien (Ketewan in Rechtswissenschaften), Usbekistan (Salim in Naturwissenschaft), Belarus (Alina in BWL) und aus der Ukraine (Julia in Geisteswissenschaften). Für alle Studierenden ist es eine gute Chance und große Bereicherung in ihrem Leben. „Die Erwartung ist, dass es uns als Organisation gelingt, den Stipendiaten mehr zu fachlichem und persönlichem Erkenntnisgewinn zu verhelfen sowie ihre Interessen für die deutsche Sprache und Kultur wie auch für europäische Werte zu wecken. Zudem hege ich die Erwartung, dass die Stipendiaten ihre Chancen nutzen und aus ihrem Aufenthalt das Beste machen“, erklärt Marx.

„Ich möchte eine qualitativ hochwertige Ausbildung bekommen!“

Salim Atachanow verfolgt große Ziele. | Foto: privat

Salim Atachanow (20) aus Usbekistan ist Copernicus-Stipendiat und erhält Unterstützung von der Dürr-Stiftung. Er studiert Bio-Technologie und Molekularchemie an der Universität Hamburg. Sein Tag beginnt um 5.30 Uhr morgens. Er möchte sich nicht zum Unterricht verspäten und nichts verpassen. Das Studium an der Universität Hamburg macht ihm viel Spaß, und er versucht, die Zeit voll und ganz zu nutzen. Schon in der Schule hat er die Prüfung für das Deutsche Sprachdiplom DSD mit C1 abgeschlossen und sich nun für ein Bachelorstipendium beim DAAD beworben. Er bekam eine Absage, auf die er nicht gefasst war, da er sich viel Mühe gegeben hatte.

Nun stand die Frage offen, wo er nach dem Schulabschluss studieren soll. „Ich möchte eine qualitativ hochwertige Ausbildung bekommen,“ wünscht sich Atachanow. Die erhält er aber nicht in Usbekistan, weil das Land keine weltweit anerkannten Universitäten in Naturwissenschaften besitzt. Zum Glück hat Atachanow gleichzeitig Chinesisch gelernt und bewarb sich an Universitäten in China. „Ich habe zwei Stipendien bekommen. So war es klar, dass ich nach China gehe.“ Momentan studiert er Biotechnologie an der chninesischen Zhejiang Normal Universität. Aber sein Traum ist ein Studium an einer deutschen Universität. „Dann habe ich durch eine Bekannte über das Copernicus-Stipendium erfahren“, erklärt Atachanow. Er erhielt eine Zusage und war damit seinem Traum plötzlich ganz nahe.

Studieren in Deutschland

Es stellt sich heraus, dass Deutschland seine Erwartungen sogar übertrifft. „In Deutschland ist alles super organisiert. Beispielweise kannst du die Fahrpläne einfach herunterladen, wodurch du die Bus– und U-Bahnfahrzeiten kennst. Perfekt! So war das nicht in China. Ich wurde einfach hängen gelassen und musste selbst kämpfen. Aber so was passiert mit keinem Studenten in Deutschland.“ Atachanow lebt sich nach anfänglichen Schwierigkeiten an der Universität und auch in seiner Gastfamilie rasch ein. Im Unterrichten konnte er anfangs nicht so gut wie andere Studenten mitkommen, weil Deutsch nicht seine Muttersprache ist. Vor allem Fachwörter und wissenschaftliche Begriffe fallen ihm schwer. Aber er überwindet Schritt für Schritt alle Schwierigkeiten mit Hilfe seiner Gastfamilie. „Meine Gastfamilie ist sehr nett. Mein Gastvater macht immer Scherze und findet, dass ich zu viel studiere, und dass ich lieber am Wochenende in eine Disko tanzen gehen sollte. Ich lerne auch sehr viel von meiner Gastfamilie. Sie halfen mir beim Integrieren in die deutsche Gesellschaft.“

Bei der Suche nach einem Praktikum bekam der Stipendiat eine Zusage am Frauenhofer-Institut für Molekularbiologie und angewandte Ökologie im Bereich Wirkstoffforschung und Biopharmazeutika. „Ich möchte ein gut qualifizierter Fachmann werden, und nichts wird mich aufhalten. Dank des Copernicus und der Dürr-Stiftung ist mein Traum in Erfüllung gegangen. Jetzt träume ich vom Nobelpreis!“, verrät Salim lächelnd.

Schachnos Bachtijorowa

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