Nun ist er da, der große Krach auf den Finanz- und Geldmärkten dieser Welt. „Schwarzer Montag“ wurde er sofort getauft, jener 21. Januar 2008, an dem die Börsenkurse rund um die Welt dramatisch nach unten sausten – im Durchschnitt um etwa 5 Prozent. Und das an nur einem Tag und ohne Warnung.

Es gibt kein direktes wirtschaftliches oder politisches Tagesereignis, wie etwa den Terroranschlag auf das World Trade Center 2001, das für den Kurssturz in dieser Dimension verantwortlich wäre.

Stattdessen ist die Immobilienkrise in den USA der Auslöser für den großen Börsenknall. Die Pessimisten, darunter auch ich, haben –  leider – Recht behalten. Den vollmundigen Erklärungen von Bankiers und Politikern, dass es schon nicht so schlimm kommen und alles wohl bis Ende 2007 ausgestanden sein wird, war von Anfang an nicht zu trauen. Immerhin hat sich das Immobilienproblem schon vor langer Zeit angebahnt – nur wahrhaben wollte das niemand so recht.

Zunächst war die Immobilienkrise erst einmal eine Angelegenheit der amerikanischen Geschäftsbanken, die das Ganze durch ihre über mindestens ein Jahrzehnt hindurch sehr leichtsinnige Kreditvergabe verursacht haben. Doch durch den weltweiten Verkauf der Forderungen aus Immobilienkrediten, ist bereits in den letzten Monaten aus einem „Problemchen“ des Bankensektors und der mit ihm verbundenen Branchen, ein weltweites Problem geworden. Direkt beteiligte Banken bekommen ihre ausgegebenen Kredite nicht zurück und müssen diese als Verluste abschreiben. Dabei geht es allerdings nicht um ein paar Milliarden, sondern um Hunderte von Milliarden. Das steckt keine Bank, kein Bankensektor und auch keine Volkswirtschaft so einfach weg.

Doch auch Banken, die nicht direkt verwickelt sind, sind nun betroffen: das gegenseitige Misstrauen ist mittlerweile so groß, dass kaum noch eine Bank einer anderen einen Kredit gibt, was gewöhnlich eine ganz normale, meist kurzfristige Refinanzierungsmöglichkeit ist. Folglich ist Liquidität knapp und damit teuer. Bei knapper Liquidität und noch nicht voll bewerteten Risiken der Immobilienkredite, werden die Banken ihre Taschen eher zuhalten und den Unternehmen nur sehr ungern oder nur nach Überwinden sehr großer Hürden, Kredite gewähren. Diese sind zudem noch teuer und treiben so die Produktionskosten in die Höhe.

Die Unternehmen können folglich entweder gar nicht, oder nicht ausreichend investieren, oder gar ihre laufenden Produktionsprozesse nicht mit Geld aus Krediten optimieren. Die fehlenden oder unzureichenden Investitionen können schnell einen Rückgang der Nachfrage und etwas später dann der Produktion bewirken. Genau diese Entwicklung, von Ökonomen Rezession genannt, wird nun befürchtet. Schließlich sinken in Rezessionszeiten, also bei schlecht laufenden Geschäften, die Aktienkurse sowieso. Also, schnell noch verkaufen, bevor die Rezession Wirklichkeit wird?! Wenn das aber viele tun, sprich dem Herdentrieb folgen, ist schnell der schönste Börsencrash da. In den USA ist bereits der gesamte Finanzmarkt von der Immobilienkrise betroffen.

Da die Vereinigten Staaten aber nach wie vor der wichtigste Binnen- und Importmarkt der Welt sind, hat das, was dort vor sich geht, trotz mancher Entkopplungseffekte immer noch starken Einfluss auf andere Regionen, in positiver, wie auch in negativer Hinsicht. Ob wirklich eine Rezession kommt, weiß natürlich niemand genau, aber eine nicht geringe Wahrscheinlichkeit besteht schon. Deshalb hat die Notenbank der USA sehr schnell reagiert und schon einen Tag nach dem „Schwarzen Montag“ die Leitzinsen um gleich 0,75 Prozent drastisch gesenkt. Damit sollen Kredite billiger und die Nachfrage nach Waren stimuliert werden, die in den USA in sehr starkem Maße auf Kreditbasis gekauft werden. Durch das Handeln der Nationalbank ist sofort die Politik in das Geschehen involviert. Es hat in den letzten Tagen nicht an beruhigenden Worten führender Politiker gefehlt, deren Kernaussage es war: bleibt ruhig, es wird schon nicht so schlimm werden. Soll man’s glauben? Ich tu es lieber nicht und bleibe entgegen meiner Natur in dieser Frage Pessimist.

Auf jeden Fall sollten auch Sie davon ausgehen, dass das Finanz- und Börsenjahr 2008 eher ein turbulentes, denn ein ruhiges wird. Ob es aber zu einer Stagflation kommt, wage ich zu bezweifeln. Wenn Sie keine größeren Wertpapierdepots haben, können Sie sich in der Frage des Börsengeschehens sowieso ruhig zurücklehnen; Stagflation aber betrifft dann doch wieder jeden.

Bodo Lochmann

25/01/08

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