Am Rande des kasachischen Almaty wird im nächsten Monat offiziell die größte Speiseölfabrik des Landes eröffnet. In nur einem Jahr wurde auf einem Industriegelände die Anlage erbaut. Verantwortlich für die elektrotechnische Realisierung dieses Projektes sind auch zwei Ingenieure aus Nordrhein-Westfalen.

Nicht weit entfernt vom Flughafen Almaty, auf dem ehemaligen Gelände eines Großlagers für Landmaschinenteile, wurde innerhalb nur weniger Monate die größte Speiseölraffinerie Kasachstans errichtet. „Dieser Bau entstand in der Rekordzeit von einem Jahr, weil parallel gebaut und die technischen Anlagen installiert wurden“, berichtet Ludmilla Netschunajewa stolz. Die technische Übersetzerin der Firma Maslodel besitzt schon Erfahrungen im Bau einer anderen Anlage in Almaty, deren Fertigstellung mehr als doppelt so lange gedauert hat.

Mit der Fertigstellung des Fundamentes hat auch die Arbeit der beiden Elektroingenieure Hartmut Steff und Jörg Schürmann in Deutschland begonnen. Die beiden international erfahrenen Experten leiten die Programmierung der Elektrotechnik. Sie sind dafür verantwortlich, dass sämtliche Filter, Kühler und Neutralisatoren beispielsweise richtig aufeinander abgestimmt sind. „Ich habe schon bei der Installation von über 170 Speiseölanlagen mitgearbeitet, aber dieses ist mein bisher größtes Projekt“, verrät Hartmut Steff. Der 41-jährige Ingenieur arbeitet mit seinem Kollegen seit letztem Dezember in Kasachstan, sechs Tage in der Woche. „Das ist das Ingenieursleben“, kommentiert er den vollen Terminkalender mit einem Lachen. Es bleibe ja aber noch der Sonntag für Ausflüge, fügt er hinzu.

Zahnpasta und Mayonnaise

Bei Maslodel entsteht mit der Speiseöl- und Hartfettproduktion ein völlig neuer Geschäftszweig. Bisher wurden Butter, Mayonnaise, Ketchup und Kondensmilch hergestellt, deren Fette jedoch nicht aus der eigenen Produktion stammten. Das soll sich in spätestens vier Wochen ändern, wenn die Fabrik offiziell eröffnet wird. In den zwei Produktionsteilen werden dann täglich 200 Tonnen Speiseöl und 50 Tonnen Hartfette hergestellt. Das zur Herstellung nötige Rohöl aus Rapssamen, zum Teil von firmeneigenen Feldern, und Sonnenblumenkernen stammt aus der Maslodel-Presserei in Nowoischimsk und wird per Güterzug direkt an den fünfstöckigen Neubau geliefert. Besonders stolz ist man in der Ölfabrik auf die Einhaltung europäischer Qualitätsstandards, die nicht zuletzt durch die so genannte Ölbleichung erreicht wird. „Wir sind die einzige Fabrik in ganz Kasachstan, die diesen Produktionsschritt durchführen“, unterstreicht Ludmilla Netschunajewa. Bei der Reinigung und Veredlung der Öle fallen große Mengen an Filterrückständen an, die vor allem für die kosmetische Industrie noch von Interesse sind. „Die fetthaltigen Abfallprodukte werden unter anderem für die Herstellung von Zahnpasta, Make-up, Holzanstrich oder Seife verwendet“, so Hartmut Steff.

Jerlan Kurmangalijew, Produktionsleiter bei Maslodel, verrät, dass man bereits eine Erweiterung der Ölfabrik plane: „Wir wollen die eigenen Filterreste dann zur Herstellung von Kernseife nutzen.“ Obwohl die offizielle Eröffnung der gesamten Raffinerie erst für den nächsten Monat geplant ist, rollen die Bänder schon heute, gut ein Jahr nach Baubeginn. Das erste Öl lagert bereits seit einem Monat in den 21 güterwaggongroßen Tankbehältern und wird seit rund 14 Tagen abgefüllt und ausgeliefert. „Wenn alles läuft“, so versichert Kurmangalijew, „sind es dann 4.000 Flaschen pro Stunde.“

Von Mathias Fritsche

14/04/06

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