Seit vier Jahren reist Monika Staab im Auftrag des Internationalen Fußballverbandes FIFA in Sachen Frauenfußball durch die Welt. Die 50-Jährige versucht Vorurteile abzubauen, unterrichtet in Schulen und bildet Trainer aus. In Pakistan gründete sie eine Frauenfußball-Nationalmannschaft, die vor 5.000 Zuschauern spielte. Vor kurzem besuchte Monika Staab Zentralasien. Die Fußballerinnen in Tadschikistan, Usbekistan und Kirgisistan wollten sie gar nicht mehr gehen lassen.

/Bild: privat. ‚Kick it like Staab: Beim Training zeigt die ehemalige deutsche Fußballerin, was sie drauf hat. ‚/

Die Liste Ihrer bisherigen Reiseziele ist lang. Zuletzt haben Sie einige zentralasiatische Länder besucht. Welche Eindrücke nehmen Sie von dort mit?

Bevor ich irgendwo hinreise, erkundige ich mich erstmal über das Land, in das ich fahre: über die Einwohner, die politische Lage und aktuelle Konflikte. Vor der Reise nach Zentralasien war mir schon klar, dass es dort unglaublich viele verschiedene Ethnien gibt. Als ich dann in den einzelnen Ländern die verschiedenen Gesichter sah, wurde das aber erst richtig deutlich. Auch die Konflikte untereinander wurden für mich sichtbar. Beim gemeinsamen Fußballspiel hat das dann aber überhaupt keine Rolle mehr gespielt.

Fußball kann also viel mehr sein als nur ein Spiel?

Natürlich. Was ich in den Ländern, die ich bereise, vorfinde, erinnert mich an die Situation, die wir vor 40 Jahren in Deutschland hatten. Damals war es den Frauen verboten, Fußball zu spielen. Es galt als unweiblich. Als ich jetzt in den zentralasiatischen Ländern unterwegs war, erzählten mir die Mädchen, dass ihre Eltern ihnen gesagt hätten, dass sie keine Kinder bekommen könnten, wenn sie weiter Fußball spielen. Sowas höre ich oft. Für die Mädchen bedeutet Fußball ein Stück Freiheit. Sie sehen, was sie können, und das gibt ihnen Selbstvertrauen. Wenn diese Frauen spielen, haben sie so ein Funkeln in den Augen. Ich versuche sie zu unterstützen, damit sie diese Freiheit ausleben können.

Wie?

250.000 Dollar bekommt jedes der 208 FIFA-Mitglieder pro Jahr, davon müssen 37.500 Dollar in den Frauenfußball fließen. Das ist für viele Länder ein Anschub, etwas zu tun. Das Problem ist oft, dass die Frauen niemanden haben, der ihnen eine gewisse Anerkennung zukommen lässt. Außerdem wissen sie nicht, wie sie an Plätze kommen sollen, auf denen sie spielen können oder woher sie Geld bekommen können. Dort versuche ich ihnen zu helfen. Die Probleme sind aber von Land zu Land unterschiedlich. In Tadschikistan werden die Mädchen meist im Alter von 15 oder 16 Jahren verheiratet, und der Ehemann erlaubt es in den seltensten Fällen, dass sie weiter Fußball spielen. Deshalb müssten die Mädchen schon in der Schule mit dem Sport anfangen, damit sie genügend Zeit haben, ihre Fähigkeiten zu entwickeln.

Und wie ist die Situation in den anderen zentralasiatischen Ländern?

Ich war zum Beispiel völlig überrascht, als mir in Usbekistan eine finanziell gut ausgerüstete Frauenfußball-Nationalmannschaft gegenüberstand. Die Frauen sind dort sozusagen Berufsfußballerinnen und bekommen sogar ein kleines Gehalt. Ihr Ziel ist es, die nächste U17-Weltmeisterschaft auszurichten. Ich würde mich so freuen, wenn die das schaffen. Die wollten mich glatt als ihre Trainerin engagieren.

Interview: Antonie Rietzschel

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