Zeit, Abschied zu nehmen: Winfried Berndt, Projektberater für die Sprachlernzentren und die deutsche Minderheit in Kasachstan und Kirgisistan im Auftrag des Goethe-Instituts, blickt im Gespräch mit DAZ auf seine Tätigkeit der letzten zwei Jahre zurück.

DAZ: Herr Berndt, Sie wenden sich nach zwei Jahren einer neuen Tätigkeit zu. Welche Eindrücke konnten Sie in dieser Zeit sammeln?

Winfried Berndt: Als ich 2010 in Kasachstan anfing zu arbeiten, war ich schon in der Region „verwurzelt“, da ich für andere Mittlerorganisationen bereits in Tadschikistan, Usbekistan und Kirgistan tätig war. Auch in Russland hatte ich Arbeitserfahrung. Aber in Zentralasien fühle ich mich wohler, weshalb ich nach Aufenthalten in Deutschland immer wieder zurückkehrte. Auch Kasachstan bietet viele Möglichkeiten, Projekte zu verwirklichen, zumal man immer wieder auf neugierige, vielseitig interessierte junge Menschen trifft, die in ihrer Weltoffenheit alte sowjetische Stereotype hinter sich lassen und weltweit Möglichkeiten nutzen, sich zu entwickeln. Interessant sind die großen kulturellen Unterschiede zwischen Nord- und Südkasachstan. So habe ich z.B. bei Kasachen aus Schimkent und Pawlodar mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten entdeckt, was natürlich mit der Kulturgeschichte zusammenhängt. Auch merkt man bis heute, wie bedroht die kasachische Kultur, aber auch die Kulturen anderer hier lebender Völker durch Sowjetisierung und Umweltzerstörung waren, sogar ihre Muttersprache mussten viele „vergessen“. Deshalb ist und bleibt das Thema „kulturelle Identität“ wichtig, auch bei der Spracharbeit oder der Arbeit mit der Deutschen Minderheit.

Was war Ihr Fokus – welche Schwerpunkte haben Sie in Ihren Projekten gesetzt?

Für mich steht bei Projekten im Bildungsbereich das Thema „Begegnung“ im Vordergrund. Erfolgreich ist ein Projekt meist dann, wenn über persönliche Kontakte langfristige Kooperation möglich wird oder der persönliche Austausch dazu führt, dass Stereotype hinterfragt werden. In einer Sommerschule gemeinsam ein Projekt mit Menschen aus verschiedenen Kulturen zu erleben ist meistens nachhaltiger als der reine Austausch von Informationen. Für viele Probleme gibt es mehrere Lösungen, abhängig von der Perspektive, aus der man sie betrachtet. Dank sozialer Netzwerke ist es heute einfach, Kontakte zu bewahren und weitere Ideen und Projekte zu entwickeln.

Welches Souvenir werden Sie aus Kasachstan mitnehmen?

Gute Frage: keine materiellen Souvenirs. Aber viele bunte Bilder: Erinnerungen an interessante, spontane Menschen, elegant gekleidete, wunderschöne Frauen, den Duft der Berge, Sonnenuntergang vom Kök-Tobe. Ich habe viele Menschen getroffen, die mir etwas bedeuten und in meinem Herzen mitreisen. Deshalb fühle ich mich nach zweieinhalb Jahren Kasachstan reicher als zuvor.

Was wünschen Sie Ihren Schülern für ihren weiteren schulischen Werdegang bzw. beruflichen Weg?

Meinen Kolleginnen (ich hatte hier ja kaum Kollegen), Schülern, Studierenden wünsche ich für die Zukunft Mut und Ausdauer, eigene, nicht nur materielle Ziele zu setzen und zu verwirklichen, mögliche Schwierigkeiten zu überwinden, und Auslandserfahrungen auch in ihrer Heimat aktiv zu nutzen.

Welche Pläne haben sie für Ihre Zukunft, bleiben Sie in Zentralasien oder führt Sie Ihre neue Tätigkeit nach Deutschland zurück?

Zunächst gehe ich natürlich nach Deutschland zurück, denn ich möchte auch Zeit mit meinen Verwandten und Freunden verbringen und etwas reisen. Nach jedem Arbeitsaufenthalt in Zentralasien hatte ich die Möglichkeit, meinen neu gewonnenen Freunden meine Heimat zu zeigen. So wird es diesmal auch mit meinen Freunden aus Kasachstan sein! Beruflich muss ich mich auch weiterhin weltweit orientieren. Ich möchte sehr gerne auch noch andere asiatische Länder wie Malaysia oder Korea kennen lernen, meine Neugier auf die große Welt ist wohl nie zu stillen…

Interview: Malina Weindl

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