Das deutsche Bier wird nach dem Reinheitsgebot von 1516 gebraut und ist nach wie vor beliebt– vor allem im Ausland. Wie funktioniert das Reinheitsgebot eigentlich?

Wer sich als Deutscher im Ausland aufhält, dem kann es schon mal passieren, dass er von seinen Mitmenschen stereotyp als Biertrinker identifiziert wird. Kein Wunder angesichts der Tatsache, dass dieses Klischee des Bier trinkenden Deutschen unter anderem jedes Jahr durch das weltweit bekannte Oktoberfest oder mithilfe von You-Tube-Videos der Serie „The World in two Minutes: Germany“ (Die Welt in zwei Minuten: Deutschland) propagiert werden.

Geburtstag des reinen Bieres

Ein gutes Bier braucht 14 Tage Zeit, bis es fertig gebraut ist. | Bild: cc Trexer wikipedia

Auch in Deutschland selbst wird der Gerstensaft gefeiert, der seit fast 500 Jahren nach dem berühmten deutschen Reinheitsgebot gebraut wird. Dabei handelt es sich um die erste Lebensmittelverordnung, die am 23. April 1516 mit der Bayerischen Landesordnung festgeschrieben wurde. Diese Verordnung gilt mit einigen wenigen Abwandlungen bis heute. Darum nutzte der Deutsche Brauer-Bund e.V. den Geburtstag des Gebotes werbewirksam und rief Brauereien und Gaststätten auf, am 23. April den „Tag des deutschen Bieres“ zu feiern.

Das Reinheitsgebot schreibt vor, welche Zutaten im Bier enthalten sein dürfen, nämlich Hopfen, Gerste, Hefe und Malz. Bier ist demnach ein reines Naturprodukt, ohne Zusatz von Konservierungsstoffen. Letzteres ist neben der Vielfalt, welche das deutsche Brauereigewerbe bietet, ein durchschlagendes Verkaufsargument. Laut Angaben des Deutschen Brauer-Bundes werden in Deutschland nämlich in über 1.300 Braustätten über 5.000 Biersorten hergestellt.

Der Brauereimarkt verändert sich

Anlässlich des Brauerfestes veröffentlichte das Statistische Bundesamt die aktuellen Zahlen zur Brauereiwirtschaft, die belegen, dass der Bierabsatz zurückgeht. Vor fünf Jahren wurden in Deutschland 100 Millionen Hektoliter verkauft, im vergangenen Jahr waren es nur 94,6 Millionen Hektoliter. Dies liegt, laut Pressemitteilung des Deutschen Brauer-Bundes, an veränderten Konsumgewohnheiten einiger Biertrinker und dem durchwachsenen Sommer im vergangenen Jahr.

Das Deutsche Bier hat dennoch nicht an Attraktivität eingebüßt. Besonders auf den ausländischen Märkten ist der Gerstensaft beliebt. Die anhaltend starke Nachfrage nach deutschen Bieren aus China oder USA sind ermutigende Trends für die deutsche Brauereiwirtschaft. Denn im Ausland funktioniert der Ruf des nach deutschem Reinheitsgebot gebrauten Bier wie ein perfekter Werbesspot. So zeigt die Statistik der Brauereiwirtschaft, dass die Bierausfuhr seit fünf Jahren von 14.075 auf 14.781 Hektoliter angestiegen ist.

Wie war das mit dem Reinheitsgebot?

Bierkenner wissen also, dass das Deutsche Reinheitsgebot immer mehr die Funktion eines Aushängeschildes übernimmt. Jeder Biertrinker lernt schnell, dass ein deutsches Bier nach dem Reinheitsgebot gebraut ist, denn so wird es auf den Etiketten der Bierflaschen ausgewiesen.

Wer hier jedoch genauer hinschaut, könnte bei einigen Etiketten stutzig werden, denn oft ist Bier bis zu einem Jahr haltbar. Das ist an sich nicht verkeht, weil sich so das Bier besser im Ausland vertrieben lässt. Wenn aber ein Bier streng nach dem Deutschen Reinheitsgebot gebraut wäre, dann wäre es nur knapp drei Monate haltbar.

Die Haltbarkeitsverlängerung macht die Lebensmitteltechnik möglich: einige Brauereien fügen dem Brausud während der Herstellung Zusatzstoffe wie E1202 bei. Dabei handelt es sich um den technischen Hilfsstoff PVPP, der unerwünschte Gerbstoffe bindet und somit Bier länger haltbar macht. Auf den Etiketten muss E1202 nicht als Zutat ausgewiesen werden, weil der Stoff im fertig gebrauten Bier nicht mehr nachweisbar ist.

Von Dominik Vorhölter

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