Mit dem Datum des 9. November verbinden wir politische Wenden und grausame Verfolgungen, gescheiterte und friedliche Revolutionen. Der 9. November war ein Schicksalstag in der deutschen Geschichte. Ein Wendepunkt, der alles auf Anfang stellte und eine neue Epoche einleitete. Seit über 150 Jahren ist der 9. November in Deutschland sowohl Feiertag als auch Gedenktag.

/Bild: Bundesarchiv. ‚ Fall der Berliner Mauer, Brandenburger Tor, 1989.’/

9. November 1848

Die Erschießung des Demokraten Robert Blum am 9. November 1848 leitete das Ende der Deutschen Revolution in den Staaten des Deutschen Bundes ein. Die auch als „Märzrevolution“ bezeichneten bürgerlich-demokratischen Aufstände begannen im März 1848 und dauerten bis Herbst 1848 an.

Mit der Februar-Revolution in Frankreich wurde ganz Europa von den Volksunruhen erfaßt. Die Revolution richtete sich gegen die sogenannten Mächte der Restauration, also gegen die absolutistischen Monarchien Preußens, Österreichs, Russlands und Frankreichs und deren politischen und sozialen Verhältnisse.

Die Forderungen der revolutionären bürgerlichen Kräfte lauteten nationale Einheit statt Kleinstaaterei, Pressefreiheit statt Zensur, Bauernbefreiung und freie Wahlen.

Robert Blum trat in der Frankfurter Nationalversammlung für einen deutschen Nationalstaat ein und wurde nach seiner Teilnahme am Oktoberaufstand 1848 in Wien hingerichtet.
Bis 1849 wurden die revolutionären Aufstände von den preußisch-österreichischen Truppen gewaltsam niedergeschlagen.

Die deutschen Lande waren noch nicht bereit für politische Freiheiten und demokratische Reformen. Weder die Frage der nationalen Einheit und Unabhängigkeit, noch die soziale Frage – die vollständige Bauernbefreiung und die Absicherung der Lohnarbeiter – konnten gelöst werden.

Mit der Auflösung der Frankfurter Nationalversammlung und der Niederschlagung der letzten revolutionären Kämpfe im Juli 1849 war die Deutsche Revolution endgültig gescheitert.
Jedoch basiert das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland auf wesentlichen Elementen der Frankfurter Paulskirchen-Verfassung. Erst im Jahre 1871 kam es mit der Gründung des Deutschen Reiches unter Kaiser Wilhelm I zur Reichseinigung.

9. November 1918

Kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges im Herbst 1918 brach die Novemberrevolution im Deutschen Reich aus. Die innenpolitische Situation wurde immer angespannter: das Volk forderte neben der Abdankung des Kaisers endlich Frieden nach vier Jahren Krieg. Überall in den Städten kam es zu Streiks, in den Städten bildeten sich Arbeiter- und Soldatenräte.
Ein radikaler politischer Umsturz stand kurz bevor. Reichskanzler Prinz Maximilian von Baden, der selbst erst im Oktober 1918 die Regierungsführung übernommen hatte, verkündete daraufhin eigenmächtig die Abdankung des Kaisers Wilhelm II.

Die SPD vermutet mit einem politischen Umsturz die Ausrufung der Räterepublik durch die Linken. Aus Furcht vor der radikalen Linken schließen sich die Sozialdemokraten zusammen. Am 9. November 1918 ruft Philipp Scheidemann, der stellvertretende SPD-Vorsitzende vom Balkon des Berliner Reichstages die erste deutsche parlamentarische Republik und damit das Ende des Kaiserreiches aus. Die Hohenzollern-Herrschaft war damit Geschichte. Kaiserreich und preußische Monarchie werden vom Sturm der Ereignisse hinweggefegt.

Unter Friedrich Ebert als Sozialdemokraten wurde eine provisorische Übergangsregierung gebildet, Reichskanzler Prinz Maximilian musste zurücktreten.

Am 9. November 1918 rief Karl Liebknecht im Berliner Tiergarten die Freie sozialistische Republik Deutschlands aus. Dazu kam es aber nicht. Es wurde für eine verfassungsgebende Nationalversammlung gestimmt, aus der die junge Weimarer Republik hervorging.

Ende 1918 gründeten die Spartakusbund unter Liebknecht die linksrevolutionäre Kommunistische Partei Deutschlands (KPD). Als der Spartakusaufstand 1919 versuchte, die Regierung Friedrich Eberts zu stürzen, wurde er in blutigen Straßenschlachten und Massakern gewaltsam niedergeschlagen.

Die neugegründete demokratische Weimarer Republik sollte nur der Übergang zu einer weiteren Epoche in der Geschichte Deutschlands sein. Mit der Machtübernahme Adolf Hitlers am 30. Januar 1933 ging die Regierungsgewalt auf die Nationalsozialisten (NSDAP) über.

9. November 1923 – Hitler-Ludendorff-Putsch

Der Anführer der NSDAP Adolf Hitler, General Erich von Ludendorf und Tausende Anhänger der Partei marschieren am 9. November 1923 zur Feldherrnhalle in der Münchner Innenstadt. Die NSDAP hatte zuvor durch rechtskonservative Kräfte enorm an Einfluss verloren. Hitler ruft am Abend vor dem Marsch die „Nationale Republik“ aus.

Es gibt Tote unter den Demonstranten und den Polizisten, die den Putsch gewaltsam niederschlagen. Der Hitler-Ludendorff Putsch ging als dilettantisch in die Geschichte ein, aber trotzdem als Auftakt einer grausamen Epoche in der deutschen Geschichte – des Nationalsozialismus im Dritten Reich.

9. November 1938 – Reichspogromnacht

15 Jahre nach dem Hitler-Ludendorff-Putsch in München kam es unter den Nationalsozialisten zu gewaltsamen Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung in ganz Deutschland. Seit der Machtergreifung Hitlers 1933 hatten jüdische Bürger bereits unter Diskriminierung und Intoleranz zu leiden.

Eine unglaubliche Zerstörungswut richtet sich gegen jüdische Geschäfte, Wohnungen und Synagogen. Mehr als die Hälfte der jüdischen Gotteshäuser wurde verbrannt und Friedhöfe verwüstet.

Den Plünderungen, Schändungen und Brandschatzungen fielen Hunderte Menschen zum Opfer.

Durch die Tausenden zu Bruch gegangenen Schaufenster erhielt die Reichspogromnacht noch eine andere, propagandistische Bezeichnung: Reichskristallnacht.

Mit der Reichspogromnacht wurde zum einen der Antisemitismus im Volk angefacht, aber auch die begonnene Zwangsenteignung der jüdischen Bevölkerung vorangetrieben.
Außerdem markiert der 9. November 1938 in seiner Grausamkeit den Beginn des Holocaustes, der systematischen Verfolgung der Juden im Dritten Reich.

9. November 1989

Günter Schabowski, Sekretär des ZK der SED für Informationswesen, prägte am 9. November 1989 auf einer Pressekonferenz den Satz, der Geschichte machte:

„Privatreisen nach dem Ausland können ohne Vorliegen von Voraussetzungen (…)beantragt werden. Die Genehmigungen werden kurzfristig erteilt. (…)Ständige Ausreisen können über alle Grenzübergangsstellen der DDR zur BRD erfolgen“.

Als er von einem Journalisten gefragt wurde, wann diese Regelung für Ausreisewillige in Kraft trete, antwortete er etwas holprig: „Sofort, unverzüglich.“ Dieser Satz trat in der DDR eine ungeahnte Ausreisewelle los. Aufgrund eines Irrtums veränderte Schabowski so die Pläne der DDR-Regierung und den Lauf der Geschichte. Erst am 10. November ab 4 Uhr früh sollten die Ausreiseregelungen gelten. Den Schutz- und Sicherheitsorganen der DDR hätten zu diesem Zeitpunkt die entsprechenden Befehle bereits vorgelegen und eine Grenzkontrolle wäre möglich gewesen. So beschleunigte Schabowski durch seine Aussage die Grenzöffnung im Schicksalsjahr 1989 auf dramatische Art und Weise. Noch am selben Tag kam es zur Maueröffnung in Berlin. Im Nachhinein bezeichnete Schabowski die Auswirkungen der Pressekonferenz als den „Sargnagel des Sozialismus“.

Der 9. November 1989 ist heute gleichbedeutend mit der friedlichen Revolution des Volkes und hat den Prozess der Wiedervereinigung in Deutschland in Gang gesetzt.

Zusammengestellt von Malina Weindl

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