90 Jahre Wandel durch Austausch, seit 28 Jahren in Kasachstan. 1925 wurde der Deutsche Akademische Austauschdienst in Heidelberg gegründet. Damit nahm die Idee des Wandels durch Austausch ihren Anfang. Seitdem fördert der DAAD akademische Talente aus Deutschland und aller Welt, ebenso stärkt er Kooperationen in der internationalen Wissenschaft. Dies umfasst auch Kasachstan: Bereits zu Zeiten der Sowjetunion unterstützte der DAAD Wissenschaftler in der Region Zentralasien. Und schon seit 1987 werden DAAD-Lektoren an Universitäten in Almaty entsandt.

 

Heute gibt es insgesamt vier DAAD-Lektorate an Universitäten in Almaty, Astana und Karaganda. Auf diesen Stellen wirken Hochschullehrer/innen aus Deutschland, die für zwei bis fünf Jahre ins Land kommen und in der Regel deutsche Sprache und Kultur vermitteln. Das ist aber noch nicht alles: In Almaty besteht ein Informationszentrum (IC) des DAAD, das in der Deutsch-Kasachischen Universität untergebracht ist und Beratung für alle anbietet, die an akademischen Studien und Forschung in Deutschland interessiert sind. Und dann gibt es natürlich noch das Stipendienprogramm des DAAD, mit dem seit Beginn der Zusammenarbeit weit mehr als 3.000 Personen aus Kasachstan gefördert worden sind.
Die Arbeit des DAAD sieht trotz dieser Kontinuität heute jedoch ganz anders aus, denn die Internationalisierung von Bildung und Wissenschaft hat sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten sehr dynamisch entwickelt: Sie ist nun ein Thema, das stark an Bedeutung gewonnen hat und gerade auch in Kasachstan eine wichtige Rolle im akademischen Leben spielt. Dies bietet große Chancen für den DAAD, der vor
25 Jahren noch eine reine Stipendienorganisation war, stellt ihn aber zugleich vor neue Herausforderungen. Weltweit hat sich in nur zwölf Jahren – von 2000 bis 2012 – die Zahl der international mobilen Studierenden von 2,1 auf 4,5 Millionen mehr als verdoppelt. Deutschland ist dabei nach den USA und Großbritannien das beliebteste Ziel ausländischer Studierender. Im Studienjahr 2013/14 waren 282.201 ausländische Studierende an deutschen Hochschulen eingeschrieben, das sind rund 17.000 mehr als im Jahr zuvor. Damit stammen 11,3 Prozent aller Studenten in Deutschland aus dem Ausland, wobei ihr Anteil mit Sicherheit noch weiter zunehmen wird. Das erfordert von den Hochschulen in Deutschland ganz neue Anstrengungen, um die optimale Betreuung dieser ausländischen Studierenden sicherzustellen. Auch hier spielt der DAAD eine wesentliche Rolle, indem er den Hochschulen in Deutschland eine ganze Reihe von Programmen zur Verfügung stellt, die alle nur ein Ziel haben: eine optimale Willkommenskultur für die auswärtigen akademischen Gäste zu schaffen. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass der DAAD schon seit langem Partner des kasachischen Regierungsstipendienprogramms „Bolaschak“ ist und in dieser Funktion die Master-Stipendiaten bei ihrem Aufenthalt in Deutschland unterstützt und betreut.
Internationalisierung bedeutet heute jedoch viel mehr als Mobilität individueller Personen, wobei natürlich diese konkreten Wanderungsbewegungen von Studenten und Wissenschaftlern für die internationale Orientierung von Forschung und Lehre und die globale Positionierung einer Hochschule unverzichtbar bleiben. Darüber hinaus ist Internationalisierung in vielen Hochschulen Leitthema und strategische Aufgabe geworden. Die meisten Hochschulen in Deutschland verfügen heute über eine Internationalisierungsstrategie, in der die Ziele der Institution, thematische Felder und vor allem die Konzentration auf bestimmte ausgewählte Zielländer festgeschrieben sind. Internationalisierung meint in diesem Zusammenhang etwas ganz Anderes als den vereinzelten Besuch von Honoratiorendelegationen, das Abhalten von Festbanketten und das Unterzeichnen von „Memoranda of Understanding“, die dann ohne Inhalt bleiben. Internationalisierung ist für viele deutsche Hochschulen vielmehr eine Querschnittsaufgabe geworden, die alle Bereiche von der Leitung über die Verwaltung bis in die Fakultäten und Fachbereiche durchdringt. Entscheidend ist aber der Ausgangspunkt für tragfähige internationale Hochschulkontakte und –partnerschaften: Er liegt immer auf der fachlichen Ebene der praktischen Forschung und der akademischen Lehre. Professor muss zu Professor auf Basis der gemeinsamen fachlichen Interessen finden, Studierende müssen sich über gemeinsame Lernerfahrungen und Projekte kennenlernen. Nur so können auch zwischen deutschen und kasachischen Hochschulen lebendige Partnerschaften entstehen.
Diesen Gedanken der fächer– und fachbereichsbezogenen Kooperation gilt es festzuhalten. Denn zu oft werden das Phänomen und der Begriff der Internationalisierung missverstanden, die ursprünglich komplexe Debatte um die „World Class Universities“ (dies die Formulierung Dr. Jamil Salmis von der Weltbank) wird auf wenige Schlagworte verkürzt. Es herrscht der Irrglaube, dass es so etwas wie die „besten“ Universitäten gibt und dass man nur mit diesen Institutionen internationale Kontakte aufbauen sollte. Methodisch fragwürdige oder ebenfalls missverstandene Rankings wie das ARWU („Shanghai Ranking“) verstärken diesen Irrglauben noch. In Wirklichkeit werden sich aber echte internationale Kontakte zwischen Universitäten nur von Fachbereich zu Fachbereich auf der Basis gemeinsamer Forschungsinteressen aufbauen lassen. Auch kasachische Hochschulen mit ihrem oft sehr spezialisierten Fächerangebot in beispielsweise Lebensmitteltechnologie oder Transporttechnik, müssen sich einen Partner suchen, der zu ihnen passt. Notwendig für diese Partnersuche ist die aktive Beteiligung an der internationalen Fachkommunikation, vor allem durch Publikationen, die wirklich gelesen werden, und durch die Organisation von Konferenzen, die tatsächlich dem aktiven Austausch und der Diskussion von wissenschaftlichen Erkenntnissen dienen.
Dennoch gibt es viele Beispiele für gelingende Internationalisierung im Hochschulbereich. Einen besonderen Stellenwert haben hierbei Projekte der sogenannten transnationalen Bildung (TNB), also der Aufbau von deutschen Studiengängen oder ganzen Hochschulen im Ausland, der häufig ebenfalls vom DAAD gefördert wird. Beispielhaft für diese Entwicklung stehen Institutionen wie die Deutsch-Jordanische Hochschule, die neue Türkisch-Deutsche Universität in Istanbul oder eben auch die Deutsch-Kasachische Universität in Almaty. Wie viele deutsche TNB-Projekte zeichnet sich die Deutsch-Kasachische Universität durch einen starken Praxisbezug aus, der ihre Absolventen optimal für die Bedürfnisse der Unternehmen auf dem Arbeitsmarkt qualifizieren soll. Die Kombination von akademischem Studium und arbeitsmarktorientierter Ausbildung ist überhaupt eine besondere Stärke der deutschen Institutionen, gerade die Hochschulen für angewandte Wissenschaften (früher „Fachhochschulen“) werden dadurch auch international hochattraktiv.
Mit der Förderung individueller Mobilität durch Stipendien, der Begleitung von Internationalisierungsprozessen und der Unterstützung von TNB-Projekten sind wesentliche Arbeitsgebiete des DAAD benannt. Nicht vergessen werden darf, dass der DAAD weiterhin für die Förderung der deutschen Sprache und der Deutschlandstudien an ausländischen Universitäten eintritt. Dafür gibt es viele Beispiele: ein gemeinsames Projekt von Goethe-Institut und DAAD zur Curriculumsentwicklung im studienbegleitenden Deutschunterricht, zahlreiche Fachsprachenkurse zur Fortbildung von Deutschlehrkräften, Sur-place-Sommerkurse für Studierende oder die Unterstützung des Nationalen Deutschlehrertages, der von GI, ZfA und DAAD im November 2015 wieder ausgerichtet wird. Die Kontinuität von 28 Jahren Arbeit des DAAD in Kasachstan zeigt sich gerade auch auf diesem Gebiet.

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