„Die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Zentralasien wird dann gute Perspektiven haben, wenn sie auf gleicher Augenhöhe erfolgt und die historischen, politischen und kulturellen Unterschiede akzeptiert werden.“ Dieser Ansicht ist die Vorsitzende der Deutsch-Zentralasiatischen Parlamentariergruppe und Bundestagsabgeordnete der Partei DIE LINKE, Dr. Dagmar Enkelmann. Im Interview mit der DAZ spricht sie über ihre Eindrücke vor Ort, Potenziale der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Zentralasien, sowie die Integration der Russlanddeutschen.

/Bild: privat. ‚Gespräch der Delegation der Deutsch-Zentralasiatischen Parlamentariergruppe mit Scheich Abdsattar Haji Derbissali, Großmufti von Kasachstan.’/

Dr. Dagmar Enkelmann, Abgeordnete der Partei DIE LINKE.

Frau Enkelmann, welche Aufgaben nehmen Sie im Rahmen der Deutsch-Zentralasiatischen Parlamentariergruppe war?

Die Deutsch-Zentralasiatische Parlamentariergruppe, bei der ich den Vorsitz innehabe, ist eine von 54 im Deutschen Bundestag. Ihr gehören 28 Mitglieder aus allen Fraktionen an. Wir halten Kontakt zu den Ländern, führen Gespräche mit Delegationen, die nach Deutschland kommen, unterstützen konkrete Hilfsleistungen in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt, sammeln Informationen und vieles andere mehr.

Mit welchen Erwartungen sind Sie nach Zentralasien gereist? Welche Eindrücke hatten Sie vor Ort?

Fast alle Abgeordneten der Delegation sind erstmalig nach Zentralasien gereist. Wir hatten uns in Deutschland gut vorbereitet, dennoch: Das war Theorie. Der eigene Augenschein ist wichtig. Manches, was vorher gelesen wurde, hinterfragt man nun. Während der Reise führten wir viele Gespräche mit Parlamentariern, mit Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft und der Regierungen, mit Entwicklungsorganisationen wie der GIZ und mit den Botschaftern. Wir besuchten Projekte der deutschen Entwicklungszusammenarbeit und knüpften viele neue Kontakte. Die Erlebnisse haben uns sehr beeindruckt. Wir sind dankbar für die große Gastfreundschaft und die hohe Wertschätzung, die unsere Delegation unter anderem durch die Gespräche mit dem Präsidenten Tadschikistans und dem Premierminister Kasachstans erfuhr.

Wie schätzen Sie die Perspektiven der zukünftigen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Zentralasien ein?

Die Zusammenarbeit wird dann gute Perspektiven haben, wenn sie auf gleicher Augenhöhe erfolgt und die historischen, politischen und kulturellen Unterschiede akzeptiert werden. Unter den Bedingungen sehe ich sehr große Potenziale, unter anderem bei der Lösung der Probleme im Wassermanagement und der Energieversorgung. Hilfreich kann die Zusammenarbeit auch beim Aufbau der Berufsausbildung sein oder – wie zum Beispiel in Kasachstan – einer Verwaltungsgerichtsbarkeit.

Im Rahmen der Reise hatten Sie auch Gelegenheit, den Vorsitzenden der „Assoziation der gesellschaftlichen Vereinigungen der Deutschen Kasachstans“ zu treffen. Wie sehen Sie die Zukunft der Russlanddeutschen in Kasachstan und in Deutschland?

Viele sind in Deutschland gut integriert, haben ihre Familien hier, die Kinder sind in Deutschland geboren. Geblieben ist ihnen ihre Kultur, die sie pflegen. Wichtig für die Integration ist aus meiner Sicht, dass genügend Arbeitsplätze vorhanden sind und dass in dem Zusammenhang die Berufsqualifikationen anerkannt werden. Das ist längst überfällig.

Ich begrüße den Vorschlag des Premierministers Kasachstans, deutschstämmigen Bürgerinnen und Bürgern des Landes, die in der Bundesrepublik leben, eine Berufsausbildung erhalten oder studiert haben, zum Beispiel mit einer doppelten Staatsbürgerschaft die Rückkehr nach Kasachstan und auch die Arbeitsaufnahme zu erleichtern.

Interview: Christine Karmann

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