Am 10. Dezember fand in Oslo die feierliche Verleihung des Friedensnobelpreises an die Europäische Union statt. Schon seit ihrem Bekanntwerden im Oktober hatte die Entscheidung des Nobelkomitees für kontroverse Debatten gesorgt. Die DAZ hat drei kasachische Politiker und Funktionsträger um ihre Meinung gebeten.

Kairat Achmetow, Sänger und Kulturschaffender der Republik Kasachstan: „Als Kulturschaffender und Ideologe der Partei Nur Otan unterstütze ich völlig die Initiatoren, die entschieden haben, der Europäischen Union den Friedensnobelpreis zu verleihen. Ich möchte die Begründung meiner Meinung mit dem Jahre 2010 beginnen: Dies war das Jahr, das für Kasachstan den Weg nach Europa öffnete. Nachdem unser Land den Vorsitz der OSZE innehatte, erfuhr man in den Ländern Europas über Kasachstan. Jetzt steht im Raum die Frage zur Vergabe des Friedensnobelpreises an die Europäische Union: Verdient oder nicht verdient? Es gab auch Menschen, die dagegen waren, dass Kasachstan den OSZE-Vorsitz bekommt. Aber wir haben ihn dennoch innegehabt. Kasachstan ist ein Mitglied der Eurasischen Union. Meiner Ansicht nach können Länder, die zustimmen, dass es nötig und nützlich ist, sich zu vereinigen, Wirtschafts- und Naturkatastrophen zusammen zu überleben und vorwärtszugehen. Die Tätigkeit der Europäischen Union hat das bewiesen. Sie führt, konkurriert und kann ein gutes Vorbild für die Eurasische Union sein. Deshalb verdient die Europäische Union so eine hohe Auszeichnung wie den Friedensnobelpreis.“

Wladimir Redkokaschin, Abgeordneter im Senat der Republik Kasachstan: „Es ist äußerst schwierig für mich, die Entscheidung des Nobelkomitees zu kommentieren. Nach welchen Kriterien da Entscheidungen getroffen werden, ist für mich nicht ganz klar. Jede getroffene Entscheidung ist einzig und allein die Sache des Nobelkomitees. Dafür hat das Komitee seine Vollmachten und Kriterien in verschiedenen Bereichen, zum Beispiel in den Wissenschaften oder beim Friedensnobelpreis. Seine Entscheidungen führten mehrmals zu Unverständnis und zur Frage, warum man diesen Preis nicht an eine andere Person verlieh. Deshalb kann ich nicht einschätzen, ob es richtig oder falsch ist, dass die Europäische Union den Friedensnobelpreis bekam. Die Entscheidungen des Nobelkomitees haben sozusagen einen privaten Charakter, weil sie nicht mit der Weltgemeinschaft oder in den Medien diskutiert werden. Es gibt auch keine Wettbewerbe, um den Gewinner zu bestimmen. Nur die Mitglieder des Nobelkomitees wählen den Nobelpreisträger. Meiner Meinung nach ist dieser Preis dennoch der bekannteste in der ganzen Welt.“

Professor Kasbek Kaskenow, Leiter des Zentrums für Analyse und Prognose sozialer Initiativen bei der Partei Nur Otan: „Wenn wir Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einem Zusammenhang betrachten, besteht kein Zweifel, dass der Nobelpreis in der Vergangenheit für politisches Engagement im Bereich der Friedensstiftung verliehen wurde. Zum Beispiel erhielten Gorbatschow und Mutter Teresa den Friedensnobelpreis. Aber in der Gegenwart, im 21. Jahrhundert, muss man meiner Ansicht nach den Status dieses Preises überprüfen. Die Welt hat sich geändert, deshalb müssen die geehrten Ausschussmitglieder die Auswahlkriterien und ihre weltanschaulichen Ansichten über die Zukunft überprüfen. Es gibt so viele globale Probleme, und das Nobelkomitee muss berücksichtigen, wem und wofür man den Friedenpreis gibt. Als Bürger und Mensch glaube ich, dass die wichtigste Frage die ökologische Sicherheit im politischen Sinne ist. Unser Präsident Nursultan Nasarbejew hat im Jahre 1991 das Atomtestgelände in Semipalatinsk aufgelöst. Großbritannien, Frankreich und China haben nicht auf Atomtests verzichtet. Aber wir haben es getan und sind darauf stolz. Der letzte unklare Moment für mich ist die tragische Situation in Griechenland, Spanien und Portugal. Es ist eine absurde Situation, wenn die Mehrheit der Bevölkerung gegen den Staat und die Europäische Union protestiert. Es ist aber die Stimme des Volkes.“

Von Xenia Sutula

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