Immobilien in Südostasien sind derzeit ein Renner bei Investoren. Der damit verbundene Geldstrom ist für die Länder nach Ansicht von Kolumnist Bodo Lochmann nicht automatisch ein Segen.

Die Europäische und die US-amerikanische Zentralbank haben ihre Geldschleusen schon vor einigen Jahren weit geöffnet und fluten seither die Geldmärkte in großem Maße mit billigem Geld. Die Refinanzierungssätze, also die Zinssätze, zu denen die Zentralbanken die Geschäftsbanken mit frischem Geld versorgen, liegen deutlich unter einem Prozent. Kredite sind also billig, aber auch das allgemeine Zinsniveau für Geldguthaben hat sich damit drastisch reduziert. Tagesgeldkonten bringen in Deutschland heute kaum mehr als etwa ein Prozent nominal, real macht also der Anleger mit solchen Anlagen Verlust, liegt doch das Inflationsniveau bei etwas unter zwei Prozent.

Die Politik des billigen Geldes ist sehr umstritten, sagt doch nicht nur die Theorie, sondern auch die historische Erfahrung, dass zu billige Kredite leicht zu Fehlinvestitionen verführen, darunter auch auf den Kapitalmärkten. Zwar kann noch nicht von einer ausgesprochenen Spekulationsblase an den Aktienmärkten gesprochen werden, dennoch ist klar, dass das Wachstum der meisten Aktienwerte in den letzten ein, zwei Jahren nicht von den wirtschaftlichen Fundamentaldaten getrieben ist. Diese sind ja insgesamt nicht gerade glänzend ausgefallen. Niedrige Zinsen und hohe in den Bankensektor geschleuste Geldmengen werden fast schon traditionell als Mittel der Krisenbekämpfung und der Ankurbelung der Konjunktur angesehen und praktiziert, wobei die damit verbundenen Gefahren wie Inflation, wachsende Verschuldung der Wirtschaftssubjekte und des Staates sowie das Entstehen von Spekulationsblasen unterschätzt oder gar in das Kalkül mit einbezogen werden.

Nach der Europäischen Zentralbank und der amerikanischen Notenbank (FED) hat nun auch die Zentralbank Japans das Instrument des billigen Geldes entdeckt. Das Ziel in Japan besteht darin etwas zu erreichen, wovor man in anderen Ländern eher Angst hat, nämlich Inflation. Nach dem Platzen einer großen Spekulationsblase vor etwa 20 Jahren befindet sich die japanische Wirtschaft überwiegend in der Phase der Rezession oder bestenfalls Stagnation und geringsten Wachstums, vor allem aber der Deflation, also sinkender Preise. Deflation mag kurzfristig für die Käuferseite gut sein, weil der reale Wert des Geldes (also was man dafür kaufen kann) steigt, langfristig jedoch können Unternehmen leicht in die Lage kommen, ihre Selbstkosten nicht mehr decken zu können und so die Produktion in andere Länder verlagern oder gar ganz einstellen zu müssen. Der Verlust des Arbeitsplatzes ist aber für die meisten Leute und für die Gesellschaft schwerwiegender als kurzfristig günstiger einkaufen zu können.
Die lockere Geldpolitik ist für die Lösung von Problemen in den Industriestaaten gedacht, sie schafft jedoch neben den klassischen potentiellen Gefahren wie perspektivisch eine erhöhte Inflation, weitere, eher kurzfristige Gefahren in einer Reihe von Entwicklungs- und Schwellenländern. Da Geld in Form von Krediten billig zu beschaffen ist, seine Anlage in den Industriestaaten aber nur bescheidene Erträge bringt, fließt viel Geld in die Immobilienmärkte oder andere Märkte für Sachanlagen in den noch weniger entwickelten Staaten. Zwar wird dort generell Geld gebraucht, aber eben immer nur in ausgewogenen Proportionen. Im Moment aber kaufen ausländische Investoren in Masse Immobilien vor allem in Südostasien, treiben damit die Preise in die Höhe und organisieren so das Entstehen einer Immobilienblase. Was deren Platzen für eine Volkswirtschaft an negativen Dingen bewirken kann, ist an vielen Beispielen aus der Wirtschaftsgeschichte analysierbar. Es muss natürlich keinesfalls dazu kommen, und dennoch gibt es Probleme mit diesem Geld-Tsunami in die Entwicklungsländer, wobei das nicht nur für diese Länderkategorie wäre. Der große Zustrom ausländischen Geldes bedeutet ja eine wachsende Nachfrage nach heimischer Währung, die dann deutlich aufwertet. Damit verringern sich die Erträge der Exporteure der Aufwertungsländer in heimischer Währung, zudem werden Importwaren billiger und demnach mehr gekauft. Letzteres aber bedeutet den Verlust von Arbeitsplätzen und das Entstehen sozialer Probleme. Es ist deshalb zu erwarten, dass einige Länder bald die Deviseneinfuhr beschränken werden. Geld stinkt zwar nicht, aber zu viel davon ist auch nicht unbedingt ein Segen.

Bodo Lochmann

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