Ein gemeinsames Förderprogramm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes und des Open Society Institutes möchte jungen Akademikern aus Zentralasien und dem Kaukasus ermöglichen, in Deutschland zu studieren und forschen. Für viele der über 200 Bewerber ein Traum, der ohne diese Hilfe nie in Erfüllung gehen würde. In der vergangenen Woche fanden in Almaty die letzten Prüfungen und Auswahlgespräche für die kasachischen Bewerber statt.

Erleichtert atmet Tatjana Wassiltschikowa durch. Endlich ist es geschafft. Erst vor wenigen Minuten hat die 21-jährige graduierte Rechtswissenschaftlerin ihr letztes und entscheidendes Auswahlgespräch hinter sich gebracht. Jetzt liegt die Entscheidung, ob die junge Frau aus Astana eines der begehrten Stipendien des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und des US-finanzierten Open Society Institutes (OSI) bekommt, bei der siebenköpfigen internationalen Auswahlkommission. Gern möchte Tanja, wie Freunde die junge Frau auch nennen, an der Universität in Bremen ihren Master für Europäisches und Internationales Recht machen. „Es würde sehr gut zusammenpassen”, erklärt sie, „meine sprachlichen und fachlichen Kenntnisse könnte ich für dieses Studienprogramm nutzen und verbessern.” Aus eigener Tasche ist für Tatjana ein solches Vorhaben niemals finanzierbar. „Nur weil ich das Gymnasium mit einem „Altyn Belgi” (Goldenes Abzeichen für einen Abschluss mit 1,0) abgeschlossen und somit ein Stipendium bekommen habe, konnte ich mir ein Studium leisten. Ein Auslandsaufenthalt ist für mich und meine Eltern unbezahlbar”, so Tatjana. Damit ist sie in Zentralasien und dem Kaukasus kein Einzelfall. Ein wichtiger Grund für den DAAD und das OSI, im Jahr 2000 dieses Förderprogramm ins Leben zu rufen. Ziel ist es, in acht zentralasiatischen Ländern und dem Kaukasus weniger entwickelte Ausbildungssektoren zu fördern. Darunter fallen hauptsächlich Politikwissenschaften, Studiengänge Internationaler Beziehungen, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften.

200 Bewerber aus ganz Kasachstan

Tatjana ist sehr zufrieden mit ihrer Vorstellung beim Auswahltest und dem anschließenden Interview: „Ich lerne seit über 10 Jahren Deutsch und hatte keine Schwierigkeiten mit dem Sprachtest. Beim Gespräch mit den Professoren war ich schon viel aufgeregter. Ich konnte aber auf alles antworten und habe ein gutes Gefühl.” Richtige Antworten allein sind jedoch nicht nur ausschlaggebend. Benedikt Brisch, DAAD-Referatsleiter für Zentralasien und den Kaukasus, sagt: „Wir wollen von den Bewerbern das Gefühl haben, dass sie die Richtigen für einen Aufenthalt in Deutschland sind, sowohl fachlich, als auch menschlich. Alle Stipendiaten werden vor Ort von Tutoren betreut, die dafür sorgen, dass sie in Deutschland nicht untergehen. Wir erwarten jedoch von jedem Bewerber, dass er ausreichend Selbständigkeit beweist.”

Rund 200 Hochschulabsolventen, Doktoranden und Wissenschaftler aus ganz Kasachstan haben sich bereits im vergangenen Herbst für die 18 Stipendien beworben. Nur etwa jeder fünfte hat es aber bis zur Endauswahl an der Deutsch-Kasachischen Universität in Almaty geschafft. Für die 21-jährige Tanja schon ein erster wichtiger Erfolg, der sie die knapp 24-stündige Bahnanreise mit einem Lächeln ertragen lässt.

Der Schwerpunkt des gemeinsamen Förderprogramms von DAAD und OSI liegt bei der Unterstützung von Masterprogrammen an zehn deutschen Universitäten und Hochschulen. Aber auch angehende Doktoren und Forschungsprojekte kasachischer Wissenschaftler werden durch das DAAD-OSI-Gemeinschaftsstipendium unterstützt. „Ziel dieses Programms ist es, ein möglichst breites Spektrum an Bildungsmöglichkeiten für junge kasachische Studenten und Wissenschaftler zu bieten, um erfolgreich zu fördern”, betont Brisch.

Erfreuliche Tendenz der letzten Jahre

Die Frage nach dem tatsächlichen Erfolg des Förderprogramms für die acht Staaten beantwortet Dr. Audrone Uzieltiene, stellvertretende Direktorin des Open Society Institutes, diplomatisch: „Die Gefahr ist groß, dass gut ausgebildete Akademiker nicht mehr in ihre Heimatländer zurückkehren, wenn sie einmal so lange Zeit weg waren. Mit Sanktionen erreichen wir diesbezüglich nicht viel. Wir versuchen, die Absolventen für eine Rückkehr mit der Idee der Hilfe für Zentralasien zu motivieren. Die erfreuliche Tendenz der letzten Jahre stimmt uns dabei hoffnungsvoll, denn immer mehr Stipendiaten möchten nach dem Studium in Deutschland in ihrer Heimat arbeiten.” Einen Wunsch, den auch Tatjana Wassiltschkowa teilt: „Ich bin zurzeit Praktikantin im kasachischen Außenministerium und könnte mir sehr gut vorstellen, dort auch später zu arbeiten. Mein nächstes großes Ziel ist aber ein Studium in Deutschland. Wenn es diesmal nicht geklappt hat, werde ich es bei anderen Förderprogrammen weiter versuchen”, fügt sie ehrgeizig hinzu, „denn dort bekomme ich die wahrscheinlich beste Ausbildung der Welt.”

Von Mathias Fritsche

03/02/06

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