„Für mich gibt es keinen Unterschied zwischen deutschem Jazz und Jazz aus der Region. Für mich gibt es nur gute Musik”, so kommentierte Sagir Targipow, Gründer des Internationalen Jazzfestivals in Almaty, den Auftritt der Jazzband max.bab. Mit ihrer „guten Musik” sorgten die vier Münchner in den vollbesetzen Rängen des Schülerpalastes Almaty Anfang April für Standing Ovations. Hier bringt das Jazzfestival mit dem ursprünglich amerikanischen Jazz seit Jahren Menschen aus aller Welt zusammen.

/Bild: Andrea Rüthel. ‚„Minimalistisch und zukunftsweisend”: max.bab glänzen nicht nur an ihren Instrumenten, sondern sie sind auch hervorragende Komponisten’/

Ursprünglich hießen sie „bab”: Eine Zusammensetzung aus den Vornamen Benedikt, Andreas und Benny. Max kam erst später dazu. „Komisch, er ist am kürzesten dabei, aber trotzdem bekommt sein Name die meiste Aufmerksamkeit”, scherzt Karlygasch Makatowa, Managerin und Moderatorin des Internationalen Jazzfestivals in Almaty. Eine Anmoderation hat die Band aus München eigentlich gar nicht nötig. Sie stellt sich selbst vor – auf Russisch. „Dobry wetscher”, spricht Pianist Benedikt Jahnel mit Akzent ins Mikrophon. Er hat extra für den Auftritt in Almaty ein paar Phrasen auswendig gelernt. Das Publikum lacht. Dann greift Benedikt in die Tasten, die anderen Bandmitglieder zu Kontrabass, Saxophon und Schlagzeug.

Max.bab – eine musikalische Erfolgsgeschichte

„Experten beschreiben ihre Musik als konzentriert, minimalistisch und zukunftsweisend”, so hatte Barbara Fraenkel-Thonet, die Leiterin des Goethe-Instituts Kasachstan max.bab angekündigt. Der Einladung des Goethe-Instituts ist es zu verdanken, dass das deutsche Quartett Anfang April Kasachstans Bühnen erobern kann: Denn max.bab ist auch ein Hauptakt des Jahres „Deutschland in Kasachstan 2010”, das das Goethe-Institut zusammen mit dem Auswärtigen Amt organisiert.

In Deutschland sind die jungen Musiker längst Hochkaräter. Über vierhundert mal standen sie schon auf internationalen Bühnen, auch Preise haben sie zuhauf abgeräumt. Ihr Erfolgsrezept? Vielleicht rühre ihre innere Harmonie daher, dass sie sich schon so lange kennen, vermutet Barbara Fraenkel-Thonet. Schließlich haben die Musiker in fast unveränderter Konstellation ganz klein angefangen – als Schülerband.

Der andere Erfolgsgrund ist den Vieren anzusehen: Sie fiebern für ihre Musik. Leidenschaftlich verzieht Andreas Haberl am Schlagzeug das Gesicht, Benedikt Jahnel springt während des Spiels sogar ab und zu von seinem Klavierhocker auf. Das reißt mit: Das Publikum klatscht und pfeift.

Sich auf einem Festival „umhören”

In der ersten Reihe des Schülerpalastes wippt Sagir Targipow mit den Füßen im Takt. Der lächelnde Herr ist erst in zweiter Linie Initiator des Jazzfestivals und Leiter der einzigen Jazzschule für Jugendliche in Kasachstan. In erster Linie ist er selbst Musiker. Seine Liebe für den Jazz begann, als er noch die Musikschule besuchte. Damals hatte er auf der Auslandsfrequenz „Die Stimme Amerikas” zum ersten mal Jazz gehört – heimlich. Denn die „Westmusik” war zu Sowjetzeiten verboten.

Heute ist es auch für kasachstanische Jazzliebhaber leichter geworden, sich in Sachen Jazz „umzuhören” – und eine wichtige Quelle dafür hat Sagir Targipow selbst geschaffen: „Viele lokale Musiker erfahren durch das Internationale Jazzfestival in Almaty, was in anderen Ländern im Jazz gerade passiert. Auf dem Festival herrscht eine Atmosphäre des gegenseitigen Austausches.“

„Es ist uns eine Ehre, mit Künstlern aus der Region auf der gleichen Bühne zu spielen”, sagt Benedikt Jahnel. Besonders die Vorspieler der Deutschen, die „Salt Peanuts” aus Kirgisistan, haben max.bab neue musikalische Eindrücke beschert. Da mischen sich asiatische Geräusche wie ein Ziegentreiben oder die tranceartige Stimme eines Epenerzählers mit amerikanischem Swing – gesungen auf Englisch.

„No America, no Jazz”

Amerikanischer Jazz gepaart mit heimatlichen Tönen: Das trifft auf max.bab eher weniger zu. Die Eigenkompositionen der Münchner sind von Orten inspiriert, die von bayerischen Biergartenschlagern sehr weit entfernt liegen: Sie erzählen vom Weltraum und von der Heimat des Jazz, Amerika. Einige Stücke huldigen sogar den New Yorker Straßen, von deren lärmigem Treiben sich die Band unlängst inspirieren ließ.

Tatsächlich scheint gerade New York für Musiker nach wie vor das Mekka des Jazz zu sein. Auch Sagir Targipow wird bald mit seinem Jazzorchester „Almaty P” nach New York pilgern. Für ihn sind die amerikanischen Musiker, die er damals im Radio hörte, noch immer so etwas wie Heilige.

„No America, no Jazz.” – Das Jazzfestival in Almaty zeigt, dass das Wort des berühmten Schlagzeugers Art Blakey noch immer gültig ist. Doch wer weiß, vielleicht hat sich max.bab bei diesem Auftritt ja von Almatys Straßenlärm inspirieren lassen – der hat schließlich auch einiges zu bieten.

Von Andrea Rüthel

16/04/10

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