Auf der Internationalen Tourismusmesse in Berlin (ITB) ging der Preis für den besten Stand an Kasachstan. Ein gutes Vorzeichen für ein Land, das sich in Zukunft als Reiseziel für deutsche Touristen etablieren will. Eine Bilanz.

/Bild: ITB. ‚Auf der Internationalen Tourismusmesse in Berlin (ITB) präsentierte sich Kasachstan mit bunten Trachten. ‚/

Im Moment gibt es viele gute Nachrichten aus Kasachstans Tourismus-„Industrie” mitzuteilen. Auf der Mitte März in Berlin stattgefundenen ITB, einer der weltweit größten Messen für Tourismus, hat der Stand Kasachstans den Preis „Best of the best” errungen. Wirklich errungen, denn es war ein sichtbar starker Preiswille samt Einsatz aller erlaubten Mittel, der an den dreieinhalb Tagen vor der Preisverleihung die Arbeit auf dem Messestand dominierte. Gleich am ersten Messetag wurde morgens die Devise verkündet, dass in diesem Jahr der begehrte Preis errungen werden müsse.

„Arm, aber sexy”

Bereits im Vorjahr hatte die originelle Arbeit des Standdesigners Werle und die freundliche Präsenz der anwesenden Reiseveranstalter und Behördenvertreter in kasachischen Nationaltrachten dem Stand den Preis „Best of Asia and Pacific Region” eingebracht. Das schien kaum noch zu überbieten. Und doch. Vier bildschöne Models in Ethnolook, Zentner von Gratis-Äpfeln für die Besucher, eine Baursak-Bäckerei und eine Filzpräsentation direkt am Stand, überzeugende Werbematerialien – das und die vielen Tassen Tee, Süßigkeiten und Geschenke überzeugten die Jury von der Cologne Business School. Die Preisverleihung war dann eigentlich nur noch eine Formsache. Ein schöner Erfolg, gewiss. Er bringt Schlagzeilen, aber Scharen von Touristen bringt er noch nicht. Dafür ist eine stetige Präsenz des Reiselandes Kasachstan in den Herkunftsländern der Reisenden notwendig.

Und hier kommt die zweite gute Nachricht: Das Ministerium für Tourismus und Sport Kasachstans hat der Kölner Consulting-Firma Compass den Auftrag erteilt, eine solche Vertretung aufzubauen. Bisher gibt es nur eine Webpräsenz: www.kasachstan-tourismus.de. Es gibt viele schöne Fotos, Bilder, die Sehnsucht machen. Außerdem werden die Informationen auf der Seite immer umfangreicher und aktueller. Man kann dem Projekt nur wünschen, dass es keine Eintagsfliege ist, denn es ist überfällig und hat wirklich Wachstumspotential.

Damit nicht genug, wird die Tourismusmetropole Kasachstans, Almaty, demnächst auch eine eigene Vertretung in Deutschland eröffnen, und zwar in Berlin, der Tourismusmetropole Deutschlands. Von hier aus kann man den Zielmarkt Deutschland sicher gut erschließen. Doch nicht nur deswegen ist die Eröffnung der Almatiner Vertretung ein Schritt in die richtige Richtung: Almaty kann von Berlin und seiner Marketing-Strategie viel lernen. Wie sagte doch Bürgermeister Klaus Wowereit über Berlins Attraktivität: „Arm, aber sexy”. Seien wir also gespannt, welchen attraktiven Slogan man für Almaty prägen wird.

Die vierte gute Nachricht betrifft Kasachstans Einbindung in das Seidenstraßen-Programm der UNWTO, der Weltorganisation für Tourismus. Auch hier ist man auf der ITB ein Stück vorangekommen. Es gab ein Ministertreffen der Anrainer der legedären historischen Handelsroute,außerdem konnten sich die Reiseveranstalter der Seidenstraßen-Länder beschnuppern und künftige Kooperationen anbahnen. Es ist sehr zu begrüßen, dass diese Initiative das Verbindende in den Vordergrund stellt, statt den Konkurrenzgedanken zu vertiefen.

Die Seidenstraße ist eine starke „Marke”, ihre Magie zieht jährlich viele Millionen Reisende in die Länder zwischen Italien und Japan. Die meisten von ihnen bereisen mehrere Länder, lassen sich von der Idee der Karawane inspirieren. Eine gute Chance nicht nur für Seidenstraßenstars wie Usbekisten und China, sondern auch für Länder wie Kasachstan, die bisher vor allem eine Transitrolle spielen. Überhaupt könnte Kasachstan von der Anziehungskraft der Seidenstraße stark profitieren. Die kurz vor der Vollendung stehende Fernstraße Westchina – Westeuropa, die auf ca. 3.000 km schlaglochfrei durch Kasachstan führen wird, verläuft parallel zur alten Seidenstraße und ließe sich ideal für die Erschließung zahlreicher Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke nutzen.

Eine schlechte Nachricht

Doch: An Kasachstans Grenzen kommt die Seidenstraßen-Karawane ins Stolpern. Das heißt, eigentlich stolpert der Reisende schon vorher, wenn er seine Tour plant. Er schickt seinen Pass in ein Visabüro, weil er wenig Freude bei dem Gedanken verspürt, sich alle Visa für die Seidenstraßenländer selbst zu organisieren. Das Visabüro schickt ihm dann nach ein paar Wochen den Pass zurück, mit bunten Visa-Aufklebern von Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisistan, China – und der bedauernden Bemerkung: „Um das kasachstanische Visum kümmern Sie sich bitte selbst.” Seit Oktober 2010 muss jeder Reisende persönlich in der Botschaft oder einer anderen konsularischen Vertretung erscheinen und seinen Visaantrag abgeben, er muss den Pass mit dem Visum nach erfolgter Bearbeitung auch selbst wieder abholen.

Und nun? Der Seidenstraßenreisende empört sich ein wenig, dann aber macht er achselzuckend einen Bogen um Kasachstan. Wie früher, als die Handelsreisenden, wenn eine Strecke der verzweigten Routen wegen Unruhen, Wegelageren oder unverschämten Zöllen problematisch war, einfach eine andere Strecke nahmen.

Dagmar Schreiber

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