Ich nehme meinen Glauben, wie er mir in den Sinn kommt, in dem Moment plausibel erscheint oder mir in den Kram passt. Aktuell werde ich von einem Aberglauben heimgesucht. Ich glaube nämlich, dass das Jahr 2014 so verlaufen wird, wie ich es dieser Tage präge. Aber ganz ohne Vorsatz.

Den Glauben an die guten Vorsätze habe ich längst ad acta gelegt. Ich nehme mir nichts mehr vor, weil ich es erfahrungsgemäß zu 80% eh nicht umsetze und nur frustriert bin, dass ich so wenig von dem umsetze, was ich mir vorgenommen habe. So ist er, der Mensch. Für Vorsätze nicht geschaffen und kann trotzdem nicht davon lassen. Also lieber spontan schauen, entscheiden und sich überraschen lassen, was man macht. Denn ich glaube unbedingt ans Tun. Man sollte sich den Umweg und das Ablenkungsmanöver, sich etwas vorzunehmen, tunlichst sparen und direkt mit dem Tätigwerden starten, sonst wird das nämlich nichts. Man tut es oder man lässt es. Obwohl, dies könnte man schon als Vorsatz bezeichnen, dass man sich keine Vorsätze mehr macht, sondern nur noch tut.

Wie auch immer, heute bin ich zu meiner eigenen Überraschung in meine Sportschuhe geschlüpft und losgerannt, nanu? Das habe ich mir die letzten sechs Monate vor Jahresende 2013 vorgenommen und nicht ein einziges Mal geschafft. Zudem bin ich erstaunlich leichtfüßig über die Felder getänzelt, obwohl mein letzter sportlicher Einsatz etliche Wochen zurückliegt. Huch! Ich war kurz versucht, mir vorzunehmen, das jetzt öfter und regelmäßig zu machen, habe diesen Anflug aber gemäß meinem Glauben im Keime erstickt. Ich lasse mich überraschen, ob ich es demnächst wieder tue. Begeistert von meinem Tatendrang, tue ich gleich noch manches mehr, das ich im letzten Jahr viel zu selten getan habe. Zum Beispiel Tonleitern üben, aha? Und nun wieder zum eigentlichen Thema, dem Aberglauben.

Mein Aberglaube besteht darin, zu denken, alles was ich dieser Tage tue, wird zu einem festen Bestandteil meiner Tagesgestaltung in 2014. Da mein Freizeitkonto in 2014 nach meiner bisherigen Übersicht nicht höher ausfällt als in 2013, wird es ein Wettkampf meiner Hobbys werden. Welches schafft es in den Tagesverlauf? Mit wie viel Umfang? Hoffentlich gewinnen die „richtigen“ Beschäftigungen. Indem ich mich damit befasse, gerate ich wieder in Versuchung, die Hobbys danach auszuwerten, welche den meisten Mehrwert nach Erholungs- und Spaßfaktor in der günstigsten Aufwand-Ergebnis-Relation erbringen. Und stoppe jäh das Evaluieren und Reflektieren. Schnell mal schauen, was ich heute noch so getan habe? Gearbeitet, klar, keine große Überraschung. Schallplatten gehört und dabei richtig hingehört.

Gelesen. Och, das gefällt mir alles gut. Gerade brutzelt ein frisch gekochtes Essen auf dem Herd und ein Glas Wein habe ich mir auch schon eingeschenkt. Recht so! Jetzt muss ich nur noch zwei meiner Lieblingshobbys überreden, sich in meinen Tag zu begeben, das Orgeln und das Zeichen, dann kann ich schon jetzt ganz zufrieden sein mit dem neuen Jahr.

Julia Siebert

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