Das Deutsche Theater (DTA) Almaty präsentiert Ende September das Bühnenstück „Detektive der Steinzeit“ von Alexander Wolodin. Einige Szenen des Schauspiels wurden bereits 9. Juli vorgeführt. Die Regie hat die Schauspielerin und Regisseurin Katharina Schmeer. Das Interview mit dem Chefregisseur des Theaters, Bulat Atabajew, führte DAZ-Autorin Jana Herfurth.

Worum geht es genau in diesem Schauspiel?

Thema sind zwei kriegerische Stämme und natürlich auch die Liebe. Ein junger Mann aus dem einen Stamm verliebt sich in eine Frau des anderen Stammes. In gewisser Weise ist es tragisch und komisch zugleich. Es wird gefragt, was es heißt, fremd zu sein und wer beurteilt, wer fremd ist oder nicht. Der männliche Chauvinismus wird thematisiert und die Mutter nimmt eine heilige Rolle im Stück ein.

Was ist das Besondere an diesem Theaterstück?

Ich finde, dass das Stück von Wolodin sehr aktuell für Kasachstan ist, also, wie Menschen sich trennen und es passiert, dass sie sich wieder näherkommen. Wir sehen uns hier fremden Kulturen, Sitten und Sprachen gegenüber. Der Gegenstand des Stücks ist besonders, weil es um das Fremdsein und Fremdwerden geht. Es zeigt, was passiert, wenn jemand anders denkt, als die anderen, weil er eine andere Kultur liebt. Das geht in Kasachstan nicht. An dem Stück ist vor allem auch die Inszenierung originell. Die Musik wird von den Schauspielern selbst gemacht, indem sie mit Flaschen trommeln. Die Tänze sind zudem sehr faszinierend. Auf der Bühne ist viel Bewegung und es ist sehr wild. Außerdem sind wir das erste Theater in Kasachstan, das mit Lasertechnik eine Aufführung inszeniert. Die deutsche Firma „Impronet“ stellt uns ihre Technik zur Verfügung.

Katharina Schmeer ist die Regisseurin des Stücks und kennt das Stammpublikum des DTA bereits aus einer Reihe anderer Inszenierungen. Welche Aufgabe hat sie bei diesem Theaterstück?

Katharina schafft es, aus dem Ensemble eine Mannschaft zu bilden und das Niveau des Theaters zu heben. Sie soll die Arbeit des Ägypters Hany Ghanem aus Kairo weiterführen. An unserem Theater inszenierte er im Februar und März diesen Jahres „Woyzeck“. Er hat damit begonnen, alle an diesem Theater zusammenzubringen. Katharina soll jetzt diese Arbeit fortsetzen. Ich wusste, sie kann das. Sie schafft einen Ensemblegeist, und das ist sehr wichtig für ein gutes Theater.

Wer finanziert das Stück?

Wir werden einerseits vom Kultusministerium in Kasachstan finanziert, weil wir ein staatliches Theater sind. Außerdem fördert das Goethe-Institut unsere Arbeit. Dieses hat einen Topf zur Unterstützung der deutschen Minderheit. Aus diesem fließt auch Katharinas Gage.

Wie funktioniert sprachlich die Arbeit mit den Schauspielern?

Mittlerweile ist es ein sehr gutes Zusammenwirken. Um die Sprache zu verbessern, gibt es mit dem Goethe-Institut ein Deutschprojekt. Zwei Spracherzieher unterstützen uns, denn die Schauspieler sind keine Muttersprachler. Gute Fachleute braucht das Theater, damit wir die Sprachtechnik verbessern können. Es geht nicht mehr nur um das Nachsprechen, sondern auch darum, Lautbildung und Muskelspannung zu üben.

Wieso haben Sie sich dafür entschieden, Katharina Schmeer zu engagieren?

In meinen Augen ist sie eine wichtige Künstlerin der Republik Kasachstan. Wir haben bereits früher zusammengearbeitet. Da war sie noch Schauspielerin und ich Regisseur in Temirtau. Sie war die beste Schauspielerin Kasachstans, bis sie Anfang der 90er Jahre weg ging. Jedenfalls bin ich sehr glücklich, Katharina in unserem Ensemble zu haben.

Heißt das, sie wird langfristig bleiben?

Ja, sie bleibt! Ihr Vertrag ist unbefristet.

Die Vorführung einiger Szenen am Sonntag gab einen kleinen Vorgeschmack auf das Stück. Wie lief es das erste Mal vor Publikum?  

Leider gab es einige Probleme mit der Technik, da wir das erste Mal mit der neuen Ausstattung gearbeitet haben. Letztlich wurde dann improvisiert. Anschließend haben wir, wie man gerne in Deutschland sagt, eine Krisensitzung abgehalten. Erfreulich ist, dass die Schauspieler alle sehr engagiert sind. Obwohl sie schon Ferien haben, waren alle bereit, das Stück vor Beginn der Sommerpause vorzuführen. Katharina kommt Mitte August wahrscheinlich wieder und dann laufen die Vorbereitungen für die Premiere.

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Bulat Atabajew ist seit Ende 2004 Chefregisseur im Deutschen Theater Almaty (DTA). Es wurde 1980 im Temirtau in Gebiet Karaganda, gegründet. Von 1982 bis 1990 arbeitete er als Regisseur am DTA und von 1990 bis 2003 am kasachischen Theater. Er studierte Regie und Schauspiel an der Theaterhochschule in Almaty. Darüber hinaus ist er Agent für das „Theater an der Ruhr“ in Mülheim, Deutschland. Vom 29. August bis 5. September wird Atabajew nach Mühlheim an der Ruhr fahren, um ein Festival der kulturellen nationalen Minderheiten zu organisieren. Dort treffen sich 43 deutsche, russische, koreanische und uigurische Schauspieler.

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14/07/06

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