Seit August vergangenen Jahres gibt es Sinalco in Kasachstan. Das Unternehmen Terra Nova hat die Lizenzen des Limonaden-Herstellers aus Duisburg erworben und darf seine Produkte nun unter dem Namen der weltbekannten Marke verkaufen. Für die Produktionen kamen die Maschinen extra aus Deutschland. Auch das Wasser ist exklusiv.

In der Halle mit den großen Kesseln duftet es süß nach Gummibärchen. Lange Wasserrohre durchziehen den Raum. Vier große Behälter ragen vom blauen Fußboden bis an die Decke. Es zischt ein paar Mal laut. In den Kesseln mischt sich Wasser mit Sirup und Kohlensäure. Hier entsteht die im postsowjetischen Raum bekannte Limonade Buratino, aber nicht irgendeine. Das Rezept und die Zutaten kommen bis auf das Wasser aus Deutschland, nämlich von Sinalco.

Seit August läuft in Kasachstan die weltweit bekannte Brause aus Duisburg vom Band. Möglich ist dies per Franchise-Vertrag mit dem nordrheinfestfälischen Getränkehersteller. „In zwei Stunden können wir hier 20.000 Liter Limonade erzeugen“, erklärt Olga Grigorjewa stolz. Sie ist Business-Manager von Terra Nova. Das ist das Franchise-Unternehmen, das einen Vertrag mit der weltweit agierenden Marke Sinalco geschlossen hat.

Die neue Getränkeabfüllung von Terra Nova befindet sich in der Siedlung Bereke, rund 40 Kilometer vom Stadtzentrum Almaty entfernt. Rund 15 Minuten mit dem Auto entfernt befindet sich der Stadtrand. Er ist durch eine große Ausfahrtstraße mit den umliegenden Siedlungen verbunden. Die vorhandene Infrastruktur ist allerdings nicht der einzige Standortvorteil der neuen Getränkeabfüllung Terra Nova. Unter dem Produktionsgebäude schlummern große Wasservorkommen. Ein Bohrloch führt dreihundert Meter tief und pumpt das blaue Gold direkt in die Wasserleitungen der Getränkeabfüllanlage. Sinalco hatte damals seine Experten geschickt und das Wasser nach Mikroben untersucht. Es wurde als gut befunden. Außer der Aufbereitung sie nichts weiter nötig, um es als Trinkwasser zu verwenden.

Dies geschieht im nächsten Raum. Hinter der nächsten Tür in dem langen Flur mit dem blauen Fußboden befindet sich die so genannte Entsäuerungsanlage. Hier wird das Quellwasser entsprechend des Lebensmittelstandards als Trinkwasser aufbereitet, sodass es unter der Sinalco-Wasserlinie „Aquintell“ verkauft werden kann. Gerade läuft aufbereitetes Wasser rüber zur Buratino-Produktion. Die süße Limo mit der Pinocchio-Figur auf dem Etikett war in der Sowjetunion ein beliebtes Getränk und ist auch heute noch in Kasachstan gefragt.

Olga Grigorjewa (r.) führt die Besucherdelegation durch die neue Produktionsstätte. | Bild: Dominik Vorhölter

Doch bevor die Limonade abgefüllt werden kann, müssen erst die Flaschen aufgeblasen werden. Olga Grigorjewa öffnet eine weitere Tür des langen Korridors mit dem blauen Fußboden. Hier steht eine Maschine, aus der leere Plastikflaschen herausgeschossen kommen. Dafür wird ein Plastikrohling, der aussieht wie ein Reagenzglas, in eine passende Form geblasen. Der Lizenzgeber Sinalco stellt die Formen für die markeneigenen Flaschen zur Verfügung. Gerade läuft die Produktion für die Wasserflaschen. Die Rohlinge bezieht Terra Nova aus Astana. Dort werden sie aus Granulat, das aus Südkorea kommt, hergestellt.

Nichts hat der Investor Samat Nabijew dem Zufall überlassen. Er leitet zusammen mit seinem Vater das Unternehmen „Kasachstan-Kommerz“, das als Distributor von Spirituosen bekannt ist. Mit der Produktion von Sinalco beschreitet Nabijew neue Wege und hat Terra Nova als Tochterunternehmen eröffnet. Insgesamt wurden mehr als 3 Milliarden Tenge investiert (ca. 20 Mio. Dollar). Davon wurde moderne Technik aus Deutschland installiert. Die Anlagen für die Getränkeproduktion kommen von der Ziemann-BMS-Maschinenfabrik. Das Unternehmen aus Baden-Württemberg stellt Tanks und Getränkeabfüllanlagen her. Innerhalb von anderthalb Jahren wurde die erste Sinalco-Abfüllfabrik vor den Toren Almatys gebaut. Dabei gab es auch staatliche Unterstützung. Der Bau der Abfüllanlage Terra Nova wurde aus Mitteln des staatlichen Industrieprogramms sowie der kasachischen „Damu-Stiftung für Businessentwicklung“ mit finanziert.

Einzige Sinalco-Produktion in Kasachstan

Der Markt ist vielversprechend. In Kasachstan kauft eine Person im Jahr rund 45 Liter Wasser von Getränkeherstellern, während in Europa pro Kopf rund 87 Liter Wasser verkauft werden. „Hier herrscht ein großes Potential“, weiß Olschas Konuspajew. Er leitet die Marketing-Abteilung der neuen Getränkeabfüllung Terra Nova. Die bestehenden Produktionsplanungen sind solide. Neben Wasser, Cola und Orange werden die in der ehemaligen Sowjetunion beliebten Getränke Buratino und Duschesse herstellt. Es gibt also eine regionale Ausrichtung. Light-Produkte herzustellen sei allerdings erstmal nicht vorgesehen. Dafür sei die Nachfrage noch nicht groß genug.

Derzeit läuft die Produktion auf 50 Prozent. Terra Nova stellt Sinalco-Orange, Sinalco-Cola, Sinalco-Buratino und das Wasser in Liter-, 1,5-Liter– und Halbliterflaschen her. Insgesamt können im ersten Produktionsjahr 15 Mio. Liter Getränke vom Band laufen. Das Geschäft ist gerade erst angelaufen. „Gerade verhandeln wir mit einer hiesigen Supermarktkette, unsere Limonade mit ins Angebot aufzunehmen“, verrät Grigorjewa. Derzeit ist die kasachische Sinalco zum Beispiel in einigen großen Supermärkten zu haben. Über den Anzug des Geschäftes machen sich Buisness-Manager Grigorjewa und Investor Nabijew keine Sorgen. Sie sind sich sicher, dass sie mit der weltbekannten Limonade und den Maschinen aus Deutschland nichts falsch gemacht haben.

Eurasische Wirtschaftsunion schafft neue Absatzmärkte

Konkurrenz gibt es allerdings genug. Nicht nur, dass die sowjetischen Limonaden Duchesse und Buratino nicht geschützt sind, als Lizenznehmer von Sinalco hat Terra Nova sogar Konkurrenz in Zentralasien. Vor kurzem wurde nämlich auch eine Sinalco-Abfüllung in Tadschikistan eröffnet. Auch in Russland gibt es seit 2012 ein Franchise-Unternehmen, dem Sinalco seine Lizenzen verkauft hat. Damit ist Terra Nova nicht die einzige Sinalco-Getränkeproduktion in der Eurasischen Wirtschaftsunion.

Die in diesem Jahr in Kraft getretene Eurasische Wirtschaftsunion und der damit verbundene potentiell größere Markt sieht Investor Nabijew dagegen als Herausforderung: „Wir haben durch die Eurasische Union mehr Möglichkeiten bekommen, Märkte zu erschließen, haben aber auch mehr Konkurrenz. Hier ist vor allem die Grenzregion zu Kirgisistan ein potentieller Markt“. Derzeit ist die Abfüllung erst zu 50 Prozent ausgelastet. Um sich auf dem Markt zu positionieren, hat die Geschäftsleitung von Terra Nova noch viel vor. „Wir wollen noch in diesem Jahr eine fünf-Liter-Linie für Wasser eröffnen“, sagt Olga Grigorjewa. Dabei blitzen ihre Augen hoffnungsvoll.

Auf dem Konferenztisch in dem noch sehr spärlich eingerichteten Büro stehen viele kleine Pappbecher. Sie enthalten Geschmacksproben aus den ersten Limonade-Produktionen. Stolz erklärt Grigorjewa, dass bei Marktstudien die eigene Limonade mit dem weltbekannten Namen als eine der Besten abschneiden würde. Regelmäßig lädt Terra Nova Probanden ein und führt Umfragen und Geschmackstests der eigenen Produktion durch.

Auch das Wasser wird reichen. „Das Wasservorkommen unter unserer Firma soll etwa 140 Jahre lang reichen“, erklärt Grigorjewa. Dabei handelt es sich zu einem großen Teil um Schmelzwasser aus den Bergen, das auf natürlichem Wege immer wieder nachfließt.

Von Dominik Vorhölter

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