Nachdem diplomatische Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Kasachstan am 11. Februar 1992 aufgenommen wurden, begannen beide Länder wirtschaftlich bilateral und multilateral zu kooperieren. Heutzutage ist Kasachstan der größte Handelspartner Deutschlands, bzw. der EU in Zentralasien, obwohl das Handelsvolumen in den letzten Jahren gesunken ist. Etwa 90% des deutschen Handelsvolumens in Zentralasien und ca. 75% des deutschen Exports nach Zentralasien entfallen auf den Anteil Kasachstans. Dieser Fakt beweist, wie stark sich die wirtschaftlichen Beziehungen in den letzten 25 Jahren entwickelt haben.

Gewinne und Verluste

Das Handelsvolumen betrug im Jahr 1992 circa 130,735 Millionen Dollar. Das Inkrafttreten des Partnerschafts– und Kooperationsabkommens zwischen der EU und Kasachstan 1999 hatte eine positive Wirkung auf die Intensivierung des Handels zwischen den beiden Staaten. Ab 2000 stieg die Handelsbilanz kontinuierlich und erreichte ihren Höhepunkt 2008. Sie betrug fast 9 Milliarden Dollar, der Export erreichte 6,5 Milliarden Dollar und der Import 2,4 Milliarden Dollar.

Gemeinsam durch die Finanzkrise

Während der Finanzkrise 2009 ging das Handelsvolumen unerheblich zurück, ab 2011 begann es wieder zu steigen und erreichte 2014 8,2 Milliarden Dollar. Danach ging das Handelsvolumen wieder zurück – 2015 machte es circa 6,5 Milliarden aus, das ist 36.5% weniger als im vorigen Jahr. Die Gründe sind die Inflation der kasachischen Währung Tenge wegen der Senkung des Ölpreises auf dem Weltmarkt und die Haushaltskürzung des Landes. Die Tabelle gibt einen anschaulichen Überblick über die wirtschaftliche Kooperation Kasachstans mit Deutschland seit 1997 bis zur Gegenwart.  

Kasachstans blühende Geschäfte mit der EU

Laut der Europäischen Kommission lag das Handelsvolumen Kasachstans mit allen EU-Ländern im Jahr 2015 bei 21,616 Milliarden Euro. Das stellt die EU in die Position des größten Handelspartners des Landes im Außenhandel. Kasachstan ist das einzige zentralasiatische Land, das das vertiefte Partnerschafts– und Kooperationsabkommen mit der EU unterzeichnet hat. Die Mitgliedschaft Kasachstans in der Welthandelsorganisation seit November 2015 bahnte den Weg zu einer intensivierten bilateralen und multilateralen Kooperation.

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Erdöl nach Deutschland – Autos nach Kasachstan

Die Partnerschaft im Rohstoff-, Industrie– und Technologiebereich spielt eine wichtige Rolle für die wirtschaftliche Kooperation. Kasachstan exportiert vor allem Erdöl (88% des gesamten kasachischen Exports gehen nach Deutschland), Eisenerzeugnisse und chemische Produkte. Sein Exportanteil nach Deutschland machte 7,9% des gesamten kasachischen Exports 2015 aus. Das Land importiert Maschinen, elektrische Ausrüstungen, chemische Produkte, Autos und Autoteile, pharmazeutische Erzeugnisse aus Deutschland. Im Jahr 2015 betrug der kasachische Import aus Deutschland 4,2% seines Gesamtimports.

Zuverlässiger Investitionspartner

Deutschland ist einer der wichtigsten und zuverlässigsten Investitionspartner Kasachstans. Die Direktinvestitionen Deutschlands in die kasachische Wirtschaft machten bisher etwa 3,6 Milliarden Dollar aus; allein 2015 betrugen sie 252.5 Millionen Dollar. Kasachstan investierte nach Deutschland 3,2 Milliarden Dollar. Laut des Ministeriums für Investitionen und Entwicklung der Republik Kasachstan sind insgesamt 846 Vertretungen mit deutschem Kapital in Kasachstan registriert. Darunter arbeiten 200 deutsche Unternehmen mit hundertprozentigem deutschem Kapital. Die Delegation der deutschen Wirtschaft für Zentralasien (AHK) mit dem Sitz in Almaty unterstützt die deutschen Unternehmen in Kasachstan und anderen zentralasiatischen Staaten.

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70% des kasachischen Ölexports fließen nach Europa

Kasachstan exportiert sein Erdöl vor allem durch die Druzhba-Pipeline nach Deutschland. Eine alternative Route ist die Pipeline Baku–Tbilisi–Ceyhan, außerdem setzt Kasachstan die Pipeline in Baku mit Öltankern durch das Kaspische Meer fort.

Handel Kasachstans mit Deutschland in den ausgewählten Jahren | Quelle: UN-Comtrade, 2017.

Durch das Caspian Pipeline Consortium und die Crude Oil Pipeline Atyrau-Samara exportiert Kasachstan schwarzes Gold durch das russische Territorium nach Europa, bzw. Deutschland. Insgesamt 70% des kasachischen Ölexports fließen nach Europa. In der langen Perspektive kann Kasachstan auch Gas nach Deutschland exportieren, wenn Kasachstan und Turkmenistan das Trans-Caspian Crude Oil Export System anschließen können. Die Pipeline wird unter dem Kaspischen Meer verlaufen und das russische Territorium umgehen.

Auch geografisch spielt Kasachstan eine wichtige Rolle für Deutschland. Im Rahmen der chinesischen Seidenstraße-Initiative läuft die Zug-Route Chongqing-Duisburg größtenteils durch das Territorium Kasachstans unter den zentralasiatischen Staaten und ermöglicht den Handel zwischen der EU und China per Eisenbahn.

Positive Bilanz nach 25 Jahren bilaterale Beziehung

Durch den Handel entwickelten Kasachstan und Deutschland eine zuverlässige stabile wirtschaftliche Beziehung. Die Perspektive der wirtschaftlichen Kooperation ist auch positiv zu bewerten. Vor allem die bilaterale Kooperation in den Bereichen Klein– und mittelständische Unternehmen, Know-How und IT, Entwicklung der grünen Wirtschaft etc. werden zurzeit in den bilateralen zwischenstaatlichen Gesprächen diskutiert.

Oybek Khamdamov

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