Russlands Öl- und Gasvorkommen und der Export nach Deutschland scheinen Schlüsselmomente der deutsch-russsischen Beziehungen. Mit dem zwischen Putin und Schröder geschlossenen Abkommen über den Bau einer Ostsee-Pipeline binden sich beide Staaten noch enger aneinander.

Russlands Öl- und Gasvorkommen und der Export nach Deutschland scheinen Schlüsselmomente der deutsch-russsischen Beziehungen. Mit dem zwischen Putin und Schröder geschlossenen Abkommen über den Bau einer Ostsee-Pipeline binden sich beide Staaten noch enger aneinander.

Der russische Präsident Wladimir Putin stattete letzte Woche Bundeskanzler Gerhard Schröder einen Besuch am Vorabend der Wahlen in Deutschland ab. Ziel der Reise war, seinen Freund im Wahlkampf zu unterstützen und ein wichtiges Geschäft abzuschließen. Im Beisein beider Staatsmänner wurde ein Abkommen über den Bau einer Erdgas-Pipeline auf dem Grund der Ostsee zwischen den deutschen Energiekonzernen E.ON und BASF und dem russischen Energiegiganten Gazprom am 8. September 2005 unterzeichnet. Durch diese rund 1200 Kilometer lange Pipeline zwischen dem russischen St. Petersburg und dem deutschen Greifswald werden ab dem Jahr 2010 pro Jahr 27,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas fließen. Man beziffert die Investitionen offiziell mit mindestens vier Milliarden Euro, Fachleute rechnen jedoch mit ungefähr sechs Milliarden. Damit sind die deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen in eine längst befürchtete Phase getreten, in der die Energieabhängigkeit Deutschlands von Russland enorm steigen wird. Russlandexperten in Deutschland warnen davor, dass man sich in der deutschen Politik darauf einstellen muss, mit einer hohen Energieabhängigkeit von Russland zu leben. Um diese Abhängigkeit zu brechen, muss Deutschland seine Bezugsquellen diversifizieren, was natürlich viel Mühe und Geld kostet. Deutschland versucht gleichzeitig, die Abhängigkeit von Erdgaseinfuhren aus dem Nahen und Mittleren Osten in Zukunft zu umgehen, indem es Moskau durch den Einsatz energiesparender Technologien stark unterstützt. So will man den extrem hohen Inlandsverbrauch in Russland senken. Darüber hinaus muss man in diesem Zusammenhang betonen, dass Deutschland daran arbeitet, Russland durch unterschiedliche Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien zu sensibilisieren. Diese Konstellation kann natürlich auf Dauer nur die Energieabhängigkeit Deutschlands von Russland verschlimmern.

Deutschland führte im Jahr 2004 circa 41 Prozent seines Erdgasbedarfes aus Russland ein. Dies drückt einen dreiprozentigen Zuwachs des Erdgasbedarfes im Vergleich zum Vorjahr aus. An zweiter Stelle kommt Norwegen mit 29 Prozent. Wenn man auch den Ölimport Deutschlands aus Russland mit mehr als 34 Millionen Tonnen entsprechend 31 Prozent des deutschen Gesamtbedarfes im gleichen Jahr betrachtet, tritt die Energieabhängigkeit Deutschlands von den russischen Lieferungen deutlich zutage. Diese Abhängigkeit wird sich ebenfalls durch einen steigenden Energiebedarf der Industrieländer in den kommenden Dekaden verschlimmern. Experten zufolge geht es bei Erdöl nicht um eine kritische Abhängigkeit von einem bestimmten Exportland, da Erdöl nicht nur durch Pipelines, sondern auch durch Tanker geliefert werden kann. Für den Erdgastransport werden auf mittlere Sicht weitere Leitungen benötigt, was Produzenten und Abnehmer noch enger aneinander bindet, so wie es zwischen Russland und Deutschland der Fall sein wird. Dies wiederum kann Tor und Tür für eine strategische Partnerschaft zwischen Russland und Deutschland weiter öffnen. Wie man bei der heutigen deutschen Russlandpolitik beobachten kann, ist Deutschland gewillt, gute Beziehungen zu Russland zu unterhalten und weiterzuentwickeln. Dieser Wille kann eventuell eine gute Grundlage für eine friedliche Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern schaffen. Da Russland heutzutage ebenfalls von Deutschland wegen der Altschulden finanziell abhängig ist, sind die Beziehungen zwischen den beiden Ländern ausgeglichen. Wenn Russland seine Schulden in Zukunft zurückzahlt, muss Deutschland doch kompromissbereiter sein in den Streitfragen mit diesem Land.

Wegen des steigenden Energiebedarfes in Europa sind einige Experten der Meinung, dass Europa und Russland einen gemeinsamen Wirtschaftsraum bilden sollen, dessen Kernstück die Energieallianz bildet. Alexander Rahr, Russlandexperte der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, ist der Meinung, dass Russland bald zu einem unersetzlichen strategischen Partner in Fragen der Energiewirtschaft emporsteigen kann. Deswegen ist es von enormer Bedeutung, wer vom Ausland her den erforderlichen Technologie- und Kapitaltransfer nach Russland bringt, um die russische Energieindustrie zu modernisieren. Schätzungen zufolge müssen im russischen Energiesektor ungefähr 85 Milliarden Euro in den kommenden zehn Jahren investiert werden, was Russland nicht allein aufbringen kann.

16/09/05

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