Alix Landgrebe hat seit Februar 2006 die Sprachabteilung des Goethe-Instituts Kasachstan geführt. Zum Jahresende verlässt sie Almaty in Richtung Algier, um dort die Leitung des Goethe-Instituts zu übernehmen. Im Interview mit der DAZ spricht die Kölnerin über die höchsten Punkte ihres Aufenthalts und die Perspektiven für die deutsche Sprache in Kasachstan.

/Bild: privat. ‚Gipfelstürmerin Alix Landgrebe auf dem Pik Talgar.’/

Frau Landgrebe, charakterisieren Sie Kasachstan bitte mit drei Worten.

Groß, reich, beeindruckend

Womit hat Sie speziell Almaty beeindruckt?

Die Berge in nächster Nähe zur Stadt sind fantastisch! Ich war in meiner Freizeit viel in der Natur u.a. auf dem Pik Komsomol, dem Pik Sowjetow, dem Pik Abai, aber mein eigentliches Ziel war immer der Pik Talgar. Er ist mit knapp 5.000 Meter der höchste Berg hier in der Umgebung. Zusammen mit einer Freundin und einem Bergführer habe ich ihn im August dieses Jahres bestiegen. Dort oben ist die Luft zwar ein bisschen dünn, aber es lohnt sich, man hat einen tollen Blick ins Tianschan-Gebirge. Und man sieht den Issyk-Kul und den Kapschagai.

Der Pik Talgar war eine sportliche Herausforderung. Was war beruflich das Größte für Sie während Ihrer drei Jahre in Almaty?

Als ich im Jahr 2007 sowohl die Sprachabteilung als auch interimsmäßig das gesamte Goethe-Institut leiten musste.

Sie haben als Leiterin der Sprachabteilung mit vielen Deutschlehrern zusammengearbeitet. Wie ist es aus Ihrer Sicht um die Zukunft der deutschen Sprache in Kasachstan bestellt?

Es ist ganz klar, dass in der Sowjetunion sehr viel Deutsch gelernt wurde und dass die Deutschlernerzahlen jetzt zurückgehen, da die Menschen hier Englisch lernen müssen. Ich halte es aber trotzdem für einen Fehler, dass an den Schulen der Deutschunterricht so stark zurückgefahren wird, weil die methodisch besten Sprachlehrer im Land die Deutschlehrer sind. So geht sehr viel Wissen verloren. Der Staat müsste auf jeden Fall eine zweite Fremdsprache als Pflichtfach neben Kasachisch, Russisch und Englisch einführen, so wie auch in der Ukraine, dann hätte Deutsch sicher größere Chancen.

Sie selbst sprechen Deutsch, Französisch, Englisch, Russisch, Polnisch, Tschechisch, Italienisch und etwas Spanisch. Damit sind Sie aber eher eine Ausnahme. Wie realistisch ist es, dass junge Kasachstaner vier Sprachen fließend beherrschen?

In Usbekistan funktioniert das ganz gut. Dort ist die zweite Fremdsprache Pflicht und wir spüren dort eine größere Offenheit bei unseren Projektangeboten. Letztendlich ist das aber wirklich die entscheidende Frage: können die Schüler neben Kasachisch und Russisch noch zwei weitere Sprachen lernen? Es könnte aber sein, dass die jungen Kasachstaner zukünftig tatsächlich zweisprachig aufwachsen und Kasachisch und Russisch als Muttersprachen beherrschen. Ihre erste Fremdsprache wäre dann Englisch und unsere Aufgabe ist es, Deutsch den Platz als wichtigste unter den zweiten Fremdsprachen zu erhalten. Das wäre natürlich ideal.

Was können die deutschen Kulturmittler machen, um der Deutschen Sprache eine Zukunft in Kasachstan zu sichern?

Wir müssen Qualität statt Quantität fördern und vor allem junge Leute mit unseren Angeboten ansprechen. Außerdem bauen wir unter den Deutschlehrern ein Multiplikatoren-Netzwerk auf, das in den nächsten Jahren noch weiter wachsen soll. Die Bildungskooperationen müssen wir noch stärker auf die jungen Deutschlehrer ausrichten.

Was nehmen Sie mit aus Kasachstan?

Kasachstan war meine erste Entsendung für das Goethe-Institut. Ich habe hier unglaublich viel gelernt. Ich habe Dinge erlebt und Gespräche mit Menschen geführt, die meinen Horizont erweitert haben. Ich war früher schon mal in Moskau und habe durch Almaty den postsowjetischen Raum aus einer ganz anderen Perspektive kennen gelernt.

Was lassen Sie zurück?

Die drei Jahre gingen sehr schnell vorbei und ich hätte noch einige Ideen, die ich gerne realisieren würde. Aber ich glaube, dass die Projekte die mir besonders am Herzen liegen, auch ohne mich weitergehen können.

Kommen Sie noch einmal zurück nach Kasachstan?

Auf jeden Fall, ich will ja noch auf den Khan Tengri, den höchsten Berg Kasachstans! (lacht) Aber nicht nur deswegen komme ich wieder. Ich möchte auch weiterhin Kontakt zu den vielen Menschen halten, mit denen ich hier Freundschaft geschlossen habe.

Viel Erfolg in Algerien!

Das Interview führte Ulf Seegers.

19/12/08

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