Zur Schulleiterkonferenz der DSD-Schulen Kasachstans begrüßten Dr. Gerold Amelung, Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland, und Dr. Reinhard Zühlke, ZfA-Fachberater und Koordinator für Deutsch als Fremdsprache, die acht Schuldirektoren und Leiter des Fachs Deutsch als Fremdsprache Ende Oktober in Almaty. Es ging um die neue Stufenprüfung und angemessene Lernstrategien. Ob staatliches Gymnasium, Walddorfschule oder kleine Privatschule auf dem Land, eines war in allen Austauschrunden immer spürbar: Eine DSD-Schule braucht die Unterstützung des gesamten Lehrerkollegiums und entwickelt die ganze Schule weiter.

/Bild Dr. Reinhard Zühlke. ‚Schuldirektoren und Leiter des Fachs Deutsch als Fremdsprache der acht DSD-Schulen in Kasachstan beim Besuch der Ausstellung „Wasser und Energie“ in der Deutsch-Kasachischen Universität: „Das DSD ist unsere Chance auf dem Bildungsmarkt“.’/

„Es ist eine pädagogische Herausforderung, die jungen Kasachstaner für die deutsche Sprache zu begeistern. Ich bedanke mich für ihre erfolgreiche Arbeit und wünsche ihnen weiterhin viel Kraft und Freude bei ihrer wichtigen Arbeit“. Dr. Gerold Amelung, Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Kasachstan, begrüßte die Schuldirektoren und Leiter des Fachs Deutsch als Fremdsprache zur Schulleiterkonferenz der DSD-Schulen in Kasachstan Ende Oktober.

An acht Schulen kann das Deutsche Sprachdiplom (DSD) in Kasachstan abgelegt werden. Der Generalkonsul versprach, persönlich alle Schulen zu besuchen, und bekam von Dr. Reinhard Zühlke, ZfA-Fachberater und Koordinator für Deutsch als Fremdsprache, direkt einige Tipps für die Reiseroute. In Almaty selbst gibt es mit den Gymnasien 18 und 68 zwei DSD-Schulen, weiter geht es Richtung Osten nach Ust-Kamenogorsk zu den Gymnasien 12 und 10 in die Nähe des Altai-Gebirges, über die sibirische Tiefebene zum 1. Gymnasium nach Petropawlowsk und dem Mittelschulkomplex „Sankt Lorenz“ in Kornejewka in den Nordwesten Kasachstans zur Mittelschule Nr. 11 nach Aktobe und in das hauptstädtische Gymnasium 46 in Astana.

Neue Prüfung und angemessene Lernstrategien

Dr. Gerold Amelung bedankte sich für die Reisetipps und hörte interessiert der Vorstellung der neuen DSD-Prüfung zu. Die DSD-Prüfung ist eine Sprachprüfung der Bundesrepublik Deutschland, welche nachweist, dass ein Schüler die deutsche Sprache auf einem so hohen Niveau beherrscht, dass er die sprachlichen Anforderungen für ein Studium an einer deutschen Hochschule erfüllt. Bei der neuen Stufenprüfung bekommt ein Schüler, der nicht das Niveau C1 erreicht, automatisch das Niveau B2 bestätigt.

„Der Schüler hat nun größere Chancen, die Prüfung zu bestehen“, sagte Dr. Reinhard Zühlke. „Im Zeugnis wird jedoch die genaue Punktzahl ausgewiesen. Dies bedeutet, dass auch weiterhin ein gutes Prüfungsergebnis mit einer höheren Punktzahl die Chancen bei einer Bewerbung um einen Studienplatz steigert.“

Worin sind die kasachischen Schüler besonders gut, und was müssen sie noch üben? „Die sichere Beherrschung der deutschen Grammatik muss noch weiter geübt werden. Bei den mündlichen Prüfungen habe ich teilweise gar kein Passiv gehört, keinen Infinitiv mit zu, und der Konjunktiv wurde kaum verwendet“, sagte Dr. Reinhard Zühlke. „Der Wortschatz ist oft schon gut entwickelt, nur für das Wort „interessant“ müssen mehr Synonyme gefunden werden“.

Außerdem müssen die Schüler noch das Argumentieren üben. „Ein schlechtes Prüfungsgespräch besteht aus Frage des Lehrers und Antwort des Schülers. In einem guten Gespräch äußert der Prüfer eine Meinung, und der Schüler widerspricht“, sagte Dr. Reinhard Zühlke. „Die DSD-Standards sind auch eine Chance, den Unterricht zu modernisieren und dem sturen Auswendiglernen entgegenzuwirken.“

Deutsches Sprachdiplom als Chance auf dem Bildungsmarkt

Das DSD als unsere Chance auf dem Bildungsmarkt – unter dieses Thema stellte Ludmilla Tschebakowa, Schulleiterin des 1. Gymnasiums in Petropawlowsk, die Vorstellung ihres Schulkonzepts. Konstantin Molokanow, Fachleiter Deutsch als Fremdsprache, ergänzte: „Wir helfen den Kindern, selbständig zu lernen, und bringen ihnen die deutsche Sprache spielerisch bei.“ Der junge Deutschlehrer wird im Januar für ein Jahr nach Deutschland fahren, um das deutsche Schulsystem von innen kennenzulernen und die eine oder andere Idee abzugucken.
Schulleiterin Olga Kim und Leiterin des Fachs Deutsch als Fremdsprache Saule Nurgoschanowa vom 12. Gymnasium aus Ust-Kamenogorsk können mit der Entwicklung ihrer Schule schon zufrieden sein. Die einzige Walddorfschule Kasachstans glänzt seit vier Jahren mit dem besten Ergebnis beim Sprachdiplom. Woran das liegt, versuchten die beiden Lehrerinnen zu erklären: Im Zentrum stehen die Zusammenarbeit aller Lehrer und die Methodenweitergabe, ergänzt durch Musikunterricht, in dem die Schüler rhythmische Gedichte und Reime auswendig lernen, und so neben dem bewussten Gebrauch auch unbewusst die Sprache lernen.

Auch in Ust-Kamenogorsk ist die Argumentation nicht vom Himmel gefallen. An dieser Schule hat Dr. Reinhard Zühlke drei Jahre gearbeitet und mit Schülern und Lehrern an einfachen Beispielen das Argumentieren geübt. „Nicht alle Lehrer waren sofort von den Fortbildungen überzeugt. Sie befürchteten, dass die Methodenweitergabe in erster Linie zusätzliche Arbeit bedeuten würde. Aber nun sehen sie, dass die verwendeten Methoden die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Schüler entwickeln“, sagte Lehrerin Saule Nurgoschanowa.

Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!

Dass die Einführung des DSD-Diploms Auswirkungen auf die gesamte Schulentwicklung hat, kann auch Pater Peter Eichenhüller, Generaldirektor des Mittelschulkomplexes „Sankt Lorenz“ in Kornejewka, bestätigen. Die Privatschule mit knapp über 200 Schülern („nicht mehr als 16 Schüler pro Klasse, um den Einzelnen auch individuell zu fördern“) ist in diesem Jahr die achte DSD-Schule geworden. Eine kleine Dorfschule auf dem Land mit verpflichtendem Ethikunterricht, choreografischen Tanzkursen und einem Anliegen: „Wir möchten unseren Schülern wertorientiertes Denken und das Hinterfragen von Strukturen beibringen“, sagte der Pater, der vor neun Jahren vom Orden Servi Jesu et Maria nach Kasachstan entsandt wurde.
Die Möglichkeit, eine hochqualitative Ausbildung auf dem Land zu bekommen, zieht viele Schüler an, wirft bei den Eltern aber auch viele Fragen auf, z.B. wer in der Landwirtschaft helfen werde, wenn die Kinder das Argumentieren lernen. Schulleiterin Ludmilla Barabasch erklärt, dass viele Kinder die Eltern überredet haben, z.B. mit der Begründung, dass auch in der Landwirtschaft neue Techniken aus Deutschland eingesetzt würden und eine gute Ausbildung die Chancen erhöhe, eine besser bezahlte Arbeit zu finden. Der Pater nennt ein mögliches Leitmotto der Schule: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
Ihren Verstand genutzt hat auch Xenia Kim, Schülerin des 18. Gymnasiums in Almaty, als sie sich beim jährlichen Aufsatzwettbewerb um ein Stipendium des Pädagogischen Austauschdienstes (PAD) für einen Aufenthalt in Deutschland bewarb. Ihr Thema erarbeitete sich Xenia Schritt für Schritt: „Erst habe ich herausgefunden, was Globalisierung bedeutet, dann habe ich Informationen im Internet gesucht und meine Gedanken ins Deutsche übersetzt. Das war am schwierigsten.“

Soviel Anstrengung wurde belohnt. In den letzten Sommerferien fuhr Xenia nach Deutschland. Stolz blättert sie durch ihr bunt bemaltes Reisetagebuch: „In Bonn haben wir einen Stadtralley gemacht, in Köln konnten wir zwischen verschiedenen Museen wählen, und in Königswinter auf dem Drachfelsen wurde uns die Geschichte von Siegfried erzählt, die kannte ich aber schon aus dem Deutschunterricht.“

Nach dem Sightseeing wohnten die Schüler in Gastfamilien, bei „unseren Brüdern und Schwestern“, wie Xenia es nennt. In Zukunft möchte die Schülerin in München Medizin studieren. Für Dr. Reinhard Zühlke ist Xenia ein leuchtendes Beispiel, wie man die Schüler überzeugen kann, ihre Zukunft mit Deutsch zu verbinden. Er möchte noch vielen Schülern das Deutsche Sprachdiplom überreichen – eine „herrliche und bedeutende Zeremonie“ und ein Nachweis, dass die Schüler das Argumentieren gelernt haben.

Von Christine Karmann

06/11/09

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