Rausa Mussabajewa aus Ekibastus beschäftigt sich seit 1985 mit Übersetzungen aus dem Deutschen ins Kasachische. 2013 nahm sie am Projekt des Goethe-Instituts „Schriftzüge. Übersetzer in Bewegung“ teil. Als Resultat ihrer erfolgreichen Teilnahme erschien ihre Übersetzung des Romans „Die Fische von Berlin“ der deutschen Schriftstellerin Eleonora Hummel in Almaty.

Liebe Frau Mussabajewa, welche Schwierigkeiten hatten Sie bei der Übersetzung des Romans „Die Fische von Berlin“?

Mir fehlte ein großes Deutsch-Kasachisches Wörterbuch, es gibt nur ein kleines Deutsch-Kasachisches Wörterbuch aus dem Jahr 1977. Es ist schade, dass bis heute noch kein großes Deutsch-Kasachisches und großes Kasachisch-Deutsches Wörterbuch herausgegeben wurde. Deshalb benutzte ich meistens ein großes Deutsch-Russisches und dann ein großes Russisch-Kasachisches Wörterbuch. Das alles hat viel Zeit gekostet.

Wie interessant wird Ihrer Meinung nach der Roman für die kasachischen Leser?

Der Roman bietet kasachischen Lesern die Möglichkeit, die schrecklichen Folgen des Stalinregimes, die Tragödien der „Säuberungen“ kennenzulernen, diesmal aus der Sicht von Alinas Opa.

Wer oder was hat in Ihnen die Liebe zu Literatur geweckt? Welche Autoren lesen Sie am liebsten? Warum?

Meine Eltern erzählten mündlich überlieferte Epen, rezitierten Poeme kasachischer Volksdichter. Meine Geschwister und ich waren Leseratten und mochten schöngeist-ige Literatur. Meistens lasen wir Prosawerke kasachischer Schriftsteller, wie „Abais Weg“ von Muchtar Auessow, „Martin Eden” von D.London, „Die Frau in Weiß“ W.Collins, „Schwester Carrie“, „Jennie Gerhardt“ von T.Dreiser, die Novellen von O’Henry, Werke des russlanddeutschen Schriftstellers Herold Belger über die Deportation der Wolgadeutschen nach Kasachstan, die Dichtungen und Poeme von Abai Kunanbajew, Schakerim Kudaiberdiuly, Kadur Myrsa Ali, Mukagali Makatajew, Farisa Ongarsynowa, J.W. Goethe, Schiller, Heine sowie Werke der japanischen Schriftsteller Yukio Mishima und Jassunari Kawabata.

Welche deutsche Autoren sollte man noch ins Kasachische übersetzen und warum?

Ich denke, dass heutzutage „Die Venus im Fenster” von Eleonora Hummel noch unbedingt ins Kasachische übersetzt werden sollte. Weil dieses Buch über die Schwierigkeiten der Angehörigen der deutschen Minderheit erzählt, die nach Deutschland ausgewandert sind. Überhaupt ist dieser Roman eine Fortsetzung des Buchs „Die Fische von Berlin“.

Die Schriftstellerin erzählt mit leisem Humor. Bis heute begnügen wir uns nur mit Trickfilmen, die sich an den Märchen der Gebrüder Grimm orientieren. Man sollte all ihre Märchen ins Kasachische übersetzen.

Die pseudo-autobiografische Trilogie des schweizerischen Schriftstellers Urs Widmer „Der Geliebte der Mutter” bietet sich ebenfalls zur Übersetzung an. Dem Autor ist es meisterhaft gelungen, das Porträt einer unglücklichen Frau zu zeichnen. Die wegen der Liebe zum Dirigenten Edwin gedemütigte Seele der Frau geht dem Leser ans Herz. Der Schriftsteller zeigt, wie große Gefühle zu einem psychischen Zusammenbruch führen können.

Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach das Bücherlesen, insbesondere heute, im High-Tech-Zeitalter? Wie kann man die Liebe zum Bücherlesen anregen?

Das Bücherlesen war, ist und wird in Zukunft seine Bedeutung nicht verlieren. Es bereichert die innere Welt des Menschen. In der Zeit der neuen Technologien ist das Lesen sehr wichtig. Um die Liebe zum Bücherlesen zu entfachen, sollte man Kinder schon früh schöngeistige Literatur lesen lassen.

Außerdem sollten Treffen zwischen jungen Lesern und Schriftstellern organisiert werden. Heutzutage kennt die Jugend Sänger besser als Poeten und Schriftsteller. Das sollte umgekehrt sein.

Was denken Sie, wie wird der Roman „Die Fische von Berlin“ bei den kasachischen Lesern ankommen?

Ich denke, dass der Roman „Die Fische von Berlin“ bei den kasachischen Lesern einen großen Eindruck hinterlassen wird.

Vielen Dank für das Interview!

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