Die kasachstanische Entwicklungsbank (KDB) wurde als die „dynamischste Entwicklungsbank weltweit“ prämiert und befindet sich auf Wachstumskurs. Konkurrenz könnte die KDB durch eine russisch-kasachstanische Neugründung erhalten. Deren Perspektiven sind allerdings unklar.

Die kasachstanische Entwicklungsbank (KDB) wurde als die „dynamischste Entwicklungsbank weltweit“ prämiert und befindet sich auf Wachstumskurs. Konkurrenz könnte die KDB durch eine russisch-kasachstanische Neugründung erhalten. Deren Perspektiven sind allerdings unklar.

Am Rande des turnusgemäßen Treffens der Eurasischen Wirtschaftsgemeinschaft (EEC) mit ihren Mitgliedern Kasachstan, Kirgisistan, Russland, Tadschikistan und Weißrussland verkündeten Wladimir Putin und Nursultan Nasarbajew Ende Juni die Gründung einer regionalen Förder- und Investitionsbank ihrer beiden Länder.

Laut Presseberichten wurde die Gründung vor allem von kasachstanischer Seite vorangetrieben. Die Bank mit 1,5 Milliarden US-Dollar Stammkapital soll ihren Hauptsitz im kasachstanischen Finanzzentrum Almaty haben, eine Repräsentanz in St. Petersburg unterhalten und ihrem Aufbau nach dem Vorbild der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) folgen. Russland will eine Milliarde des Stammkapitals aufbringen, die kasachstanische Seite die restlichen 500 Millionen. Den Vorsitz soll zunächst ein russischer Staatsbürger innehaben.

Zukunftsprojekt Russisch-Kasachstanische Investitionsbank?

Laut der Nachrichtenagentur RIA Nowosti wird diese russisch-kasachstanische Investitionsbank Ende des Jahres ihre Tätigkeit aufnehmen können. Präsident Putin erklärte dazu: „Entsprechende Planungen sind schon lange vorangetrieben worden. Satzung und wichtige Formalia sind abgestimmt. Damit braucht es noch zwei bis drei Monate, bis eine gute Investitionsbank funktioniert und gemeinsame Projekte Russlands und Kasachstans umsetzt. Auch anderen GUS-Staaten steht es offen, Aktionäre der Bank zu werden.“ Die ECC-Förderbank soll Projektfinanzierungen realisieren und eine eigenständige Industrie- und Förderpolitik ermöglichen. Auch andere Integrationsräume -Musterbeispiel ist die EU-  verfügen über eigene regionale Förderbanken ohne kurzfristige Gewinnmaximierungsinteressen. Es existieren auch Entwicklungsbanken, die nicht direkt mit einem regionalen Abkommen und damit einem bestimmten Länderkreis verbunden sind. Somit ist die russisch-kasachstanische Initiative im Kern nichts Besonderes. Dennoch stellt sich die Frage der ökonomischen Sinnhaftigkeit, ihrer internationalen Anerkennung und möglichen Bedeutung für die EEC und Zentralasien – ihrer Zukunftsperspektive.

Gemäß den von internationalen Investoren und Ratingagenturen wie Standard and Poors (S&P), Moodys oder Fitch bewerteten quantitativen und qualitativen Faktoren können derzeit nur Russland und Kasachstan die Gründung einer zentralasiatischen Förderinstitution realisieren, die sich am internationalen Kapitalmarkt refinanzieren kann. Beide Länder gelten als politisch stabil, kooperieren bei Großvorhaben mit ausländischen Investoren, verfügen über intakte Wachstumsperspektiven und gelten international als solide Schuldner. Zumal Kasachstan als einzige der fünf Republiken Zentralasiens wie Russland ein international anerkanntes Rating bedeutender Ratingagenturen besitzt – ein Rating, das im von Investoren als solide betrachteten investment-grade Bereich liegt und mindestens von zwei Agenturen bestätigt ist.

Alleingang zweier Präsidialrepubliken

Daher könnte die russisch-kasachstanische Förderbank, mit hinreichend Kapital ausgestattet, am internationalen Kapitalmarkt Anerkennung finden und sich zu Konditionen refinanzieren, die für sinnvolles Fördergeschäft – sprich kostengünstige Kreditweitergabe – notwendig sind. Inwiefern andere Staaten Zentralasiens in Zukunft Aktienanteile zeichnen und ihre Finanzierungsmöglichkeiten stärken könnten, ist in Anbetracht ihrer Wirtschaftskraft, ihrer politischen Stabilität und ihres bisherigen Kapitalmarktauftritts fraglich. Das Projekt Putins und Nasarbajews könnte sich zum russisch-kasachstanischen Alleingang entwickeln – zumal beide Länder zeitweise an dem Projekt einer Förderbank für die südrussischen und nordkasachstanischen Bezirke an der gemeinsamen Grenze arbeiteten.

Will sich das Gemeinschaftsprojekt indes als Förderinstitution der EEC etablieren, wird sie unter der derzeitigen Konstellation nicht auf uneingeschränkte Kooperationsbereitschaft der internationalen Staatengemeinschaft setzen dürfen. Alexander Lukaschenko, derzeit Vorsitzender des zwischenstaatlichen Rates der Eurasischen Wirtschaftsgemeinschaft, ist sicherlich kein präferierter Kooperationspartner anderer Entwicklungsbanken, die sich marktwirtschaftlich-demokratischer Transformation verpflichtet haben. Investoren beurteilen die Etablierung einer Förderbank der beiden Länder kritisch und bemängeln bereits starke politische Einflussnahme auf die nationalen Förderinstitutionen.

Es gibt sie bereits – die erfolgreiche Entwicklungsbank Zentralasiens

Der bisherige Erfolg der vor vier Jahren gegründeten kasachstanischen Entwicklungsbank (KDB) – die im Gegensatz zu ihrem russischen Gegenpart (RDB) große internationale Anerkennung genießt – sollte gerade für Kasachstan die geplante Neugründung wenig attraktiv erscheinen lassen. Der Geschäftsbankensektor in Kasachstan gilt als der solideste und fortschrittlichste der GUS, die Volkswirtschaft verfügt Marktbeobachtern zufolge über bessere fiskalische und makroökonomische Perspektiven, und das Rating einer Förderbank ist nicht unabhängig von ihrem Eigentümer. Die KDB wurde im Mai 2005 mit der Auszeichnung für herausragende Leistungen vom renommierten Londoner Branchenmagazin Euromoney als „dynamischste Entwicklungsbank weltweit“ prämiert. Nun steckt die KDB international ihre Fühler aus. So will sie beispielsweise eng mit der russischen autonomen Republik Tartarstan oder der chinesischen Förderbank kooperieren und plant nach eigenen Angaben die Expansion in Zentralasien.

Die Prämierung der KDB erfolgte auf Grund „ihres Marktauftrittes, ihrer Profitabilität und Wachstumspotentiale“ sowie der „Qualität von Erträgen und Management“, so Euromoney. Dies sind wichtige ökonomische Kritierien, die Bankanalysten führender Finanzinstitute und internationaler Ratingagenturen bei der russischen Entwicklungsbank RDB nur eingeschränkt erfüllt sehen. Die Ratingspezialisten halten für die KDB eine kommende Heraufstufung der Bonitätsbewertung für wahrscheinlicher als eine Herabstufung – die Perspektiven für die RDB seien weniger klar, so der S&P-Analyst Luc Marchand.

Kasachstan und Russland verfügen nicht nur bereits über eigene nationale Förderbanken. In Zentralasien sind neben den weltweit tätigen Entwicklungsinstituionen auch die international etablierten Förderbanken Europas und Asiens (EBRD und ADB) mit Expertise und beträchtlichem finanziellem Engagement vor Ort – mit denen die KZD bereits erfolgreich Projektfinanzierungen arrangierte. Mit der EBRD unterzeichnete die KDB 2004 sogar ein Memorandum über künftige Prinzipien der Kooperation. Eine Intensivierung solcher Kooperationen und eine Stärkung der erfolgreichen KDB anstatt einer Neugründung erscheinen sinnvoll. Denn vor dem Hintergrund der Standings von EBRD, ADB und KDB am Kapitalmarkt können sie kostengünstigere Finanzierungskonditionen bieten als eine gemeinsame Entwicklungsbank Russlands und Kasachstans. Natürlich nur gemäß ihren Kriterien für transparente und effizient gemanagte Projektfinanzierungen der demokratisch-marktwirtschaftlichen Transformation.

26/08/05

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