„Es gibt immer negative Seiten, in jedem Zustand, aber ich finde immer Möglichkeiten zur Korrektur“ – Horst Küsters, Gewerkschafter aus Deutschland.

Am Wochenende organisierten die Friedrich-Ebert-Stiftung und die kasachische Gewerkschaft „Odak“ in Almaty ein weiteres Seminar aus der Themenreihe: “Die Aufgabe von Gewerkschaften für Lösungen von Konflikten“. Etwa 20 engagierte Teilnehmerinnen aus ganz Kasachstan übten zwei Tage lang die Kunst der Rhetorik. Horst Küsters, ein erfahrener deutscher Gewerkschafter, leitete dieses Seminar.

Horst Küsters ist ein intelligenter Mann, der die Aufmerksamkeit der Teilnehmerinnen schnell für sich gewinnen konnte. Das Programm bestand nicht nur aus juristischen und formalen Aspekten, sondern ebenso aus psychologischen Fragestellungen. Das Hauptaugenmerk dieses Seminars lag auf dem Training von Rhetorik, Gesten und Verhandlungstechnik, um bei Verhandlungen zum Thema Kollektivvertrag die festgesteckten Ziele erreichen zu können.
Nach dem Seminar sprach die Deutsche Allgemeine Zeitung mit Horst Küsters.

Herr Küsters, was war das Hauptziel dieses Seminars?

„Es ist das dritte Seminar mit kasachischen Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen, die Gewerkschaftsmitglieder sind. Sie sollen mit Hilfe dieser Seminarreihe in ihren Rechten ausgebildet werden. Wir arbeiten bewusst auf der Grundlage des Arbeitsgesetzes, um sie in die Lage versetzen zu können, ihre Interessen in den Betrieben besser wahrzunehmen.“

Das Seminar gibt den Teilnehmerinnen die Möglichkeit, ihre Kräfte zu konsolidieren. Mit Hilfe dieses Programms konnten die Arbeitnehmerinnen die Finessen eines Gesprächs lernen. Es soll dabei eine Hilfestellung sein, wie man seine Ziele ohne Streik erreichen kann oder wie man seine Argumente kurz und präzise darstellt. So lautete die Hauptfrage des Seminars: Wie kann ich mein Hauptargument so vermitteln, dass es die Leute überzeugt?

Es war ein spannendes Seminar, da ein interaktiver Dialog zwischen Veranstalteter und Teilnehmer stattfand. So wurde schon am ersten Tag demonstriert, auf welchem Niveau die rhetorischen Fähigkeiten der einzelnen Teilnehmerinnen lagen. So musste jeder Teilnehmer einen kurzen Vortrag vor der Kamera halten. Mit Unterstützung Horst Küsters konnten die Fehler korrigiert werden; Küsters gab den Teilnehmerinnen Tipps&Tricks an die Hand.

Warum, denken Sie, ist es so wichtig, Rhetorikfähigkeiten zu entwickeln?

„Das Thema der Seminarreihe ist es, Kollektivverträge zu verhandeln. Für diese Verhandlungen ist es von großer Bedeutung, dass die Arbeitnehmerinnen rhetorische Fähigkeiten besitzen, um auf Augenhöhe mit den Arbeitgebern verhandeln zu können. Es ist wichtig, dass Arbeitnehmerinnen Verhandlungstechniken erlernen, die ihnen helfen sollen, bei solchen Verhandlungen zu überzeugen, da auf der anderen Seite in der Regel gut ausgebildete Manager stehen, die ebenfalls Rhetorikseminare besucht haben und in Verhandlungstechniken geübt sind. Wir möchten mit unserem Seminar eine kleine Stütze geben, damit sie in dieser Sache mithalten können.“

Rhetorik ist eine Kunst. Es ist wichtig, die Atemkontrolle zu behalten, den Ton zu halten, eine Pause auszuhalten und die Gedanken kurz und bündig aufzuzeigen. Dafür bereitete der Veranstalter interessante und aktive Übungen für die Teilnehmer vor. So mussten beispielsweise die Mitglieder des Seminars eine aktuelle Zeitung lesen und daraus einen Artikel wählen und dessen Inhalt kurz und bündig wiedergeben.

Darüber hinaus war ein weiterer Schwerpunkt des Seminars die Körpersprache. „Jetzt wird es interessant, jetzt zeigen wir anhand von Bildern, wie unsere Körpersprache auf andere Menschen wirkt ,“ versprach Horst Küsters. „Das Ziel dieses Beitrags ist es, den Gegner besser zu verstehen. Dies kann man oftmals über Gesten und Mimik. Während des Seminars hatten die Teilnehmer die Aufgabe, die Gesten und Mimik der Bilder zu deuten.“ Aber Horst Küsters betonte auch: „Es ist nicht richtig, nur durch eine Geste die ganze Situation zu interpretieren.“

Welche Erwartungen knüpften Sie an das Seminar?

“Leider haben wir es nicht geschafft, in Almaty einen Rhetorikspezialisten zu finden, der uns die rhetorischen Grundlagen hätte beibringen können. So haben wir versucht, es selbst zu machen. Ich habe mehrere Jahre an speziellen Rhetorik- und Verhandlungsschulungen teilgenommen. Da ich kein Muttersprachler der russischen Sprache bin, hatte ich die Befürchtung, dass es nicht so gut ankommen wird.“

Eigentlich können wir die Bedeutung von Gesten mit eigenen Augen sehen, wenn Horst Küsters mit seiner Mimik und seinen Gesten den Sinn von Rhetorik auf Deutsch beschreibt. Ebenso ist es sehr interessant, dass Horst Küsters schwierige Sachen an einfachen, alltäglichen Beispielen erklärt. Er betonte, dass man ein großes Ziel mit kleinen Schritten erreichen kann.

Welche Eindrücke haben Sie von den bereits absolvierten Seminaren bekommen?

„Darf ich zurückfragen, welchen Eindruck Sie bekommen haben?“

Es war sehr kreativ und lehrreich, aber wir haben nur an diesem einen Seminar teilgenommen. Und das heutige Seminar war eher untypisch.

“Sehen Sie, diesen Eindruck habe ich auch bekommen. Ich habe festgellt, dass die Präsentationen auf einem hohen sprachlichen und inhaltlichen Niveau waren. Wir haben versucht, Mimik und Gestik in die Schulung einzubringen. Das ist meiner Ansicht nach auch gut angekommen. Ich bin sehr zufrieden.“

Von Alexandra Davydova und Nurgul Zhazykbayeva

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