Das Deutsche Theater Kasachstan zeigte das „Kleine Kammerspiel“ der österreichischen Schriftstellerin Brigitte Schwaiger. Das zunächst oberflächlich wirkende Spiel brachte einige gesellschaftliche Themen zur Sprache.

Eigentlich wollte sie sich nur schnell frisch machen – ja und vielleicht dem Mann entkommen, mit dem sie gerade noch im Restaurant saß. Doch die Dame mit dem schwarzen Kleid und dem Schlangenledergürtel wird von der Toilettenfrau festgehalten.

So beginnt das „Kleine Kammerspiel“ der österreichischen Schriftstellerin Brigitte Schwaiger. Es feierte vergangenes Wochenende Premiere in Almaty. Das Deutsche Theater Kasachstan zeigte es zum ersten Mal im kleinen Saal des Lermontow-Theaters.

Zwei Frauen, abgeschieden von der übrigen Welt. Worüber sprechen sie wohl: Kosmetik, Geld, Männer? Das sind die gängigen Klischees, die jedem sofort dazu einfallen. So einfach ist es allerdings in der Welt von Brigitte Schwaigers „Kleines Kammerspiel“ nicht. In der ungewohnten Umgebung zwischen Waschbecken, Kabinen und Putzmittel entwickelt sich ein Machtspiel zwischen zwei Frauen.

Die eine, gespielt von Lydia Hahn ist eine pflichtbewusste, akkurate kleine Putzfrau, die allerdings ihren Kundinnen nichts durchgehen lässt. Sie erwartet, dass jede, die ihr stets sauberes Reich der Kacheln betritt, dies zu schätzen weiß und es ihr entlohnt. Sollte eine Kundin ihre Arbeit nicht entsprechend wertschätzen, beginnt sie um ihre Anerkennung zu kämpfen. Auf diese Weise gerät die Dame mit dem schwarzen Kleid und dem Schlangenledergürtel in ihre Fänge. Sie wird gespielt von Larissa Fatejewa. Der Machkampf beginnt.

Die Dame mit dem Schlangenledergürtel ist es gar nicht gewohnt, zurechtgewiesen zu werden – schon gar nicht von einer Putzfrau. Die sozialen Rollen vertauschen. Denn die kleine Toilettenfrau hat plötzlich Macht über die Dame, die zunächst vor nichts zurückschreckt und ihre Widersacherin tätlich angreift. Letztere versucht zu bestechen und Mitleid zu erregen, indem sie ihr eine traurige Geschichte über ihr Pech mit den Männern erzählt. Dies alles hilft aber nichts, denn die Putzfrau hat die Schlüssel zur Tür und lässt sich nicht erweichen.

An der Kompromisslosigkeit ihrer Figur prallen alle Bestechungsversuche der Figur der Dame ab. Somit gewinnt das „Kleine Kammerspiel“ von Brigitte Schwaiger kurzzeitig an inhaltlicher Tiefe, weil es neben dem banalen Schicksal der von der kompromisslosen Putzfrau eingesperrten Dame gesellschaftliche Themen wie Liebe, soziale Rollen, Machtverhältnisse und Korruption anschneidet. Dies alles zeigten die beiden Schauspielerinnen Lydia Hahn, der es sogar gelang, einen österreichischen Dialekt anzuschlagen, und Larissa Fatejewa mit nur dieser einen Szenerie in der Restauranttoilette.

Von Dominik Vorhölter

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