Oskar und die Dame in Rosa von Eric-Emmanuel Schmitt stand in diesen Tagen zum ersten Mal auf dem Spielplan des Deutschen Theaters Almaty. Von den Zuschauern wurde es mit stehenden Ovationen gefeiert. Das Publikum war Zeuge, wie der unheilbar an Krebs erkrankte Oskar, in seinen letzten Lebenstagen statt zu resignieren, mehr Energie denn je entfaltet und sein Schicksal so akzeptiert, wie es ist.

/Foto: Tanja Schrade/

„Wie ist denn eigentlich deine Adresse?“, fragt der zehnjährige krebskranke Oskar Gott. Im Krankenhaus wird Oskar von „Oma Rosa“, der Dame in Rosa, die ihn in der Kinderklinik besucht, dazu ermuntert, seine Gedanken Gott anzuvertrauen. Anfangs glaubt Oskar nicht an Gott. „Man hat mich schon mal reingelegt – mit dem Weihnachtsmann.“ Doch dann schreibt er Gott Briefe. Wenn auch zunächst nur, um Oma Rosa zu gefallen. Darin beschreibt er seine Ängste, seine Hoffnungen und seine Wünsche. In einer imaginären Welt erlebt er alle Höhen und Tiefen seines möglichen weiteren Lebens. Dadurch werden die letzten zwölf Tage seines Lebens für Oskar und Oma Rosa zu einer reichen Erfahrung. Denn das tägliche Ritual, an Gott zu schreiben, tut Oskar gut. Es hilft ihm, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden, das Geistige vom Materiellen. Nach und nach entfaltet Oskar Energie, öffnet sich seinen Mitmenschen und dem Leben. Schließlich scheint es, als bekomme er bestimmte Antworten von Gott. Doch er ist nicht ganz überzeugt: Auch wenn er Botschaften erhält, wie kann er sicher sein, dass sie wirklich von Gott kommen?

Obwohl ihm diese Frage unbeantwortet bleibt, wird ihm das nahende Ende durch sein Vertrauen zu Gott erträglich. „Ich habe keine Angst vor dem Unbekannten, sondern die zu verlieren, die ich kenne“, sagt Oskar, als er seinen Tod näher rücken spürt. Wichtiger als zu genesen, wird es für Oskar, Krankheit und Tod zu akzeptieren.

Dabei hilft ihm Oma Rosa. Sie ist so mutig, jeden Tag in die Kinderklinik zu fahren und den nahenden Tod zu sehen. Sie setzt sich mit der Endlichkeit des Lebens auseinander und vergisst dabei ihre eigenen Probleme. Dagegen sind Oskars Eltern mit seinem Schicksal überfordert und begegnen ihrem Kind mit Sprachlosigkeit. Sie haben nicht die Kraft, ihn täglich zu besuchen, und über ihre Geschenke kann er sich nicht freuen. Doch das Band der Verbundenheit zwischen Oskar und Oma Rosa verhindert, dass die Klinik zu einem Ort der reinen Tristesse wird.

Das Ensemble des Deutschen Theaters Almaty um die beiden Hauptdarsteller Philipp Woloschin und Irka Abdulmanowa lässt den Zuschauer eindrucksvoll und bewegend an den letzten Tagen von Oskar teilhaben. Stehende Ovationen – absolut verdient.

Nächste Aufführungen am 12. und 20. März, jeweils 19:00Uhr im Koreanischen Theater (Papanin-Str. 70/1, Ecke Jaroslawskaja-Str.).

Von Tanja Schrade

29/02/08

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