Als „Stein gewordene Lüge der DDR“ bezeichnete Politikwissenschaftler Dr. Wolfgang Kraushaar die Berliner Mauer in seinem Vortrag am Goethe-Institut Taschkent. Er sprach über den Fall der Berliner Mauer bis zur Deutschen Einheit. Die Veranstaltung gehörte zusammen mit der Dokumentation „Wie die Mauer fiel” von Nikolai Jens und der Eröffnung einer Fotoausstellung zum Thema zu den Veranstaltungen, die anlässlich des 20. Jahrestages des Mauerfalls von der Deutschen Botschaft in Usbekistan in Kooperation mit dem Goethe-Institut Taschkent organisiert wurden.

/Bild: Maria Uchanowa. ‚Dr. Wolfgang Kraushaar: „Der Mauerfall besitzt bis heute seinen historischen Code“’/

Ein voller Saal, Gespräche und manchmal auch Diskussionen über die Ursachen und Voraussetzungen des Mauerfalls – die gemütliche Atmosphäre im Lektionssaal des Goethe-Instituts Taschkent machte einen grauen trüben Novemberabend ein bisschen bunter. Vor 20 Jahren fiel das letzte Symbol des Kalten Kriege, eine Grenze, die so lange ein Volk in zwei verschiedene Lager geteilt hatte. „Am 10. November 1989 schienen die Dinge klar zu sein: Die Mauer ist gefallen. Man kann sagen, dass dieses Ereignis bis heute seinen historischen Code besitzt“, sagte Dr. Wolfgang Kraushaar, Mitarbeiter am Hamburger Institut für Sozialforschung in seinem Vortrag über den Fall der Berliner Mauer.

Seiner Ansicht nach gibt es eine ganze Reihe von Faktoren, die damals die Öffnung der Mauer bewirkt haben. Eine einzelne Ursache existiere nicht. Es seien nicht nur politische und wirtschaftliche Voraussetzungen, sondern auch soziale Entwicklungen wie z.B. die Friedensbewegung für die Wiedervereinigung von Ost und West entscheidend gewesen.

Die Zählung der Menschenopfer

Um dem usbekischen Publikum die Ereignisse der Nacht vom 9. zum 10. November und ihre Vorgeschichte anschaulicher zu machen, wurde auch ein Dokumentarfilm „Wie die Mauer fiel” von Nikolai Jens gezeigt. Eine dramatische Geschichte, die davon erzählt, wie Familien und Verliebte verteilt wurden, wie viele Ostberliner ihr Leben aufs Spiel setzten und nach Westen flohen. Am 21. August 1961 wurde der erste Flüchtling erschossen, und von diesem Zeitpunkt an beginnt die Zählung der Menschenopfer.

Viele Zuschauer waren sehr stark beeindruckt. Man hatte bestimmt sehr viel über die Berliner Mauer gehört, einiges gelesen, aber nie wurde der Mauerfall dem usbekischen Publikum so nah gebracht. Schicksale von einfachen Menschen, die der Wirbelsturm der Geschichte betraf, wurden geschildert. Ein langer Applaus folgte dem Ende des Films.

Zum Brennpunkt des Abends wurde die Eröffnung der Fotoausstellung „Vom Fall der Berliner Mauer bis zur Deutschen Einheit“, die das Goethe-Institut Taschkent und die Deutsche Botschaft in Usbekistan veranstalteten. Das Leben der Menschen beiderseits des Symbols der Weltteilung, die Aufnahmen, die während der Mauer in den meisten westlichen Zeitungen und Zeitschriften gedruckt wurden, Demonstranten mit Plakaten, an denen die legendäre Aussage geschrieben stand: „Wir sind ein Volk!“ Das war keine ausgegebene Losung, das war ein Aufruf, die am 13. August 1961 versteinerte Lüge abzureißen.

Gespräche und Diskussionen auf Deutsch, Cola in Sektgläsern und hin und her laufende Journalisten, die die Namen, Daten und Einzelheiten der Geschehnisse der Nacht, in der die Berliner Mauer geöffnet wurde, aufzuklären versuchten. So endete dieser Novemberabend im Gebäude des Goethe-Instituts Taschkent.

Von Maria Uchanowa

04/12/09

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