Die Natur ist für Nikolai Gasejew mehr als ein Motiv für seine Ölgemälde. Mit energischen Pinselstrichen versucht er auf seinen reliefartigen Leinwänden die Umgebung so abzubilden, wie er sie sieht. Noch bis zum 25. Juli zeigt die Galerie Tengri-Umai in Almaty die Einzelausstellung seiner Werke unter dem Thema „Dieses Eine“.

/Bild: Christine Karmann/

„Der Traum der Ameise über Herbstblätter und eine Melonenschale“ – Nikolai Gasejew dichtet gerne poetische Titel zu seinen Werken. Die Auswahl von knapp 40 Naturbildern, welche die Galerie Tengri-Umai in Almaty noch bis zum 25. Juli zeigt, bilden eine „frischgemähte Wiese mit etwas Kugelartigem in Rosa“, eine „Tulpe, die ihre Knospen über Nacht einzieht“ oder den „Ort, wo ein Apfel heruntergefallen ist“ ab. Und zwar in der Bildsprache des in Almaty und St. Petersburg lebenden und arbeitenden Malers Nikolai Gasejew, 63.

„Unzweifelhaft zählen meine Naturbilder nicht zu den traditionellen Landschaftsmalereien, sondern entstammen meinem Interesse, den Raum, der mich umgibt, und die Körper dieses Raumes in meiner persönlichen Wahrnehmung zu zeigen“, beschreibt der Künstler seine Arbeitsweise. Für den Stil des Malers ist charakteristisch, dass ihm oft die glatte und eckige Leinwand nicht ausreicht. So zerstört er deren Oberfläche und schafft unterschiedliche Höhengebilde mit wellenartigen Rändern. Die füllt er dann mal mit bunten Farbschichten und Tupfern, mal mit braunen und schwarzen Flächen aus, je nach seiner Naturwahrnehmung.

Der Moment des Erkennens

Wie kommen die Bilder beim Betrachter an? Der eine und andere Besucher der Galerie liest den Titel des Werkes und beginnt zu suchen. Wo befindet sich das zukünftige Haus des Schmetterlings, wo der Fasan, der in den Zweigen des Gartens seine Nachtruhe sucht? Manche Gegenstände wie Tulpen lassen sich leichter ausmachen, andere bleiben verborgen. Für Nikolai Gasejew ist der Moment des Erkennens wichtig. Er versteht darunter jedoch weniger, den Fasan auf seinem Bild aufzuspüren, als vielmehr, mit jedem Blick neue individuelle Wesenszüge der Welt zu ergründen.

Denn seine Bilder malt Nikolai Gasejew nicht nach dem Prinzip der „Nachahmung der Natur“. Stattdessen formt er mit Farbschichten auf seinen reliefartigen Leinwänden eine Abbildung seiner Umwelt, so wie er sie im „Hier und Jetzt“ fühlt. „Alles beginnt mit der Umgebung, in der ich mich befinde“, sagt Nikolai Gasejew. „Alles erscheint auf der Leinwand, nachdem ich die Umgebung erfahren habe“. Manchmal fällt es ihm leichter, einen Zugang zu seiner Umwelt zu finden, manchmal fühlt er sich von ihr getrennt. Manchmal träumt eben auch eine Ameise von Dingen, die sie nicht auf einem Bild sehen möchte.

Einzelausstellung Nikolai Gasejew „Das Eine“, Gemälde 2010-2011, Galerie Tengri-Umai Almaty, 8.-25. Juni 2011. Die Werke kosten etwa um 1.000 Dollar.

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Nikolai Gasejew wurde 1948 in Samara, Russland, geboren. Er beendete 1970 die Kunstschule in Alma-Ata und acht Jahre später die Kunstakademie in St. Petersburg. Seit 1983 ist er Mitglied des St. Petersburger Kunstverbandes. Seit 1997 lebt und arbeitet er in Almaty und St. Petersburg.

Von Christine Karmann

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