Fußball. Fußball, Fußball überall. In Deutschland jedenfalls. Dort sammeln sich Massen aus der ganzen Welt und zelebrieren feierlich das Motto der diesjährigen Fußball-Weltmeisterschaft: „Die Welt zu Gast bei Freunden.“

Sport verbindet nicht nur die Nationen dieser Welt, sondern auch Jung und Alt, Arm und Reich. In den deutschen Turnierstädten tummeln sich die Sportbegeisterten vor Großbildschirmen und begehen das Ereignis in friedlicher Eintracht. Dazu trinkt der Fußballfan in Deutschland den landestypischen Gerstensaft. In Almaty wurde dieser zum Auftakt der Fußball-WM am 9. Juni über Stunden zum Nulltarif ausgeschenkt und rief damit die „Expats“, so nennen sich die Ausländer, in die Hallen des Hyatt-Regency-Hotels. Lufthansa und der Wirtschaftsklub „Eurobak“ sponserten, die Deutsche Botschaft hatte eingeladen und unterstützte das Fest.
Als der skeptische Homo Sapiens die edle Lobby dieses noblen Etablissements betritt, ist diese schon lang vor dem Anpfiff gut gefüllt. Zigarren werden von Krawattenträgern ausgeführt, und gut gekleidete Frauen werfen sich Küsschen zu. Schnell wird deutlich – man kennt sich. Das Bier fließt in Strömen, Hotelangestellte schleppen immer wieder volle Krüge an, auf manchen Tischen ist kaum noch Platz, denn auch nur halbleere Gläser stehen zu Dutzenden darauf. Ein paar Minuten nicht angerührt, greift ein Herr in schwarzem Anzug lieber zu einem frisch Gezapften, als zu einem, das sicher schon schal ist nach so langer Zeit.
Es ist nichts Verwerfliches daran, sich zum Fußballgucken zu treffen, ganz im Gegenteil. Je mehr Nationen vereint sind, umso besser, schließlich sind es ja die Weltmeisterschaften. Aber sollte man nicht in Kasachstan vielleicht auch an alle Kasachen denken und nicht nur an die, die es sich leisten können, allein schon aus kleidungstechnischen Gründen im Hyatt Regency aufzulaufen?

Die Aufgabe der deutschen Auslandsvertretung ist doch die, Deutschland, die Sprache, die Kultur und ganz sicher auch die Menschen aus Deutschland zu repräsentieren. Ist das in einem Oberklassehotel wie dem Hyatt möglich? Zweifelhaft. Die WM bietet eine große Chance, insbesondere für die Deutschen, sich zu zeigen, ein gutes Bild zu hinterlassen. Eines, das frisch gemalt ist, von jedem selbst, individuell so wie es jeder Mensch ist, ohne die platten Klischees. Wäre es nicht eine wunderbare Sache gewesen, auf dem Platz der Republik eine Großleinwand aufzuziehen und gemeinsam Fußball zu schauen? Kasachen und Deutsche liegen sich in den Armen und trinken Bier, wenn die Deutschen Weltmeister werden. Und werden sie´s nicht, feiern sie eben mit den Engländern oder den Südamerikanern. Im Grunde ist es absolut egal, wer gewinnt. Wichtig ist nur das Motto, das die Fußball-WM in Deutschland immer wieder kund tut: „Die Welt zu Gast bei Freunden“.

Von Natascha Heinrich

16/06/06

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