Der chinesische Schriftsteller Mo Yan erhält den Nobelpreis für Literatur. Bei einer Umfrage auf der Webseite nobelprize.org gaben mehr als zwei Drittel der Teilnehmer an, noch kein Werk des 57-jährigen Chinesen gelesen zu haben.


Während Mo Yan ins Russische bislang kaum übersetzt ist, finden alle Literaturfreunde, die zwar kein Chinesisch, wohl aber Deutsch sprechen, gute Voraussetzungen vor: mehrere seiner Bücher gibt es bereits länger in einer deutschen Übersetzung. Darunter befindet sich auch „Das rote Kornfeld“, bekannt insbesondere durch seine Verfilmung, die auf dem Filmfestival Berlinale 1988 mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde.

Trotz der relativen Bekanntheit seines Werkes konzentrierten sich viele Kommentatoren in Deutschland in ersten Reaktionen auf die Preisvergabe nicht auf dessen literarische Qualität. Stattdessen wurde dem Schriftsteller seine mangelnde politische Distanz zum sogenannten „Regime“, also zur chinesischen Regierung, zum Vorwurf gemacht. Erinnert wurde an einen Vorfall im Jahr 2009. Mo Yan war als Teil der offiziellen chinesischen Delegation Gast der Frankfurter Buchmesse. Aus Protest gegen den Auftritt oppositioneller Schriftsteller verließ damals die gesamte Delegation, darunter auch Mo Yan, den Saal.

Gegen die Sichtweise, die Schriftsteller in erster Linie an ihrem politischen Engagement und nicht an ihrer literarischen Leistung misst, machte sich allerdings auch rasch Kritik bemerkbar. Die Sinologin Andrea Riemenschnitter verteidigte Mo Yan zudem in einem Interview mit dem schweizerischen „Tagesanzeiger“ gegen Vorwürfe, er sei „staatstreu“. Vielmehr äußere Mo Yan seine Kritik „in einer Form, die dem Regime erlaubt, diese Kritik zu akzeptieren“. Anderen Oppositionellen käme es dagegen mehr auf medienwirksame Auftritte an: „Das muss man nicht als überlegene Strategie werten.“

Mo Yan äußerte unterdessen, er hoffe, dass Liu Xiaobo bald in Freiheit komme. Liu hatte 2009 den Friedensnobelpreis erhalten und sitzt gegenwärtig in einem chinesischen Gefängnis.

Von Robert Kalimullin

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