Dr. Christoph Bergner, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten:
Sehr geehrter Herr Dederer, sehr geehrte Vorsitzende der Gebietsgesellschaften, leider kann ich heute nicht persönlich an dieser Gründerkonferenz teilnehmen. Ich halte es aber für wichtig, Ihnen mit diesem Grußwort ein paar grundsätzliche Worte auf diese Sitzung mitzugeben. Ihre Tage der deutschen Kultur erfüllen mich mit großer Freude – sie zeigen, die Motivation und Verbundenheit der deutschen Minderheit über das ganze Land Kasachstan hinweg und sie zeigen die Verbundenheit zu den uralten Traditionen der deutschen Kultur, die sich hier im fernen Kasachstan erhalten haben. Ich möchte daher meinen herzlichsten Dank denjenigen aussprechen, ohne die dieses Kulturfestival nicht möglich gewesen wäre.

Insbesonders danke ich Akim (dem Bürgermeister von Kostanai), unter anderem für die Bereitstellung der Räumlichkeiten und der weiteren Infrastruktur. Seine Unterstützung werte ich als einen hervorragenden Beweis dafür, dass die Kasachstandeutschen als vollwertige Mitglieder der kasachstanischen Gesellschaft gesehen werden, die nicht nur die eigene Kultur erhalten, sondern mit ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten auch die Kultur Kasachstans bereichern.

Ferner möchte ich dem Deutsch-Kasachstanischen Unternehmerverband danken: für die finanzielle Unterstützung und das beeindruckende gesellschaftliche Engagement für die Belange der eigenen Minderheit. Diese Unterstützung zeigt, dass die kasachstandeutschen Unternehmer das Herz am richtigen Platz haben und sie sich weiterhin für die Erhaltung der Kultur und Traditionen ihres Volkes engagieren möchten.

Ich freue mich, dass seit Beginn dieses Jahres die Assoziation die vollständige Projekt- und Finanzverantwortung für die Förderung der deutschen Minderheit in Kasachstan auf ausdrückliche Empfehlung der GIZ übernommen hat. Ihre Organisation hat jetzt die Möglichkeit eigenverantwortlicher zu handeln und dadurch langfristig und nachhaltig von innen gestärkt zu werden. Für Sie als Vorsitzende der Gebietsgesellschaften eröffnet sich die großartige Möglichkeit, das demokratische Potential Ihrer Selbstorganisation weiter zu entfalten. Gemeinsam tragen Sie die Entwicklung und Gestaltung ihrer Selbstorganisation in Ihren Händen. Dabei möchten wir Sie als Bundesregierung so weit wie möglich unterstützen.
Ein Lob möchte ich in diesem Zusammenhang dem Büro der AgVDK aussprechen; nach mir überlieferten Zwischenberichten läuft die Arbeit, sei es die Buchhaltung oder auch das Monitoring, dort auch nach der Umstellung sehr gut!

Bestimmte Säulen unserer Förderstruktur möchte ich nur kurz erwähnen, damit sie nicht in Vergessenheit geraten.

Jeweils am Ende des Jahres, voraussichtlich dieses Jahr im Oktober, wird während der Jahresplanungskonferenz über die Verteilung der festgesetzten Gesamtsumme für das nächste Jahr entschieden. Für Ihre Gebiete notwendige Maßnahmen müssen also spätestens bis zum Zeitpunkt der Jahresplanungskonferenz von Ihnen vorgeschlagen worden sein, um Berücksichtigung finden zu können. Die Förderentscheidungen (insbesondere auch über die Personalkosten) liegen entsprechend dem deutschen Haushaltsrecht beim Bundesministerium des Innern. Eine Zweckentfremdung der Mittel ist unzulässig. Nachträgliche Umwidmungen sind nur nach vorheriger Zustimmung des Bundesministeriums des Innern in Ausnahmefällen möglich. Diese Regeln müssen, damit langfristig eine Finanzierung durch den deutschen Bundeshaushalt möglich bleibt, streng eingehalten werden.

Mit Sorge beobachte ich in letzter Zeit die Eigentumsübertragungen innerhalb der Gebietsgesellschaften.

Begegnungsstätten der deutschen Minderheit sind Orte, an denen die Vertreter der deutschen Minderheit sich langfristig versammeln wollen, um sich auszutauschen und um ihre Traditionen und Gebräuche zu pflegen. Diese Möglichkeit sollte durch das Vereinshaus „die Begegnungsstätte“ gewährleistet sein. Dazu gehört das Verständnis als Gemeinschaftsvermögen und nicht als Vermögen Einzelner! Es ist etwas anderes, sich in seinem eigenen Haus zu treffen, oder als Gast in einem fremden Haus einzukehren. Ich werde daher die Zulässigkeit der künftigen Förderung der betreffenden Gebietsgesellschaften prüfen lassen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, auf zwei Prioritäten unserer Förderung möchte ich kurz eingehen: Erstens, den Ausbau der Spracharbeit und zweitens eine engere grenzüberschreitende Vernetzung der deutschen Minderheit durch einen Ausbau der Partnerschaftsmaßnahmen. Die Spracharbeit liegt der Bundesregierung insbesondere am Herzen, wie sie auch durch die Veranstaltung in Rumänien im Juni gesehen haben.
Das Thema der Konferenz lautete „Revitalisierung der Muttersprache“. Eine Revitalisierung, „Wiederbelebung“, ist notwendig, da viele von Ihnen die deutsche Sprache aufgrund der Entwicklung nach Ende des 2. Weltkrieges nicht mehr oder nur teilweise beherrschen. Heute ist es mehr denn je wichtig, dass die Angehörigen der deutschen Minderheit die deutsche Sprache erlernen oder vervollkommnen! Eine Minderheit, die ihre Sprache nicht mehr beherrscht, verliert auf längere Sicht auch ihre kulturelle Identität und damit letztlich ihre Existenz. Die Kenntnis der deutschen Sprache ist auch notwendig für eine sinnvolle Wahrnehmung ihrer Partnerschaftsmaßnahmen.

Der stärkere Ausbau der Partnerschaftsmaßnahmen hat für die Bundesregierung insbesondere drei Gründe: Die Kasachstandeutschen sind erstens als Mittler zur friedensstiftenden Völkerverständigung zwischen Kasachstan und Deutschland mit Ausstrahlung auf ganz Europa und Asien im besonderen Maße geeignet. Zweitens ist die gegenseitige Stärkung und Herausstellung der eigenen Identität als kasachstandeutsche Minderheit in beiden Ländern auch für die Mehrheitsgesellschaft ein bereicherndes Element. Und drittens und meiner Einschätzung nach entscheidend ist, dass durch die Partnerschaften die besten Voraussetzungen geschaffen werden für die Aufnahme und den Ausbau zivilgesellschaftlicher Kontakte auf kultureller, wirtschaftlicher oder politischer Ebene. Den absoluten Schwerpunkt der gesamten Maßnahmen, eingeschlossen der Partnerschaftsmaßnahmen und der Sprachförderung, möchte ich bei den Kindern und der Jugend setzen. Die Zukunft Ihrer Selbstorganisation und sogar der deutschen Minderheit insgesamt hängt von der richtigen Förderung Ihrer Jugend ab. Die Jugendvertreter sind diejenigen, die die zwischenstaatliche Brücke noch am nachhaltigsten festigen können. Sie sind diejenigen, die dabei unsere Unterstützung benötigen.

Nach diesem kurzen Überblick bleibt es mir nur, Ihnen eine gute Konferenz zu wünschen! Ich wünsche Ihnen lebhafte und erfolgreiche Diskussionen!

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