Die Deutschen sind in den vergangenen Jahrhunderten weit herumgekommen. In alle Welt zog es sie. Und da es generell so ist, dass man überall, wo man sich länger aufhält, irgendetwas hinterlässt, findet man auch in Zentralasien viele Zeugnisse über den Aufenthalt der Deutschen. Das Projekt „Deutsche Spuren in Zentralasien“ des Goethe-Instituts Taschkent versucht, genau diese aufzuspüren. Einige wurden im Laufe des Jahres schon gefunden.

/Bild: Ulugbek Chaitow . ‚Umida Chassanowa zeigt Ulugbek Chaitow ihre 21 Jahre alte deutsche Schrankwand.’/

Eine Schrankwand aus Deutschland, geschmückt mit deutschem Porzellan, steht nun schon seit 21 Jahren im Wohnzimmer von Ulugbek Chaitows Tante. Sein Opa schenkte sie seiner Tochter 1989 zur Hochzeit. Über Bekannte, die in Deutschland beim sowjetischen Militär arbeiteten, hatte er das Prachtstück deutscher Handwerkskunst bestellt, aber wie er sie dann nach Taschkent bekommen hatte, weiß die Familie leider nicht.

Entlehnungen aus dem Deutschen

Es ist ein Beispiel für deutsche Spuren in Usbekistan, die zeigen, wie vielfältig die Kontakte zwischen Zentralasien und Deutschland sind und wie deutlich sie sich heute noch zeigen. Diesen Spuren nachgehen und sie dokumentieren, das möchte das Projekt „Deutsche Spuren“ des Goethe-Instituts Taschkent. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Bildungseinrichtungen wie der pädagogischen Hochschule in Taschkent wurden schon einige Spuren entdeckt.

Welcher Art die Spuren dabei sind, ist egal. Sie können Personen, Gebäude oder einfach eine Alltagsbeobachtung darstellen. Die Spurensuche wird vom Goethe-Institut Taschkent mit Vorträgen unterstützt, die sich mit verschiedenen Aspekten der Geschichte der Deutschen in Zentralasien befassen. So erklärte Dr. Bachodir Primow von der Fremdsprachen-Hochschule in Samarkand in einem Vortrag zur Sprache, dass es vermutlich über 500 Wörter im Usbekischen gäbe, die aus dem Deutschen stammten, wie „Gastarbeiter“ oder „Werkstatt“.
Weitere Beispiele für Spuren in Usbekistan findet man in Kokand, zum Beispiel den dortigen Soldatenfriedhof. Schwarze Grabsteine abseits der anderen Gräber erinnern an deutsche Kriegsgefangene, die hier während des Zweiten Weltkriegs starben und dort beigesetzt wurden. Heute ist der Ort für die Einwohner der Stadt ein Mahnmal gegen Krieg und Gewalt. Oder die Singer-Gasse in Kokand: Sie erinnert an die gute alte Nähmaschine, deren Entwickler Isaac Merritt Singer deutsche Wurzeln hatte. Die beliebte Nähmaschine, die man im
19. Jahrhundert auf Raten kaufen konnte, fand sogar Eingang in eine Erzählung des usbekischen Schriftstellers Abdulla Kachor.

Schimpfwort „Schumacher“

Die bisherigen Funde sollen im Herbst dieses Jahres im Rahmen der Deutschland-Wochen in Usbekistan, die das Institut gemeinsam mit der deutschen Botschaft in Taschkent durchführt, präsentiert werden. Aber auch darüber hinaus freut sich die Betreuerin des Projektes in Taschkent, Gerlinde Massoudi, über viele weitere Spuren. Sie selber hat auch eine Spur gefunden. Das Schimpfwort „Schumacher“ für Autofahrer, die rasant auf den Straßen der Stadt unterwegs sind.

Das Projekt soll noch weitergehen. Daher freut sich das Goethe-Institut über jeden, der eine deutsche Spur kennt oder Lust hat, auf Entdeckungstour zu gehen.

Weitere Informationen gibt es unter http://www.goethe.de/ins/uz/tas/lhr/dsz/de/index.htm .

Von Kathrin Justen

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