In diesem Jahr wird der Tag der Einheit des Volkes Kasachstans zum 25. Mal gefeiert. Dieser Tag ist für die Kasachstaner von großer Bedeutung, denn er symbolisiert das Zusammenleben von über 150 Ethnien in Frieden und Freundschaft hierzulande. Verkörpert wird diese Diversität Kasachstans auch von vielen gemischten Paaren und multiethnischen Familien. Eine solche ist die Familie Tastanbekow, mit der wir anlässlich des Feiertages gesprochen haben.

Die Großeltern von Jelisaweta Tastanbekowa, geborene Weiß, stammten aus der Siedlung Boregard im Wolga-Gebiet. Sie erzählten nur wenig von ihrer Jugendzeit – mit Tränen in den Augen erinnerten sie sich daran. Jelisawetas Großvater Heinrich Weiß, damals ein 18-jähriger Junge, wurde 1941 mit seinen Eltern und Geschwistern gemäß dem Erlass über die Zwangsumsiedlung der Wolgadeutschen deportiert. Später geriet er in die Arbeitsarmee und arbeitete auf der Eisenbahn und in Gruben.

Die Großmutter Sofia Hochweiß wurde mit 13 Jahren ebenfalls nach Sibirien deportiert und in die Arbeitsarmee mobilisiert. Jelisawetas Urgroßmutter wurde nach der Kriegszeit Repressalien unterworfen. Alle deutschen Vorfahren Jelisawetas waren bis 1955 Sondersiedler. Laut Berichten der Urgroßmutter haben sich ihre Verwandten eine dankbare Erinnerung an die Zeit bewahrt, als Kasachen sie in ihrem Land aufnahmen und ihnen halfen.

Am Anfang stand ein berühmter Roman

Elisabeth selbst wurde im Gebiet Almaty, im Dorf Kargaly, geboren. Ihr Ehemann Marat Tastanbekow stammt aus der Stadt Karaschal im Gebiet Karaganda. Marat räumt ein, dass die beiden sich unter normalen Bedingungen wohl nie getroffen hätten, da sie in völlig unterschiedlichen Bereichen arbeiteten. Doch gemeinsame Freunde trugen zu ihrer Bekanntschaft bei. Jelisaweta und Marat erinnern sich gut an das Datum ihres ersten Treffens – den 11. Juni 2009. Jelisaweta erzählt, dass sie über Michail Bulgakows Roman „Der Meister und Margarita“ ins Gespräch gekommen seien. Marat habe ihr einige Kapitel vorgelesen und sie mit Margarita verglichen.

Anderthalb Jahre später heirateten die beiden, allerdings ohne eine große Feier abzuhalten. Das große Ereignis wurde mit einem gemütlichen Abend im Restaurant im engen Freundes- und Familienkreis begangen. Zehn Tage später rief dann der Onkel von Marat an: Es habe für sie eine großartige Hochzeit in Taras, wo alle Verwandten Marats lebten, organisiert. Und so heirateten die Tastanbekows noch einmal, nun nach dem muslimischen Ritual „Nikah“.

Symbiose vieler Ethnien

Die Verwandten hatten nichts gegen eine interethnische Ehe. Marats inzwischen verstorbener Vater war Kasache, seine Mutter hat udmurtische und russische Wurzeln. Jelisaweta hat außer deutschen Vorfahren auch Russen und Georgier in ihrem Stammbaum. Die Tastanbekows feiern sowohl kasachische und muslimische Feste wie Nauryz und Kurban-Ait wie auch orthodoxe und katholische Ostern und Weihnachten. Zu letzterem bereitet die Familie immer einen Adventskalender vor. In ihrem Haus werden jetzt alle möglichen Gerichte zubereitet, von Borschtsch bis zu Beschbarmak. Marat gibt zu, dass seine Ehefrau kasachisches Hammel- und Dörrfleisch besser mag als er selbst.

Alle wichtigen Daten der Familie Tastanbekow fallen mit den staatlichen Feiertagen zusammen: die Trauung am 1. Dezember, dem Tag des ersten Präsidenten; die Hochzeit am 16. Dezember, dem Unabhängigkeitstag. Ihr Sohn wurde am Nauryz geboren und ihre Tochter kurz nach Neujahr. Der Tag der Einheit des Volkes Kasachstans sei für sie einer der wichtigsten Festtage, sagen beide. Ihre Familie bezeichnen sie als „eine echte Internationale“ – eine Symbiose aus vielen Ethnien Kasachstans, die in Frieden, Freundschaft und Eintracht zusammenleben.

Aizere Malaisarova

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