Statt wie gewöhnlich zum Debattieren, traf sich der Almatyer Diskussionsklub „Standpunkt“ am vergangen Sonntag einmal zu einer etwas anderen Aktion: Müllsammeln am Medeu, dem Naherholungsgebiet von Almaty.

„Ich war sofort begeistert von der Idee, etwas für die Umwelt zu tun, da ich mich sehr oft darüber ärgere, wie wenig Umweltbewusstsein die Leute hier haben“, erzählt die Deutsche Antje Krüger. Sie ist Sprachassistentin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Almaty.

Sejran Abljamitow hatte die Müllsammelaktion organisiert. Er leitet mit Asilja Muljukowa den Diskussionsklub „Standpunkt“der sich in der Deutsch-Kasachischen Universität (DKU) zum Debattieren trifft.

Zum ersten Mal machten sich Studenten und Absolventen verschiedener Universitäten auf, um die Natur vom Unrat zu befreien. „Die Idee, eine Umweltaktion zu machen, hatte ich schon lange. Es gibt so viel Müll in den Bergen, und ich wollte etwas dagegen tun“, erzählt Sejran Abljamitow, „außerdem sieht man beim Müllsammeln so gut den Erfolg“, lächelt er verschmitzt und zeigt auf die vollen Abfallsäcke. Der 23-Jährige ist Stipendiat des Theodor-Heuss-Kollegs, eines Programms der Robert-Bosch-Stiftung, das ehrenamtliches Engagement fördert. Sein Diskussionsklub an der DKU wird vom Theodor-Heuss-Kolleg unterstützt.

Der Ausflug begann am Morgen des 4. Juni mit dem Bus vom Hotel „Kasachstan“ aus hinauf zum Medeu, dem großen Freiluftstadion etwas außerhalb der Stadt. Neben der Arbeit wollten die Teilnehmer, die sich normalerweise immer in den Räumen der DKU treffen, ihr Beisammensein in der Natur genießen. Letztlich waren es neun, die zu dem ökologischen Marsch zum Fluss Butakowka im Kommissarstal aufbrachen.

Der Weg ist das Ziel

Doch früh zeigte sich die erste Hürde, denn schon am Ausgangspunkt Medeu machte sich Ahnungslosigkeit breit. Keiner der Wanderer wusste den Weg zu den Wasserfällen des Butakowka-Flusses. Aber diese anfängliche Sackgasse hielt die Müllsammler nicht davon ab, einfach loszumarschieren und das tat der guten Laune keinen Abbruch. Die Mitglieder des Debattierklubs waren zwar noch nicht am eigentlichen Ziel angekommen, aber, erschöpft vom Fußmarsch, wurde schnell ein idyllischer Platz für ein Picknick gefunden. Auf einer Anhöhe, nahe eines kleines Pfades, umringt von den Bergen, verzehrten die Hungrigen die mitgebrachten Leckerbissen. Das leuchtende Grün der Wiese und ein Meer von Blumen, Vergissmeinnicht und Löwenzahn wurden jedoch von den Überresten eines alten Autowracks gestört.

Nachdem der Imbiss verzehrt war und die „Standpunktler“ sich wieder erholt hatten, spielten sie Federball. Doch das im Gefälle zu spielen, erwies sich schnell als Schnapsidee und wurde gegen ein Mannschaftsspiel eingetauscht. Das motivierte und rief den gemeinsamen Plan wieder ins Gedächtnis – Müll zu sammeln.

Nach dem Vergnügen kommt die Arbeit

So wurde zusammengepackt, und die Wanderer machten sich auf den Heimweg und somit an die Arbeit. Damit der Unrat nicht zum Wanderziel und wieder zurück getragen werden mußte, wurde der Abfall erst auf dem Rückweg aufgelesen. Skeptische Blicke bekamen die Sammler, Passanten fragten neugierig, ob und von wem die Gruppe denn gezwungen worden sei, den Dreck aufzuheben. Einstimmig antworteten die Umweltschützer: „Das machen wir alles aus freien Stücken!“, erklärten ihre Motivation, und zogen weiter. Ein Wachmann in der Nähe des „Medeu“ fragte verwundert: „Woher kommt denn dieses Engagement – seid ihr etwa von Greenpeace? Bekommt ihr etwas dafür?“ Wieder erklärten die Mitglieder des Diskussionsklubs ihr Anliegen und ließen sich nicht von der eigentlichen Aufgabe abbringen.
Letztendlich war es ein richtiger Müllberg, der gesammelt worden war, sechs große Säcke voll. Auch wenn nur ein kleiner Teil des Drecks in den Bergen beseitigt wurde, ein erster Schritt zur Sauberkeit ist getan, und von Anstrengung war dabei noch nicht einmal etwas zu spüren, wie Julia Paschewkina erzählte: „Ich war schon bei der ersten Wanderung dabei, und es hat mir sehr gefallen. Ich gehe gern wandern und mit den unternehmungslustigen Leuten vom Diskussionsklub macht sogar Müllsammeln viel Spaß.“ Das Ereignis kann also wiederholt werden, dann vielleicht sogar mit der Unterstützung von noch mehr fleißigen Händen!

Von Sejran Abljamitow und Eva Hotz

16/06/06

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