Der junge Mann vor mir in der Reihe trägt einen Rucksack mit dem Emblem der Fußball Weltmeisterschaft in Brasilien.

Er ist auch mit dem Flugzeug aus Amsterdam gerade in Almaty gelandet und hat wohlmöglich noch eine längere Reise hinter sich als ich. In der Hand hält er ein hellbau-türkisfarbenes Heftchen, das ihn als kasachischen Staatsbürger ausweist. Das zeigt er der Grenzkontrolleurin, die ihm darin den Einreisestempel drückt. Bis ich einen Stempel in meinen Pass bekomme dauert es noch. Vor mir stehen ungefähr alle Passagiere der Boing 737. In der Zwischenzeit piept das Handy. 0:2 für Deutschland! Ich rücke zentimeterweise zu den Häuschen an der Grenzkontrolle vor. Hinter mir füllen ein paar Passagiere die Migrationskarte aus. Das ist ein weißer Zettel, auf den jeder Informationen für die Einwanderungsbehörde eintragen muss. Ich komme aus Deutschland, dem Land, dessen Nationalmannschaft gerade gegen Brasilien spielt und frage mich: Ob auch der Holländer, der zu meiner größten Verwunderung ein Deutschlandtrikot trägt und drei Reihen hinter mir im Flieger saß auch schon weiß, dass Deutschland gerade das Spiel anführt? Kurz bevor ich an der Reihe bin und meinen Pass vorzeige, steht es 0:4 für die Nationalelf. Ob das auch die Grenzerin mitbekommen hat, der ich gerade meinen Pass gebe? Wahrscheinlich nicht denn sie hat ja alle Hände voll zu tun. Im Augenwinkel sehe ich den Kasachen mit dem Brasilien-Rucksack. Er starrt auf den Bildschirm des Fernsehers in der Gebäckaufnahmehalle. Ich gehe vorbei und lese: 0:5 29. Minute. Khedira. Interessant, es dauert also eine halbe Stunde, um vom Flugzeug über die Grenze bis in die Gepäckausgabehalle zu gelangen. Neben mir steht der Kasache mit einem erstarrten Blick auf den Fernseher. Er trägt ein Brasilien-Trikot. (DV)

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