Eine Zeitschrift über zeitgenössische Kunst gibt es noch nicht in Kasachstan. Im Goethe-Institut versammelten sich junge Künstler zu einem Workshop über die Gestaltung und den Inhalt von Kunstzeitschriften.

Die Medienlandschaft in Kasachstan ist überschaubar. Neben Tageszeitungen gibt es einige Wochenmagazine, Zeitschriften für Frauen und Männer – meist von internationalen Verlagen herausgegeben, die sich mit den Themen Mode, Wirtschaft, Haushalt, Sport beschäftigen. Gibt es auch Kunstmagazine? Warum eigentlich nicht? Was macht überhaupt ein Magazin aus – ist es Kunst oder handelt es sich um Informationsvermittlung?

Auf diese Fragen versuchten Kuratoren, junge Künstler, Studenten der Kunsthochschule im Goethe-Institut Antworten zu finden. Dort fand ein Workshop zur Analyse von europäischen Kunstzeitschriften, ihres Designs und der europäischen Kunstkritik statt.

Der Kunstkritiker Thibaut de Ruyther und Grafikdesigner Peter Hübert diskutierten mit den Teilnehmern über den Inhalt und Gestaltung europäischer Kunstzeitschriften.

Es ging darum, bei den jungen Künstlern, Studenten und Kuratoren aus Almaty ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Journale nicht nur Modezeitschriften, sondern auch Kunstobjekte sein können.

„Ich finde, dass Kasachstan eine Kunstzeitschrift braucht, weil es ein anderer Weg ist, die Menschen mit Kunst zu konfrontieren“ sagt Gaischa Madanowa. Sie studiert derzeit in München, ist gerade in Almaty und war eine Teilnehmerin des Workshops.

„In Europa zum Beispiel geht man mit Kindern ins Museum, die dort etwas über Kunst lernen. Hier gibt es dieses System der Bildung nicht. Auch gehen weniger Leute ins Museum. Daher denke ich, dass eine Zeitschrift eine gute Lösung ist, zeitgenössische Kunst attraktiver zu machen und zu verbreiten“, findet Madanowa. Sie kam auf die Idee, eine Kunstzeitschrift in Kasachstan herauszugeben. Diese Idee soll nun unter den hiesigen Künstlern weiterverbreitet werden. Dazu gehört auch Aufklärung, darüber was überhaupt eine Kunstzeitschrift ist.

Um dies deutlich zu machen, wie das funktionieren kann, hatte Graphikdesigner Peter Hübert aus Deutschland verschiedene Magazine mitgebracht. „Es ist im Prinzip sehr einfach, seine eigne Publikation zu machen. Viele Journale sind aus kleinen Ideen gewachsen“, erzählt er. Zum Beispiel gibt es das Fotomagazin „Der Greif“, eine Sammlung zeitgenössischer Fotographie. Wichtig ist, sich über die Zielgruppe Gedanken zu machen. „Das Design spielt eine große Rolle“, weiß Hübert. Ein gut gemachtes Journal muss sich optisch von bereits bekannten Publikationen unterscheiden. Auch der Inhalt ist nicht unwesentlich. Zum Beispiel veröffentlicht das Journal „Der Greif“ Gedichte neben den Fotos. Texte und Bilder sind auf einem hohen ästhetischem Niveau.

Kunstmagazine bringen auch Kritiken, sind nicht nur reine Kunstobjekte. Thibaut de Ruyther ist Kunstkritiker und schreibt für Magazine wie „artpress“ oder „l’officiel art“. Er berichtete von seiner Arbeit als Kunstkritiker und versuchte den Unterschied zwischen Kunstkritik und Journalismus deutlich zu machen.

Hübert kennt die Presselandschaft in Kasachstan sehr gut. Er war für einige Monate Grafikdesigner bei „Esquire“, einem internationalen Magazin.

Vor einigen Monaten ist die kasachische Zeitschrift „Etage“ erschienen. Es dreht sich neben Kunst auch um Mode und Lifestyle. Ein reines Kunstmagazin gibt es noch nicht. Aber der Workshop sei ein guter Anfang, so etwas innerhalb der lokalen Kunstszene zu initiieren, findet Barbara Freifrau von Münchhausen, Leiterin des Goethe-Instituts Kasachstan. Vielleicht gibt es bald nicht nur einen „Parabol“ aus Wien oder London, sondern auch aus Almaty? „Eine Kunstzeitschrift ist ein wichtiger Bildungsschritt. Viele Menschen interessieren sich schon für Mode und Kunst. Daher sollen die Menschen auch über unsere kasachischen Künstler Bescheid wissen, die auch an internationalen Ausstellungen teilnehmen. Ich finde, dass das sehr wichtig ist“, sagt Geisha Madanowa.

Im Austausch mit Kunstkritiker Thibaut de Ruyther und Grafikdesigner Peter Hübert konnten sich die die lokalen Experten ein Bild vom „Kunstobjekt“ Journal machen, denn sie haben gemeinsam europäische Kunstmagazine genau unter die Lupe genommen.

Die Studentin Madanowa hat bisher noch nichts gehört von einer neuen Initiative, ein Kunstzeitschrift in Kasachstan herauszugeben. Sie sei aber jederzeit bereit, neue Projekte zu unterstützen. Bald muss sie wieder zurück nach München, wo sie ihr Studium abschließen will.

Von Dominik Vorhölter

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