Kasachstan ist ein Land, das von Arbeitsmigranten lebt. Vor allem Frauen aus dem benachbarten Kirgisistan, Usbekistan oder Tadschikistan kommen nach Almaty, um auf den Märkten und Basaren der Stadt zu arbeiten. Dort sind sie mit schlechten Arbeitsbedingungen sowie gesundheitlichen Risiken durch Infektionskrankheiten konfrontiert. Darum wurde das Projekt „Safe City Almaty” von dem Frauen- und Beratungszentrum „Podrugi” ins Leben gerufen.

/ Bild: UNESCO/ I. Andreyeva. ‚Das Projekt „Safe City Almaty” soll die Sicherheit am Arbeitsplatz „Bazar“ verbessern. ‚/

Eine junge Kasachin erhält die freudige Nachricht, dass sie schwanger ist. Im gleichen Atemzug bekommt sie auch die Diagnose HIV positiv. Ein Schock. Angesteckt hat sie sich bei einem Wanderarbeiter, der selbst nicht einmal wusste, dass er das HI-Virus in sich trägt. Dies ist die fiktive Geschichte, die man in der Broschüre des Projekts „Safe City Almaty“ nachlesen kann: eine Geschichte, die der Realität aber nicht sehr fern ist.

Im Jahr 2008 wurden in Kasachstan 1,3 Millionen Arbeitsmigranten hauptsächlich aus dem benachbarten Kirgisistan, Usbekistan und Tadschikistan gezählt. Die meisten von ihnen sehen sich oft schlechten Arbeitsbedingungen, mangelnder sozialer Betreuung und Gesundheitsversorgung gegenüber. Vor allem Frauen, die meist auf Flohmärkten und Basaren arbeiten, stellen dabei eine gefährdete Gruppe dar.

Vor allem Frauen sind gefährdet

Darum haben sich das Beratungs- und Frauenzentrum „Podrugi“ in Almaty, das Regionalbüro der GUS vom Entwicklungsfonds der Vereinten Nationen für Frauen (UNIFEM) und die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) Almaty zusammengeschlossen und Anfang 2010 das Projekt „Safe City Almaty“ ins Leben gerufen. Das Ziel des Projektes besteht darin, die Verkäuferinnen und Händlerinnen auf den Märkten und Basaren der Stadt über Gefahren und gesundheitliche Risiken aufzuklären. Dabei stellt das Thema AIDS einen besonderen Schwerpunkt dar.

Im Rahmen des Projekts wurden kirgisische, usbekische und tadschikische Streetworker ausgebildet, um Aufklärungsarbeit auf den Basaren zu leisten, mit den Frauen auf Almatyner Märkten über ihre Ängste zu sprechen und ihr Risiko, sich mit dem HI-Virus zu infizieren. Aber auch Polizisten, Mitarbeiter von Krisenzentren oder Einrichtungen kultureller Minderheiten nahmen an den Workshops zwischen August und Oktober teil, um sicherer im Umgang mit der Immunschwäche-Krankheit sowie mit Betroffenen umzugehen.

Zahl der Neuinfizierten steigt rasant

Einer der Teilnehmer sagt nach dem Training: „Vor Jahren habe ich in der Schule vieles über HIV gelernt, doch seither habe ich nicht mehr darüber gesprochen. Jetzt fühle ich mich viel sicherer im Umgang mit der Krankheit und kann viel selbstbewusster an andere Arbeitsmigranten herantreten und dieses Thema mit ihnen diskutieren.“

In keiner anderen Region der Welt ist die Zahl der Neuinfizierten in den letzten Jahren so rasant angestiegen wie in Zentralasien. Die Zahl der HIV-Infizierten in Osteuropa und Zentralasien ist laut Angaben des Gemeinsamen Programms der Vereinten Nationen zu HIV/AIDS (UNAIDS) im Zeitraum von 2001 bis 2008 um 66 Prozent auf 1,5 Millionen Menschen angestiegen. Problematisch in dieser Region seien die mangelhaften Gesundheitssysteme, fehlende Medikamente sowie die mangelnde Information über die Krankheit, deren Übertragbarkeit und die Vorurteile und Ängste im Umgang mit der Krankheit.

Genau an dieser Stelle setzt das Projekt „Safe City Almaty“ an. Dabei unterscheidet es sich von anderen Projekten, denn es ist weit mehr als nur eine reine Studie oder Aufklärungsarbeit. Laura Kennedy, aus dem Department für Geistes- und Humanwissenschaften des UNESCO-Büros Almaty erklärt: „Jemand nannte es eine Mini-Intervention, und das ist wohl die passendste Bezeichnung.“

Von Antje Pfeifer

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