Beim Sprachlager der Wiedergeburt Kostanai war auch die 22-jährige Schweizer Studentin Loretta Jufer aus Zug. Die angehende Grundschullehrerin berichtet in der Deutschen Allgemeinen Zeitung über ihre Erfahrungen im Sommerlager der Russlanddeutschen.

Ein Praktikum in Kasachstan? Interessiert las ich die Anzeige auf der Internetseite meiner Hochschule. Ich wurde neugierig und machte mich auf die Suche nach Infos über dieses in der Schweiz eher unbekannte Land. Kurz darauf bewarb ich mich für die Praktikumsstelle in einem Kindersprachlager.

Einige Monate später landete ich mit dreistündiger Verspätung in Almaty, wurde freundlich willkommen geheißen, obwohl es noch sehr früh morgens war und danach ins Hotel gefahren. Ausruhen konnte ich mich nicht lange, denn bald darauf ging es zurück zum Flughafen und mit Blick auf die hohen Berge stieg ich ins Flugzeug ein. Ein paar Stunden später kam ich in Kostanai an.

Während der Autofahrt nach Lissakowsk sah ich zum ersten Mal in meinem Leben Steppenlandschaft. So weit das Auge reichte nur Gras! Ich kam mir winzig vor, war ich doch aus der kleinen Schweiz solche riesigen Dimensionen nicht gewohnt.

Im Sprachcamp

Schon am ersten Abend im Lagerhaus umringten mich einige Mädchen neugierig und halfen sich gegenseitig, Fragen auf Deutsch oder Englisch zu formulieren, die sie mir dann stellten. Von nun an half ich morgens im Deutschunterricht mit und besuchte am Nachmittag mit den Kindern einen der vier Workshops, Kasachisch, Englisch, Tourismus oder Landeskunde, im nahe gelegenen Museum.

Die Kinder erprobten immer wieder ihre Sprachkenntnisse, da sie sehr viele Fragen an mich hatten. Ein Junge gab mir auf Englisch zu verstehen: „Du bist eine sehr gute Übung für uns“. Nicht nur für die Kinder war es ein interessantes Zusammentreffen, sondern auch für mich. Bei vielen gemeinsamen Spielen, wie zum Beispiel dem beliebten Kartenspiel UNO, bot sich die Gelegenheit, einige russische Wörter zu lernen. Die Kinder erwiesen sich als geduldige Lehrer und freuten sich immer sehr, wenn ich wieder einen neuen Ausdruck gelernt hatte.

Kinder sind Kinder

Ich war sehr beeindruckt vom intensiven Sprachunterricht. Drei Fremdsprachen für Kinder zwischen acht und 14 Jahren und dies während der Ferien. Die Teilnehmer schienen damit aber keine Probleme zu haben, im Gegenteil, wissbegierig und aktiv arbeiteten sie in den Lektionen mit. Viele der Kinder kamen mir selbstständiger vor als Gleichaltrige in der Schweiz, aber in einigen Dingen unterschieden sie sich nicht voneinander. Beim Spielen, zum Beispiel, wenn sie mir mit einem breiten Grinsen den Ball vor der Nase wegschnappten oder beim Scherzen, Schwatzen und Lachen.

Die Lagerleitung hatte einen großen Aufwand betrieben, um den Teilnehmern ein möglichst abwechslungsreiches Programm zu bieten. So fand jeden Abend eine andere Veranstaltung statt, darunter eine Quizshow, eine Modenschau, ein Sportwettbewerb und verschiedene Spiele. Die Kinder hatten grossen Spass daran und ergänzten die Abende mit eigenen lustigen Aufführungen.

Durch dass volle Tagesprogramm verging die Zeit wie im Flug, trotzdem konnte ich viele Erfahrungen sammeln. Dank der Ausflüge ins Museum, Schwimmbad und ins Kino und kleinen Spaziergängen in der Umgebung lernte ich das Leben in Kasachstan ein wenig kennen. Aber auch das Essen, die Gespräche mit den Lehrerinnen und natürlich den Kindern brachten mir die Kultur des Landes näher.

Ich werde diese Zeit in sehr guter Erinnerung behalten und hoffe, mit dem ein oder anderen neu gewonnenen Freund in Kontakt zu bleiben.

Von Loretta Jufer

10/08/07

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