Die Sprachassistenten an den Sprachlernzentren in Kasachstan und Kirgisistan leisten vollen Einsatz in der Sache Deutsch. Die seit 2000 tätigen Sprachlernzentren sind offizielle Partner des Goethe-Instituts in Almaty und haben Niederlassungen in Astana, Karaganda, Kostanai, Pawlodar und Ust-Kamenogorsk sowie Bischkek in Kirgisistan. Moritz Gause geht in die Verlängerung und hat sein zweites Jahr angetreten. Zuvor hat er sich aber nochmal zurückbesonnen und seine ersten zwölf Monate in der kirgisischen Hauptstadt reflektiert.

800 Meter über dem Meeresspiegel, umgeben von schneebedeckten Gipfeln im Süden und einer ausgedehnten, fruchtbaren Ebene im Norden, liegt Bischkek. Großstadt. Kleinstadt. Chaotisch. Vibrierend jung. Urban und dörflich, dynamisch, modern und traditionell zugleich. Eine gute Stadt, um zu arbeiten. Voller Kontraste, und doch gemütlich. In zwölf Monaten habe ich in Bischkek und im Rest Kirgisistans viel gelernt. Darüber, wie aufregend Deutschunterricht sein kann. Wie viel Vorbereitung ein guter Unterricht braucht. Und wie häufig doch Improvisation nötig ist. Wie viele Gründe es gibt, Deutsch zu lernen, und welche Lebens– und Familiengeschichten an der Entscheidung beteiligt sein können, diese Sprache lernen zu wollen. Auch habe ich gelernt, wie viele Hindernisse zwischen dem Wunsch, nach Deutschland gehen zu können, und der Umsetzung liegen. Und wie hartnäckige Menschen unter widrigen Bedingungen für die Erfüllung ihres Traumes kämpfen können. Ich bin dankbar für diese Erfahrungen. Auch die Begeisterungsfähigkeit junger Menschen hat mich beeindruckt. In Deutschland liegt vieles schon auf der Schwelle oder wird den jungen Menschen auf dem Silbertablett gereicht. In Kirgisistan habe ich erlebt, wie junge Menschen sich voller Neugierde und Enthusiasmus auf neue Erfahrung einlassen. Und immer weiter und weiter Fragen stellen.
Kauderwelsch-Finale in Astana. Ganz links: Sprachassistent Moritz Gause | Bild: Moritz Gause
Und ich habe faszinierende Menschen getroffen. Besonders im Rahmen des Projektes, das ich mit meinen Sprachassistenten-Kollegen aus Kasachstan organisiert habe: „Kauderwelsch“. Ziel des Projektes war es, den spielerischen Umgang mit der deutschen Sprache zu fördern, Deutschlerner mit der gegenwärtigen deutschen Lyrik bekannt zu machen und: das Selbstbewusstsein zu stärken. Denn nichts macht im Umgang mit einer Sprache selbstbewusster als die Erfahrung, mit eigenen Worten ein kleines Kunstwerk zu erschaffen. Am Abschluss der vier Werkstätten, die in Kostanai, Pawlodar, Schymkent und Bischkek stattfanden, gab es ein von den Teilnehmern selbst gestalteten Poesie-Abend. Mittlerweile ist „Kauderwelsch“ nach einem Finale der ersten Runde in Astana bereits in die zweite Runde gegangen. Das Ziel der Teilnehmer ist es nun, gemeinsam ein kleines Heftchen zu gestalten. Mitte Oktober habe ich zwei Werkstätten in Schymkent und Aktöbe geleitet und bin sehr glücklich über die kreativen Ergebnisse dieser vier Tage. Am meisten berührt haben mich die Verse einer fünfzehnjährigen Schülerin, die an der Kauderwelsch-Werkstatt in Bischkek teilnahm (siehe Kasten).Solche Schülerinnen motivieren mich, immer weiterzuarbeiten. Deutsch zu lehren, Projekte zu organisieren. Das nächste Jahr kann kommen!
Moment
Wie viele Wörter sage ich täglich?
Wie viele? Wie viele?
Wie viele Sachen gehen verloren?
 
Gestern zerstörte mein weinroter
Wortorkan viele Dörfer
Ich besitze blassgrüne keramische Verse
Viele Dinge brechen
Die liebste Kerze meiner Mutter hat mein Bruder zerbrochen
 
Glück bricht
wird verloren
 
auch in der Liebe:
sich kümmern
sich brechen
 
Dschibek Abdylkalykowa, Bischkek 

Moritz Gause

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