Wie üblich wurden auch für das erste Halbjahr in Kasachstan ordentliche makroökonomische Zuwachsraten vermeldet. Langsam gewöhnt man sich an ein stabiles und hohes Wachstum des Bruttoinlandsproduktes.

Wie üblich wurden auch für das erste Halbjahr in Kasachstan ordentliche makroökonomische Zuwachsraten vermeldet. Langsam gewöhnt man sich an ein stabiles und hohes Wachstum des Bruttoinlandsproduktes.

Im vergangenen Jahr hat Kasachstan wieder das absolute Produktionsniveau des Jahres 1989 erreicht, das als Basisjahr für langfristige Vergleiche benutzt wird. Das haben von allen Staaten der GUS bisher nur sehr wenige geschafft. Polen jedoch hat dieses Niveau bereits um mehr als 40 Prozent übertroffen, Ungarn immerhin um 20 Prozent. Zudem ist von den beeindruckenden 10 Prozent Wirtschaftswachstum hierzulande ein großer Anteil nicht auf dem eigenen Mist gewachsen, sondern allein den hohen Weltmarktpreisen für Öl geschuldet. Beachtet man diesen Faktor, bleibt ein hausgemachtes Wirtschaftswachstum von etwa sechs Prozent. Das ist auch noch sehr gut, aber eben schon nicht mehr so schwindelerregend zweistellig.

Wenig gesprochen wird hierzulande über die stark wachsenden Einkommensunterschiede. Diese wachsen schneller als das BIP und sind auch größer als in den meisten anderen Reformländern. Hinzu kommt, dass ein Großteil der Neuvermögenden diesen Reichtum auch demonstrativ zur Schau stellt. Das dürfte für die allgemeine Stabilität des Landes nicht gerade förderlich sein. Kaum Fortschritte kann man für den medizinischen Bereich und den Bildungssektor konstatieren. Die Kindersterblichkeit ist mit 16 auf 1000 Einwohner immer noch erschreckend hoch und liegt im Bereich etwas besserer Entwicklungsländer. Die von der Politik gewünschte Erweiterung der Bevölkerungszahl lässt sich aber nicht nur durch Geburtenerhöhung realisieren, das wäre eher zynisch. Für die Bildung werden vom Staat nach wie vor nur 3,8 Prozent des BIP ausgegeben, für Wissenschaft und Forschung gar nur 0,28 Prozent. Beide Bereiche aber sind der zentrale Faktor für Wirtschaftswachstum und Diversifikation der Wirtschaft – und nicht die begrenzten Ölvorräte. Zum Vergleich: die europäischen Staaten geben im Durchschnitt nicht weniger als 6 Prozent ihres BIP für Bildung und mindestens 2,5 Prozent für die Forschung aus.

Natürlich ist der Bedarf der kasachstanischen Gesellschaft an Investitionen in allen Bereichen enorm. Dennoch, oder gerade deshalb sind Prioritäten zu setzen, die sich eher nicht im Baubereich erschöpfen, sondern auf die wirklichen Zukunftspotentiale des Landes abzielen.

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